Hass im Netz

  • Anders ist es mit Gruppenmitgliedschaft: wenn biol. Frauen nicht wollen, dass biol. Männer zu ihnen in die Sauna kommen, sollte das mE von letzteren akzeptiert werden.

    Das war auch mein Argument. Ich könnte mich als Frau sehen und in die Damen Umkleide gehen, ins Frauenhaus oder Frauencafé oder Hostel für Frauen. Schwierig. Wobei die Möglichkeit des Missbrauchs auch kein prinzipielles Argument sein kann.

    Weiters ist dann die Frage der Fairness bei Wettkämpfen etc... Jedenfalls muss die eigene Selbsteinschätzung nicht von anderen akzeptiert werden. Inklusion seiner Bürger ist eine Pflicht des Staates, Exklusion ein Recht der Privatmenschen.

    Was natürlich die berechtigte Anmerkung nach sich zieht, dass man gerne auch richtig anerkannt werden möchte, wenn schon.


    Ich habe mal junge Menschen gefragt, inwieweit dieses Thema bei ihnen Thema ist und die Antwort war, eigentlich kaum bis gar nicht. Es gibt ein paar die nicht festgelegt sind, aber darüber wird nicht groß gesprochen, man weiß das von ihnen und das ist dann eben so.

    "It's not that I don't like them, I really hate them." (Eine Ukrainerin)

    • Offizieller Beitrag

    Was natürlich die berechtigte Anmerkung nach sich zieht, dass man gerne auch richtig anerkannt werden möchte, wenn schon.

    Natürlich. Es ist auch schmerzlich, wenn eine Sympathie oder gar Liebe nicht erwidert wird. Da ist eine tolle Gruppe von Freunden, man möchte gerne dazu gehören, wird aber abgelehnt. Ich denke, dass es zum normalen Prozess des Erwachsenwerdens gehört, solche Niederlagen zu akzeptieren. Ein Recht auf Anerkennung hätte abstruse Folgen: alle Männer die besten Liebhaber und Autofahrer, alle Frauen begehrenswerter als alle anderen Frauen, alle Politiker die besten für ihren Staat, alle Wissenschaftler die größten Koryphäen aller Zeiten...

    “I feel if you’re going to be canceled, this is the culture to be canceled by,” (Woody Allen)

    inde genus durum sumus, experiensque laborum / et documenta damus, qua simus origine nati. (Ovid)

    In der Philosophie geht es demgegenüber wie in jeder Wissenschaft um Wahrheit. (Ernst Tugendhat)

  • Ein Recht auf Anerkennung hätte abstruse Folgen: alle Männer die besten Liebhaber und Autofahrer, alle Frauen begehrenswerter als alle anderen Frauen, alle Politiker die besten für ihren Staat, alle Wissenschaftler die größten Koryphäen aller Zeiten...

    Hierbei ginge es um Spitzen- oder Sonderpositionen.

    Bei der Anerkennung der geschlechtlichen Identität nur um die Basics, die für uns so selbstverständlich sind, dass wir es so befremdlich finden, wie wir es finden, wenn jemand 'anders' ist, als wir erwarten.

    Hier zu sagen, dass das Leben kein Wunschkonzert oder Pohyhof ist, kollidiert irgendwann mit unseren Grundwerten, die uns ja von anderen Staaten unterscheiden.

    Wie gesagt, hier geht es nicht um die Anerkennung irgendwelcher Sonderleistungen, sondern einfach nur der sehr grundsätzlichen Empfindung, ein Mann oder eine Frau zu sein oder es nicht genau zu wissen.

    Aber die Problematik die bio + gender Frau mit bio Mann/gender Frau haben könnte, mitsamt der daraus abzuleitenden Rechte und Befindlichkeiten, sind ebenfalls nicht von der Hand zu weisen und es wäre auch mein Punkt.

    Dennoch, mehr Bewusstsein dafür, dass es sich nicht um eine absurde Sonderforderung, sondern um die Anerkennung einer grundlegenden Orientierung im Leben handelt, ist gerade dann möglich, wenn man die Emotionen raus nimmt und dei Situation durchdenkt. Wo ja gerne von vielen Seiten über Emotionalisierung geschimpft wird, um dann gleich drauf zu emotionalisieren.


