Weltbild (3)

Ein Wesenszug der Neuzeit liegt in ihrem Verständnis von Gewißheit beschlossen und in dem Rang, den dieser Gewißheitsentwurf als fundierende Größe für die Wahrheitsthematik hat. Die Distanz zwischen Subjekt und Objekt ist darin eine des Erfassens und der Verfügbarkeit. Die Losung der Aufklärung ist die Berechnung, Verfügbarmachung und letztlich die Herrschaft über die Wirklichkeit der Natur. Das Bewußtsein der Neuzeit bekommt damit die Signatur der Weltmächtigkeit und dennoch ist es das seinerseits bemächtigte Subjekt, das sich damit unter die Hoheit des Wirklichen stellt. An der Epochenschwelle vom mittelalterlichen Nominalismus, der zwar nicht Gott, aber dessen Wirklichkeitsgarantie infragestellt, zur Neuzeit wird aus der von eschatologischen Erwartungen geprägten Geschichte, deren Telos schöpfungstheologisch bestimmt ist, eine Geschichte, "in" der sich fortan das Subjekt vorfindet. - Die "ontologische Distanz" (Blumenberg) war eine historische Möglichkeit, verbunden mit einer Vorstellung von Philosophie als ebensolche historische Möglichkeit.

Kommentare 7

  • Die Distanz zwischen Subjekt und Objekt ist der Vergleich, der beides miteinander kombiniert...

  • Herrschaft über die Wirklichkeit der Natur


    Darf man diesen Herrschaftsanspruch dialektisch sehen?

    • Die Herrschaft über die Natur der Wirklichkeit wäre meines Erachtens kontextuell nicht minder inspirierend.

    • Vielleicht genügt es "Herrschaft über die Natur" zu schreiben? Ich denke, ja!

    • Das lädt womöglich exkurshaft dazu ein, sich nochmals mit Max Webers Definition der drei Herrschaftsformen auseinander zu setzen; der legalen, der tradierten und der charismatischen?

    • Wie wäre es mit der ausbeuterischen Herrschaftsform? Die "Wirklichkeit" der Natur wird zu Rohstoff. Ein befreundeter Schreiner erzählte mir mal, wenn er durch einen Wald führe, sähe er Bretter. Und das ist noch die harmloseste Variante der modernen Rohstoffontologie.

    • Heidegger entschärft meines Erachtens diese Betrachtungsweise, indem sich dieser der Begrifflichkeit „Vernutzung“ bedient. Spezifisch zeitbehaftet widmet sich Max Weber, analog zu Karl Marx, der Ausbeutung nur im Hinblick auf die Rolle des Menschen im Kapitalismus. Womöglich fallen dessen Herrschaftsdeutungen deshalb auch so vermeintlich „übersichtlich“ aus(?).