Hass im Netz

  • Kannst du eigentlich auch einmal diskutieren ohne diesen ganzen persönlichen Mist? Einfach nur Inhalte austauschen ohne Emotionalisierungen? Ist denn alles immer nur ICH ICH ICH ICH und MEINE Gefühle? Das muss doch in Streit ausarten, wenn's immer nur um die eigenen Befindlichkeiten geht, die sofort verletzt sind, wenn andere anderer Meinung sind.

    Hast du nicht auf dich Bezug genommen in deinem Posting? Ist doch lächerlich wenn du mich hier angreifst...

  • Ist das nicht ein allgemeines Zeitgeist Phänomen?

    Ja, das ist das, was sich durchgesetzt hat, weil man irgendwann glaubte, das sei neben dem Gang durch die Institutionen die zweite Säule zur Änderung der (Macht)Verhältnisse. Ein verhängnisvoller Irrtum. Ich möchte mich persönlich da nicht gänzlich freisprechen, auch wenn mir schon in den Neunzigern klar war, dass diese Personalisierung und Emotionalisierung dazu führen wird. Mich hat das überwiegend abgestoßen, deshalb konnte ich auch nie zur Friedensbewegung gehören, weil ich das als reine Subjektivierung und Gefühlsbesoffenheit peinlich fand. Nur dass damals diese Emotionsbeschleuniger "soziale Medien" noch nicht absehbar waren. Inzwischen sind wir wirklich dort angelangt, wo einem manchmal jeder inhaltliche Widerspruch vorkommt, als sei das bereits Faschismus. Und umgekehrt fördert das Wissen darum natürlich die Bösartigkeit, mit der ein gewisser Bodensatz an Leuten dann auf andere einprügelt.

    Ich will hier nur sitzen.

  • Nur dass damals diese Emotionsbeschleuniger "soziale Medien" noch nicht absehbar waren.

    Was ich schon halbwegs erstaunlich finde, da diese in Anfangszeiten ja eher durch Schrift funktionierten und dies eher ein abstraktes Medium ist, gesprochen Worte emotionalisieren mehr, Bilder noch mehr. Aber ich hatte dann auch recht überrascht festgestellt, dass viele Emotionen durch das Internet fließen, das war schon in den alten Forenzeiten spürbar.

    Inzwischen sind wir wirklich dort angelangt, wo einem manchmal jeder inhaltliche Widerspruch vorkommt, als sei das bereits Faschismus.

    Vor allem ist nicht alles eine Meinungsfrage, das wird bunt durcheinander gekegelt. Wenn jemand sagt, seiner Meinung nach sei die Leber für die Blutzikulation zuständig, dann ist das einfach falsch und keine andere Meinung.

    "It's not that I don't like them, I really hate them." (Eine Ukrainerin)

  • Egal wie ihr darüber denkt, ich finde es war letztklassig wie mit ihr umgegangen wurde, und man treibt ganz einfach niemanden in einen Selbstmord, sondern bietet möglicherweise Hilfe an um aus dem Schlamassel wieder heraus zu kommen.

    Es mag sein, dass, auf der Basis von Lebensart und/oder Ausdruck nationaler Kultur, Verletzungen eidesstattlicher Versicherungen in Österreich außergerichtlich viel menschlicher als bei uns beurteilt werden; wobei Opfer- und Täterrollen dort schon mal, der Dramaturgie wegen, der Verwechselung preisgegeben werden.


    In Deutschland besitzen diese Verfehlungen aber auch weiterhin ein stabiles Narrativ zum Betrug. Denn deren Vermenschlichung würde all jene anderen Akademiker diskreditieren, für welche ein anonymisiertes Copy&paste niemals infrage kommen würde. Und ich weiß hier wahrlich selbst, wozu ich mich hier äußere.

  • Es mag sein, dass, auf der Basis von Lebensart und/oder Ausdruck nationaler Kultur, Verletzungen eidesstattlicher Versicherungen in Österreich außergerichtlich viel menschlicher als bei uns beurteilt werden; wobei Opfer- und Täterrollen dort schon mal, der Dramaturgie wegen, der Verwechselung preisgegeben werden.