    Für manche ist das politisches Stilmittel, für einige nur eine Schwäche der Einsicht.

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    • Offizieller Beitrag

    Bei der Anerkennung der geschlechtlichen Identität nur um die Basics, die für uns so selbstverständlich sind, dass wir es so befremdlich finden, wie wir es finden, wenn jemand 'anders' ist, als wir erwarten.

    Worin soll denn aus Deiner Sicht die Anerkennung bestehen? Denn in einer freiheitlichen Gesellschaft wird ja sowieso anerkannt, dass eine Person sich so und so fühlt und ihr Leben so und so gestalten will. Wenn Georgine Kellermann eine klassische Frauenrolle spielen will, soll sie es tun - tut er ja auch. Er soll nur nicht verlangen, dass andere sie genauso sehen, wie er sich selbst sieht. Denn das greift in die Freiheit der anderen ein. Diesen möglichen Widerspruch von er und sie müssen beide Seiten aushalten. Die "Er" Fraktion, dass sie alle Klischees für ein Weib lebt, die "Sie" Fraktion, dass er trotzdem nicht in manche Damenkränzchen aufgenommen wird.

    Dennoch, mehr Bewusstsein dafür, dass es sich nicht um eine absurde Sonderforderung, sondern um die Anerkennung einer grundlegenden Orientierung im Leben handelt, ist gerade dann möglich, wenn man die Emotionen raus nimmt und dei Situation durchdenkt. Wo ja gerne von vielen Seiten über Emotionalisierung geschimpft wird, um dann gleich drauf zu emotionalisieren.

    Religiöse oder ideologische Orientierungen können auch grundlegende und sinnstiftende Orientierung im Leben eines Menschen sein. Trotzdem muss - nein, sollte der Mensch ggf. damit leben müssen, dass seine tiefsten und wichtigsten Maßstäbe anderen falsch, gefährlich oder lächerlich vorkommen. Das ist nicht nur zwecks gesellschaftlicher Freiheit ein notwendiges Übel sondern mE sogar ein Segen für das Individuum, das so gezwungen ist, seine eigenen Überzeugungen - auch die über sich selbst - zu reflektieren, zu formulieren und vielleicht auch zu hinterfragen. Denn derjenige, der am wenigsten über eine Person weiß, ist doch meist diese Person selber und die Forderung "gnoti seauton" so ziemlich die anspruchsvollste, die man stellen kann.

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  • To all here: Nachdem sich auch dieser Thread, dank der omnipotenten Aussagefähigkeit von hier dauerpräsenten Meinungsträgern, fortgesetzt vom Hölzchen zum Stöckchen entwickelt, sollte man den Schneid haben, denselben, eben gerade nach den Maßstäben des „erkenne Dich selbst“, auch wieder zu schließen. Erinnern wir uns: Von der Symptomatik eines Helfersyndroms befeuert, ging es der Thread-Eröffnerin originär nur darum, meinungsausforschend zu hinterfragen, warum bisweilen angreifbare Prominente zum Opfer von Hassmails etc. im Netz werden?

  • Ich denke, dass alle Anstrengungen unternommen werden müssten, Hasspostings, Mobbing, oder sogar Sexpostings zu unterbinden.

    von wem eigentlich!?


    als ich mich hier (zb) angemeldet hatte, gab es hier auch ein kleines "spinnnetz"..

    vielleicht habe ich mir das aber auch nur eingebildet..(!?)


    ich tu was ich kann=)!

    vielleicht is alles ganz anders...

    Einmal editiert, zuletzt von dingsn ()

  • Bei der Anerkennung der geschlechtlichen Identität nur um die Basics, die für uns so selbstverständlich sind, dass wir es so befremdlich finden, wie wir es finden, wenn jemand 'anders' ist, als wir erwarten.

    Es geht dabei nicht um Basics, sondern etwas, was irgendwo ja mal - ob nun allg. oder konkret - definiert worden sein muss.


