Schauerroman

Sich dem Regen auszusetzen ohne naß zu werden, erzeugt ein Glücksgefühl ganz eigener Art. Dazu braucht es eine regenfeste Markise und natürlich Regenschauer idealerweise mit Gewitter und einen Roman, idealerweise einen Schauerroman. So können Wetter und Roman eine Symbiose eingehen, Realität und Fiktion verschmelzen. Beides kann einem bis auf weiteres nichts anhaben. Schließlich will man sowenig durchnäßt werden wie sich fürchten müssen. Aber beides gehört zum Möglichen ohne Notwendigkeit, wirklich zu werden. Das Resultat ist, wenigstens in meinem Fall, Behaglichkeit. Diese wird auch dadurch nicht eingeschränkt, daß man doch ein wenig naß wird und die Furcht in der Nähe ist. Eine gewisse Nässe verstärkt sogar den Kontrast von Möglichkeit und Wirklichkeit. -


Auch Kater Murphy zeigt sich interessiert an dieser Konstellation, obgleich er nicht lesen kann. - In der Sprache erotischer Vorlieben spricht man auch von tease and denial. Hier ist das Vorenthaltene allerdings das Begehrte. Auch das kann einem Schauer über den Rücken jagen. <3

Kommentare 1

  • Womöglich weil die akustische Wahrnehmung des Regens, mit dessen „weißen Rauschen“, keinem geordnet musikalischen Klangmuster folgt, und weil wir dessen physikalische Unmittelbarkeit als eher unangenehm empfinden, versuchen wir, dessen Einflussnahme auf unser sinnliches Empfinden mittels Fremdablenkung abzuwehren. Dabei könnte gerade Regen in uns so viel angenehm Mentales auslösen …