Die Lesbarkeit der Stadt

In Hofmannsthals Erzählungen. Erfundene Gespräche und Briefe gibt es ein fingiertes Gespräch zwischen Balzac und Hammer-Purgstall über die je eigenen Vorzüge des Dramas und des Romans. Balzac erläutert darin, weshalb er sich für die Form des Romans entschieden hat: "Der dramatische Charakter ist eine Verengung des wirklichen. Was mich an dem wirklichen bezaubert, ist gerade seine Breite. Seine Breite, welches die Basis seines Schicksals ist." (Über Charaktere im Roman und im Drama; in: Erzählungen. Erfundene Gespräche und Briefe; S. 496) - Die geschichtlichen Gegebenheiten im Paris des 19. Jahrhunderts bilden den Hintergrund für Balzacs Typen und Charaktere. Auch die Stadtsemiotik von Paris läßt sich vielleicht verstehen als Metakinetik - etwa des Flaneurs. Die Zeichen der Stadt verweisen auf eine mehrfache Schichtung von Vergangenheiten, die zur Physiognomie der Stadt gehören. Die Stadt wird zur erzählten Stadt mit eigener Perspektive, aus der heraus ein Typus wie der Flaneur allererst verständlich wird.