    Wenn also bspw. jemand bisher als trans definiert war, wer hat das definiert? Das kam ja sicher nicht von ungefähr, sondern da werden ja irgendwo auch wissenschaftliche Erkenntnisse mit im Spiel sein. Wenn dies aber nun dahin geht, dass die Person frei ein Geschlecht wählen kann - was ich persönlich nachvollziehen kann als Wunsch - dann steht damit das eigene Befinden über allg. anerkannten Befunden. Wem will man dann noch absprechen, sich selbst als Heiligen zu bezichnen und dazu auch allg. Akzeptanz einzufordern, wenn allg. anerkannten Kriterien zufolge, es sich bei der Person aber um einen Pädophilen handelt. Ist nur ein Beispiel von unzähligen, die mir ad hoc dazu einfielen.



    Es geht dabei im Wesentlichen auch nicht um Befremdlichkeit, das ist Unsinn, es geht darum, ob man als mensch dazu angehalten werden kann, etwas als etwas anderes bezeichnen zu müssen, wenn man mit eigenen Augen sieht, dass dem nicht so ist.

    Die Mathematik funktioniert auch im Märchen absolut fehlerfrei.

    Einmal editiert, zuletzt von realitas ()

  • Worin soll denn aus Deiner Sicht die Anerkennung bestehen?


    Religiöse oder ideologische Orientierungen können auch grundlegende und sinnstiftende Orientierung im Leben eines Menschen sein. Trotzdem muss - nein, sollte der Mensch ggf. damit leben müssen, dass seine tiefsten und wichtigsten Maßstäbe anderen falsch, gefährlich oder lächerlich vorkommen.

    Die Geschlechtsidentität ist sehr grundlegend, m.E. mehr als Religion, bei der man zumindest noch die Wahl hat, faktisch vielleicht nicht immer, wenn jeder um einen Menschen Hindu ist.

    Die Anerkennung liegt m.E. einfach in dem Bereich, dass man diese Menschen so normal leben lässt, wie sie es wollen, es steht ja nicht jeder auf der Bühne und liebt es schrill zu sein.


    Gefährlich finde ich an eine sex/gender Abwecihung nun nichts, wenn man es lächerlich findet, muss man es ja nicht jedem auf die Nase binden (Du meintest da aber vermutlich eher Religionen?) und es behindert ja meine Freiheit, Selbstwahrnehmung oder sexuelle Orientierung nicht.

    Das ist nicht nur zwecks gesellschaftlicher Freiheit ein notwendiges Übel sondern mE sogar ein Segen für das Individuum, das so gezwungen ist, seine eigenen Überzeugungen - auch die über sich selbst - zu reflektieren, zu formulieren und vielleicht auch zu hinterfragen. Denn derjenige, der am wenigsten über eine Person weiß, ist doch meist diese Person selber und die Forderung "gnoti seauton" so ziemlich die anspruchsvollste, die man stellen kann.

    Ich denke, dass sich bei Abweichungen von der Norm ih grundlegenden Bereichen die Betroffenen selbst schon reichlich mit der Thematik beschäftigt haben, denn wem sonst sollte es auffallen, dass man irgendwie gar nicht auf die typischen Dinge steht, die Männer oder Frauen ausmachen.

    Diejenigen, die weniger reflektieren, sind die heteronormativen cis-Menschen., auch wenn ich das ebenfalls für ein Klischee halte (und solche Begriffe nicht sehr mag). Aber dass dort etwas weniger Druck da ist, sich Fragen über sich selbst zu stellen, kann man einsehen.

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    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, dass sich bei Abweichungen von der Norm ih grundlegenden Bereichen die Betroffenen selbst schon reichlich mit der Thematik beschäftigt haben, denn wem sonst sollte es auffallen, dass man irgendwie gar nicht auf die typischen Dinge steht, die Männer oder Frauen ausmachen.

    Diejenigen, die weniger reflektieren, sind die heteronormativen cis-Menschen., auch wenn ich das ebenfalls für ein Klischee halte (und solche Begriffe nicht sehr mag). Aber dass dort etwas weniger Druck da ist, sich Fragen über sich selbst zu stellen, kann man einsehen.

    Das möchte ich nicht bestreiten. Aber das scheint mir kein Argument gegen die Ansicht, dass sowohl die Freiheit, sein eigenes Leben so zu führen, wie man es für richtig hält als auch die Freiheit der anderen, so ein Leben negativ zu beurteilen, erhalten bleiben muss.