    In Deutschland besitzen diese Verfehlungen aber auch weiterhin ein stabiles Narrativ zum Betrug. Denn deren Vermenschlichung würde all jene anderen Akademiker diskreditieren, für welche ein anonymisiertes Copy&paste niemals infrage kommen würde. Und ich weiß hier wahrlich selbst, wozu ich mich hier äußere.

    Ach nein, in Österreich wird auch streng unterschieden ob ein Plagiat vorliegt oder nicht, aber es waren eben schon mehrere Fälle, in denen wegen Plagiatsverdacht vorverurteilt wurde, und das öffentlich mit allen genannten Unannehmlichkeiten für die Betroffenen.

    • Offizieller Beitrag

    In Deutschland besitzen diese Verfehlungen aber auch weiterhin ein stabiles Narrativ zum Betrug. Denn deren Vermenschlichung würde all jene anderen Akademiker diskreditieren, für welche ein anonymisiertes Copy&paste niemals infrage kommen würde. Und ich weiß hier wahrlich selbst, wozu ich mich hier äußere.

    Der Österreicher kennt kein anderes Prinzip als Leben und Leben lassen, und dabei die Hand aufzuhalten, aber in Deutschland geht das Beharren auf Prinzipien wieder ins andere Extrem und dort würden die wenigsten mit der Wimper zucken, falls, wenn selbst das Krümmen eines Haares unter Körperverletzung fiele, auch dafür die Höchststrafe in Betracht käme. Denn Körperverletzung ist Körperverletzung, Betrug Betrug, und Plagiat Plagiat, unanfechtbare logische Wahrheiten.

    “I feel if you’re going to be canceled, this is the culture to be canceled by,” (Woody Allen)

    inde genus durum sumus, experiensque laborum / et documenta damus, qua simus origine nati. (Ovid)

    In der Philosophie geht es demgegenüber wie in jeder Wissenschaft um Wahrheit. (Ernst Tugendhat)

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    • Offizieller Beitrag

    Natürlich. Alles, was negativ gegen mich geht, verletzt meine Gefühle. Wer will mir das Gegenteil beweisen?

    Jeder hat unmittelbare Gewissheit darüber, ob sein Gefühl verletzt ist, oder nicht. Gefühl findet im Hirn statt. Wenn also das Gefühl verletzt wird, werden auch Prozesse im Gehirn verletzt. Das Gehirn ist ein Körperteil. Also ist Gefühlverletzung auch Körperverletzung. Wenn ich also sage, dass Du mein Gefühl verletzt, ist das so und Du musst je nach Schwere meines Leidens bis zu fünf Jahre einsitzen.

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    • Offizieller Beitrag

    Erstmal musst Du beweisen, dass du überhaupt Gefühle hast.

    Ein Versuch: nach dem bald neuen Selbstbestimmungsgesetz hat jeder oder jede, der oder die sagt, er oder sie fühle sich einem bestimmten Geschlecht zugehörig, das Recht, durch diese Aussage offiziell dem verkündeten Geschlecht zugehörig zu gelten. Dies hat als Voraussetzung, dass nicht nur das Gefühl bestimmt, was man ist, sondern auch die Äußerung des Gefühls hinreicht. Daraus lässt sich folgern, dass die Äußerung, sich verletzt zu fühlen, dazu hinreicht als verletzt zu gelten.

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  • ...neuen Selbstbestimmungsgesetz..

    Dies hat als Voraussetzung, dass nicht nur das Gefühl bestimmt, was man ist, sondern auch die Äußerung des Gefühls hinreicht. Daraus lässt sich folgern, dass die Äußerung, sich verletzt zu fühlen, dazu hinreicht als verletzt zu gelten.


    Wo kann ich das Gesetz nachlesen?


    Ich fühle mich von deinem Beitrag missachtet, weil du mich nicht namentlich erwähnt hast, gelte ich jetzt als verletzt?

    • Offizieller Beitrag

    Ich fühle mich von deinem Beitrag missachtet, weil du mich nicht namentlich erwähnt hast, gelte ich jetzt als verletzt?

    Fuck! Jetzt habe ich bis zu fünf Jahre Gefängnis zu vergegenwärtigen. Selbstbestimmungsgesetz.

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  • Daraus lässt sich folgern, dass die Äußerung, sich verletzt zu fühlen, dazu hinreicht als verletzt zu gelten.

