Sur la route de Phalère (12)

Das Angebot Kalypsos, Liebe und Unsterblichkeit, kein Altern und eine einsame Insel, auf der er täglich ihre Liebe hätte erfahren können, lehnt Odysseus bekanntlich ab. Er flieht auf einem Floß und wie von Kalypso vorausgesagt erleidet er Schiffbruch, der ihn an der nächsten Insel stranden läßt. Dort finden ihn ballspielende Mädchen im Schilf schlafend und erschöpft. Unter ihnen ist die bildschöne Tochter des Königs, Nausikaa, die zum väterlichen Hof bringt und sich natürlich in Odysseus prompt verliebt. Die nächste Heiratsofferte kommt und Odysseus lehnt wieder ab.


Man möchte meinen: ein Mann mit Charakter, prinzipienfest und treu. Aber ist es tatsächlich nur die Sehnsucht nach Penelope, die ihn abhält? Immerhin ist er nur einen einzigen Tag zuhause, um am anderen Tag gleich wieder aufzubrechen für viele Jahre. Da hilft es auch nicht viel, daß Athene verhindert, daß Eos pünktlich ihre schnellen Pferde anschirrt und die Nacht um eine kurze Zeitspanne verlängert.


Es gibt in diesem Zusammenhang ein interessantes Detail: Odysseus hat ein Ehebett gebaut, daß im Stamm eines Olivenbaums eingelassen ist. Das Schlafgemach ist sozusagen in der Erde verwurzelt. Penelope ist sich nicht ganz sicher, ob der fremde Mann auch wirklich Odysseus ist und das Baumbett dient in der Szene als Test- und Wiedererkennungsobjekt. Odysseus erkundigt sich nach dem Bett und besteht damit natürlich den Test und der Liebesnacht steht ab da nichts mehr im Wege. Es geht um die Verwurzelung des Bettes in der Heimaterde, die am Ende den Ausschlag gibt, Kalypsos und Nausikaas Angebote abzulehnen. Heimkehr ist das entscheidende Motiv. Erst die Heimkehr ermöglicht den Aufbruch.


Die Umstellung von Möbeln ist bis heute ein Zeichen dafür, daß die Liebe vorbei ist.