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    inde genus durum sumus, experiensque laborum / et documenta damus, qua simus origine nati. (Ovid)

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  • Das möchte ich nicht bestreiten. Aber das scheint mir kein Argument gegen die Ansicht, dass sowohl die Freiheit, sein eigenes Leben so zu führen, wie man es für richtig hält als auch die Freiheit der anderen, so ein Leben negativ zu beurteilen, erhalten bleiben muss.

    Die rechtliche Freiheit ist bei uns ja weitgehend gegeben, es geht eher um gesellschaftliche Akzeptanz.

    Das würde die Frage der Selbsterkennntis dann wieder zu jedem einzelnen zurück bringen, der sich fragen könnte, warum er oder sie eingentlich für oder gegen x ist und - eine Frage, die ich wichtig finde - man kann sich befragen und Rechenschaft darüber ablegen, in welcher Umgebung oder wie man eigentlich selbst leben möchte.

    Wenn man darüber nachgedacht hat. hätte man sogar Material für einen echten gesellschaftlichen Dialog darüber, wie wir alle zusammen leben wollen, den ich auch sehr wichtig fände.

    "It's not that I don't like them, I really hate them." (Eine Ukrainerin)

  • schön, und ich dachte von uns allen. Ein Spinnennetz? Ich habe einen guten Staubsauger den ich die borgen könnte :)

  • schön, und ich dachte von uns allen.

    ich schick meinen "besten mann..."

    und komm selber!

    Ich habe einen guten Staubsauger den ich die borgen könnte

    damit würde ich meinen staubsauger vielleicht "herrabwürdigen", lieber nich!

    aber danke fürs angebot!

    vielleicht is alles ganz anders...

  • Abschließend möchte ich schon festhalten, dass die Dr.Arbeit von Föderl Schmid von der Uni Salzburg geprüft wurde und nicht als Plagiat anerkannt wurde. D.h. Föderl Schmid ist rehabilitiert und zu Unrecht beschuldigt worden. Was bleibt ist der Umgang mit dieser falschen Beschuldigung und das Leid das sie erfahren hat.

  • Abschließend möchte ich schon festhalten, dass die Dr.Arbeit von Föderl Schmid von der Uni Salzburg geprüft wurde und nicht als Plagiat anerkannt wurde. D.h. Föderl Schmid ist rehabilitiert und zu Unrecht beschuldigt worden. Was bleibt ist der Umgang mit dieser falschen Beschuldigung und das Leid das sie erfahren hat.

    Kleiner Zwischenruf dazu: 1. Was juristisch „zu Recht“ oder „zu Unrecht“ sei, sei den ordentlichen Gerichten vorbehalten und keinem Universitätsgremium; dieses habe ich so bereits zu Anfang meines zweisemestrigen Exkurses in die Rechtswissenschaft unzweideutig mitbekommen. Die Verlautbarung der Uni Salzburg dazu ist also nur eine gutachterliche Expertise, ohne einen juristisch letztinstanzlichen Charakter. 2. Jene wirklich (?) „unbefangene“ Uni Salzburg hat bei der nochmaligen Durchsicht dieser Dissertation der Frau Alexandra Föderl-Schmid „kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten“ feststellen wollen. Dieses impliziert aber sehr wohl, dass diese Arbeit nicht völlig fehlverhaltensfrei dasteht; wobei sich die Uni Salzburg die Grenzziehung zwischen relevant und irrelevant zunächst einmal noch vorbehält. - Anmerkung: Es ist gar nicht so schwer und geht nur auf ein tief verwurzelt ehrliches Wollen zurück, die Promotionsregeln anfechtungsfrei zu beachten.


    Großer Zwischenruf: Gegenüber Hass im Netz tun gerade wir gut daran, uns so lange wie überhaupt irgendwie möglich nur von reiner Sachlichkeit leiten zu lassen. Ansonsten reihen wir uns stiekum dazu nur ein …

  • Nö, eher für analytischen Humor im Netz :)

    Darüber können dann vermutlich nur Österreicher kräftig lachen. Mir steht dabei meine mir liebgewonnene norddeutsche Distinguiertheit im Wege. ?(

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