Vom Tode eingewiegt

Von tiefem Traum besiegt,

Vom Tode eingewiegt

Schläft hier die Zeit

Und alles Leben scheint so weit, so weit!


(Hermann Hesse - Ankunft in Venedig)


Nach Venedig fährt man aus Gründen der Liebe oder um zu sterben. Liebe und Tod sind sich hier ganz nah. Alte Postkarten in Schwarz-Weiß zeigen Venedig meist ohne Heiterkeit und lärmende Touristen, sondern eine Stadt der dunklen Kanäle und Gassen. In Venedig kann man sich verlaufen und verlieren, so wie im eigenen Herzen. Venedig zeigt einem, daß auch der Tod eine Herzensangelegenheit ist.


Es ist die Stadt der Zweisamkeit mit sich selbst, des Zu-sich-Kommens. Die Lesbarkeit der Stadt hat das Lesen-Können mit den Augen des Herzens zur Voraussetzung. Flaniert man durch die engen Gassen, wird die Seele vom Hauch des Abschieds berührt. Venedig ist auch die Stadt der Maskerade und Kostümierungen. Die wohl berühmteste Maske, ist die Gustav Mahlers, die Thomas Mann im Tod in Venedig Gustav von Aschenbach verleiht.


Externer Inhalt youtu.be
Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

Kommentare 2

  • „Die Berühmtheiten, die sich in Venedig aufgehalten haben, sind längst zum festen Bestandteil des Mythos geworden, wie sie andererseits an ihm mitgewirkt, ihn variiert und entwickelt haben. In ihnen scheint sich Venedig als Stadt der Kunst und der Künstler zu verkörpern; sie und ihre Werke laden die Stadt mit Bedeutungen auf, von denen wiederum zeitgenössische Künstler profitieren …“ (Sarter, S. 15). - Vorrangig die Insellage der Stadt Stützt deren Deutung als Zufluchtsort – abgeschnitten vom Festland empfiehlt sich diese als ein Rückzugsort vom Alltag.

  • Venedigs vermeintlich erlebbare Symbolhaftigkeit und zugleich auch deren schier unwiderstehliche Anziehungskraft, erinnert mich an einen Ausspruch von Horaz: „Der Reisende wechselt nur den Himmel über sich, nicht [aber] seine Seele“. D. h. für mich, die Mystik eines Ortes lebt nicht unwesentlich von der Wechselbeziehung aus der vorkonditionierten Empfindsamkeit jener dort verweilenden Ortsfremden mit dem subjektivierten Animationspotenzial dieses Ortes an sich. Dieses kann sich, am Beispiel von Shakespeare, welcher nie dort gewesen war, aber dennoch die Lagunenstadt nachhaltig thematisierte, durchaus auch nur auf der rein gedanklichen Ebene vollziehen. Denn diese Stadt erscheint wohl allen bereits etwas vertraut: „So sind auch Bilder Venedigs und ein Begriff der Stadt in der Vorstellung von Leuten, die dort noch nie waren, gleichzeitig präformieren und strukturieren sie das Reiseerlebnis von jenen, die die Stadt besuchen.“ (Sarter; 1992 : 6).