    Ich frage mich natürlch, wer das defineirt, wann jemand Trans, binär, etc ist. Fällt das ebenso unter Selbstbestimmung, wenn gegenteilige Definitionen die Gefühle der Betroffenen verletzen?

    Die Mathematik funktioniert auch im Märchen absolut fehlerfrei.

  • Jeder hat unmittelbare Gewissheit darüber, ob sein Gefühl verletzt ist, oder nicht. Gefühl findet im Hirn statt. Wenn also das Gefühl verletzt wird, werden auch Prozesse im Gehirn verletzt. Das Gehirn ist ein Körperteil. Also ist Gefühlverletzung auch Körperverletzung. Wenn ich also sage, dass Du mein Gefühl verletzt, ist das so und Du musst je nach Schwere meines Leidens bis zu fünf Jahre einsitzen.

    Deshalb werde ich ab sofort nur noch Positives absondern. Ich liebe alle, die meine Feinde hassen. :D

    Ein Versuch: nach dem bald neuen Selbstbestimmungsgesetz hat jeder oder jede, der oder die sagt, er oder sie fühle sich einem bestimmten Geschlecht zugehörig, das Recht, durch diese Aussage offiziell dem verkündeten Geschlecht zugehörig zu gelten. Dies hat als Voraussetzung, dass nicht nur das Gefühl bestimmt, was man ist, sondern auch die Äußerung des Gefühls hinreicht. Daraus lässt sich folgern, dass die Äußerung, sich verletzt zu fühlen, dazu hinreicht als verletzt zu gelten.

    Man muss allerdings dann drei Monate vorher anmelden, ob die Äußerung, die einer macht, die Gefühle verletzt. Also müsste ich heute sagen: wenn A oder B in drei Monaten über mich etwas sagt, wird mich das verletzt haben. Wichtig: immer Futur II wählen bei der Anmeldung.


    Erstmal musst Du beweisen, dass du überhaupt Gefühle hast.

    Die einfache Erklärung ist ausreichend. Ein amerikanischer Präsident würde jetzt sagen: Ich bin ein Präservativ. 100 % Gefühlsecht.

    Ich will hier nur sitzen.

  • Aber um mal die weniger emotionale Seite ins Spiel zu bringen.

    Es gibt bestimmte Aussagen, die wesentlich durch Zuschreibungen von außen gerechtfertigt sind, bspw. ich jemand ein höflicher, gut aussehender oder erfolgreicher Mensch ist.

    Andere Aussagen, können wesentlich nur durch das Subjekt gerechtfertigt werden, etwas ob mir kalt ist, ich glücklich bin oder verliebt.

    Es gibt Mischformen. Ob mein Leben gelungen ist, können andere mit beurteilen, aber auch meine Ausführungen sollten Gewicht haben. Ob ich Männer, Frauen oder Bügeleisen liebe, weiß nur ich zuverlässig.

    Und nun die Preisfrage: Wer sollte bestimmen können, ob ich denke, dass ich mich wie ein Mann oder eine Frau fühle?

    Dass man aufgrund seiner biologischen Erscheinung zugeordnet wird, ist verständlich, aber das eigene Empfinden kann davon tatsächlich abweichen. Nun ist die Frage, in welcher Form das berücksichtigt werden soll?

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    • Offizieller Beitrag

    Und nun die Preisfrage: Wer sollte bestimmen können, ob ich denke, dass ich mich wie ein Mann oder eine Frau fühle?

    Dass man aufgrund seiner biologischen Erscheinung zugeordnet wird, ist verständlich, aber das eigene Empfinden kann davon tatsächlich abweichen. Nun ist die Frage, in welcher Form das berücksichtigt werden soll?

    Ich würde sagen, dass die expressive Seite dieses Gefühls weitgehend akzeptiert werden muss. Wahl der Kleider, des Verhaltens, der Partner ist eben frei. Anders ist es mit Gruppenmitgliedschaft: wenn biol. Frauen nicht wollen, dass biol. Männer zu ihnen in die Sauna kommen, sollte das mE von letzteren akzeptiert werden. Weiters ist dann die Frage der Fairness bei Wettkämpfen etc... Jedenfalls muss die eigene Selbsteinschätzung nicht von anderen akzeptiert werden. Inklusion seiner Bürger ist eine Pflicht des Staates, Exklusion ein Recht der Privatmenschen.

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