"Die Austreibung des Singulars"

glaubenssachen252-1-1.pdf


Es gibt den Beitrag von Sybille Lewitscharoff aus Anlaß des 100. Todestages von Hans Blumenberg leider nicht mehr auf der Seite des NDR zu hören. Das Manuskript der Sendung mit dem Titel Glaubenssachen liegt zum Glück vor (s.o.)


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(Das obige Titelbild zeigt das Löwendenkmal meiner Stadt. Nahezu täglich gehe ich daran vorbei.) :)

Kommentare 6

  • Vielen Dank für deine aufschlussreichen Informationen. Ich finde es mit Blumenberg sehr spannend. Es ist sehr speziell in der Auseinandersetzung mit seinen Schriften für mich. Je mehr ich mich mit Hans Blumenberg beschäftige, um so größer wird mein Interesse. Es ist eine Faszination die im Hintergrund ganz unauffällig in der Tiefe wächst. Seine Texte und Sätze katapultieren mich dann in einen anderen Rhythmus in ein Verweilen und einer Nachdenklichkeit. Diese Nachdenklichkeit oder ein Verweilen habe ich oft bei anderen Philosophen auch, jedoch hat es bei Blumenberg eine ganz andere Form. :)

    • Ich denke, die Faszination für Blumenbergs Schriften und Gedanken liegt u.a. darin, daß er ein erzählender Philosoph ist. Er erzählt Geschichten aus der philosophischen Tausendundeinen Nacht. Vielleicht schreibt man ja auch nachts anders als am Tag, opulent, ausschweifend. Ausschweifungen haben ja im Deutschen den Doppelsinn des Amourösen und Glamourösen. - Blumenberg war geradezu verliebt in die Ausdrucksformen des Menschlichen. Er nennt es "die Obligation, Menschliches nicht verloren zu geben".


      Und dieses Menschliche gab er auch dann nicht verloren, wenn spätere Zeiten darin Irrtümer sahen. So war Blumenberg kein gläubiger Mensch und schrieb doch Dickleibiges über das lateinische Mittelalter und die Kirchenväter. Er war ungläubig und trat doch nie aus der katholischen Kirche aus. - In jungen Jahren wollte er Priester werden, später schrieb er seine Matthäuspassion, die auch eine gnadenlose Abrechnung mit dem Christentum ist. Und dennoch hegt er gegen die Schriften eines Thomas von Aquin, eines Nikolaus von Kues, eines Augustinus große Bewunderung.


      Die "Obligation, Menschliches nicht verloren zu geben" hat ihn immun gemacht gegen die Versuchung, allein die wahre Erkenntnis für bedeutend und sagenswert zu halten. Ich denke, daß ihn sogar die Täuschung, der Irrweg, der Umweg (!) vielmehr interessierte als das, was heute noch Bestand vor der wissenschaftlichen Erkenntnis hat. Die leitende Grundfrage ist ja für ihn nicht: ist etwas wahr oder unwahr? sondern: zu welchen Kunstgriffen nimmt der Mensch Zuflucht gegenüber dem Absolutismus der Wirklichkeit?


      Vielleicht liegt darin auch ein Grund für die Melancholie, die manche Texte untergründig durchzieht, zugleich ein Grund für die Selbstironie, die immer wieder auftaucht. Von der "Kunst der Resignation" spricht er an einer Stelle. - Blumenbergs Philosophie ist eine der Trostbedürftigkeit.


      Etwas anderes waren dagegen seine Vorlesungen, bei denen er kaum etwas Lesbares vor sich hatte; hier war er noch mehr der Erzähler. Diese Erzählungen waren Feuerwerke der Gelehrsamkeit. Blumenberg wußte sein Publikum zu unterhalten. Am Ende einer Vorlesung wußtest du die Wahrheit in einer philosophischen Angelegenheit nicht; aber du wußtest, welche fünfzig Schriften du alsbald zu lesen hattest. ;)

    • Hast Du eigentlich schon mal daran gedacht, Mitglied der Hans-Blumenberg-Gesellschaft zu werden, Philosophietaucherin? :)

    • Du hast es sehr gut beschrieben und nochmal einen anderen Blickwinkel dargelegt, was diese Faszination für Blumenbergs Schriften und Gedanken auslöst. Er beschreibt und holt präzise hervor, was sich hinter Nebelschwaden verbirgt.
      Sehr interessant deine persönlichen Erfahrungen von den Vorlesungen, die du mit ihm hattest.


      8|Mitglied der Hans Blumenberg-Gesellschaft!? ;) Ich denke, soetwas ist 5 Nummern zu groß für mich. :)

    • "=O Mitglied der Hans Blumenberg-Gesellschaft!? ;) Ich denke, so etwas ist 5 Nummern zu groß für mich. :)"


      Och, nicht so bescheiden!

      Die Mitgliedschaft dort hängt von keinen Voraussetzungen ab und kann auf deren Website beantragt werden. Man ist dann in einem e-mail-Verteiler und erhält dadurch Kenntnis der Interna der Gesellschaft. Man kann sich daran beteiligen, muß es aber nicht. Ohnehin werden nicht allzu viel mails verschickt.


      "Die Hans Blumenberg-Gesellschaft widmet sich der Förderung und Pflege des Werks Hans Blumenbergs (1920–1996) sowie seiner internationalen und interdisziplinären Erforschung."


      Förderung und Pflege - das tust Du ja bereits. :*


      Die Geschäftsführung hat übrigens Melanie Möller. "Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Dichtung und Prosa der spätrepublikanischen und augusteischen Poetik und Rhetorik, Sprachphilosophie, Hermeneutik und Rezeption der antiken Literatur." (Wikipedia)

  • Für jene nur allzu gerne als Metapher für das ureigene Denken wahrgenommene Philosophie, für die das Neues nur allzu oft dem Neugesagten gleichkommt, war Hans Blumberg wahrlich ein bereichernder Glücksfall.