Cassirers Grundbegriffe

  • Philosophie der symbolischen Formen. Dritter Teil: Phänomenologie der Erkenntnis von ERNST CASSIRER, Text und Anmerkungen bearbeitet von julia clemens. FELIX MEINER VERLAG HAMBURG. PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 609.


    «Denn die Leib-Seelen-Frage ist, wenn irgendeine, eine solche, die schon dem »natürlichen Weltbild« angehört und die innerhalb seiner Grenzen, innerhalb seines theoretischen Horizonts mit Notwendigkeit entsteht. (S. 115–116:) Um sie hier in ihrer ursprünglichen und genuinen Fassung zu erkennen, gilt es freilich, diesen Horizont selbst in seiner ganzen Weite und in der Mannigfaltigkeit seiner möglichen Aspekte zu nehmen. Diese Weite wird willkürlich eingeengt, diese Mannigfaltigkeit wird verkümmert, wenn man als die einzige oder als die eigentlich konstitutive Kategorie für alles empirische Dasein und Geschehen die Kategorie der Kausalität ansetzt. Vom Standpunkt der theoretischen Naturwissenschaft erscheint freilich dieser Ansatz gerechtfertigt: Denn für sie bedeutet die Natur zuletzt nichts anderes als »das Dasein der Dinge, […] sofern es nach allgemeinen Gesetzen bestimmt ist«.[1] Und doch ist diese Ordnung und Bestimmung nach Gesetzen, durch die erst der »Gegenstand« der Naturerkenntnis sich konstituiert, keineswegs die einzige Form der empirischen Bestimmbarkeit. Nicht jeder empirische »Nexus« lässt sich, mittelbar oder unmittelbar, in einen Kausalnexus auflösen; vielmehr gibt es gewisse Grundgestalten der Verknüpfung, die nur dann verstanden werden können, wenn man der Versuchung einer derartigen Auflösung widersteht, wenn man sie als Gebilde sui generis bestehen und gelten lässt. Und eben als der Prototyp einer solchen Verknüpfung stellt sich uns der Zusammenhang zwischen »Leib« und »Seele« ursprünglich dar. Was die Metaphysik betrifft, so hat sie im Verlauf ihrer Geschichte immer deutlicher erkennen müssen, dass sich dieser Zusammenhang dem Schema des kausalen Denkens keineswegs ohne weiteres einfügen lässt, ja dass die Anwendung ebendieses Schemas zum Ausgangspunkt und zum Grund einer Fülle von Aporien und Antinomien wird. Aber die [Metaphysik] hat aus diesem Sachverhalt zumeist nur die Folgerung gezogen, dass die empirische Kausalität an diesem Punkte durch eine Kausalität von anderer Form und anderer Dignität, durch eine »transzendente« Kausalität ersetzt werden müsse. Das Verhältnis wird, | statt als ein prinzipiell nichtkausales, vielmehr als ein transkausales, als auf einer Kausalität höherer Stufe beruhend, gefasst. »Der Typus von Determination«, so betont Hartmann, »der auf ontologischem Gebiet in der alles umfassenden Seinssphäre waltet und die nur durch den Seinscharakter als solchen verbundenen, im übrigen aber mannigfach heterogenen Seinsgebilde miteinander verknüpft, kann selbstverständlich nur ein viel allgemeinerer sein als der des Kausalnexus. Er muss sich zu diesem, als dem Nexus der objizierten Natur verhalten, wie das Transobjektive zum Objizierten. (S. 116–117:) Er darf also nicht diesseits der Kausalität gesucht werden, sondern nur jenseits, er kann weder kausal noch ziskausal, sondern nur ›transkausal‹ sein; ein Determinationstypus des Transobjektiven, sofern es der gleichen Seinssphäre wie das Subjekt und das hinter ihm stehende Transsubjektive angehört.«[2] Statt der empirischen Determination, wie sie in der Welt der räumlich-zeitlichen Ereignisse herrscht, wird also eine andere, eine »intelligible« Determination angenommen, die freilich nur in der Art und unter der Bedingung gesetzt werden kann, dass gleichzeitig ihre unaufhebliche Irrationalität, ihre prinzipielle Unerkennbarkeit zugestanden wird. Aber sollte der tiefere Grund dieser Irrationalität nicht vielmehr darin zu suchen sein, dass hier an das Phänomen, um dessen Aufhellung es sich handelt, von Anfang an, ein falscher Massstab angelegt wurde? Die Geschichte der Metaphysik zeigt uns aufs klarste, wie jeder Versuch, das Leib-Seelen-Verhältnis dadurch zu beschreiben, dass man es in ein Verhältnis des Bedingenden zum Bedingten, des »Grundes« zur »Folge«, verwandelt, zuletzt in unentwirrbare Schwierigkeiten verwickelt. Dies Verhältnis entschlüpft dem Denken immer wieder – gleichviel ob es dasselbe in die Maschen der empirischen Ursächlichkeit oder in die einer rein intelligiblen Determination einzufangen sucht. Denn jede Art von Determination lässt Seele und Leib als zwei selbständige, für sich bestehende Wesenheiten erscheinen, deren eine durch die andere bedingt und bestimmt wird: Und eben gegen diese Form des Durch-einander-Bestimmtseins setzt sich die eigentümliche Weise des Ineinander, des wechselseitigen Verwobenseins und Verschränktseins, wie sie die Beziehung von Leib und Seele aufweist, immer aufs Neue zur Wehr.»


    Diese Sichtweise eine Wechselwirkung zwischen Wellenfunktion und makroskopischer Welt wird von der Quantenphysik (soweit ich weiss) nicht geteilt.


    Eine mitgestaltende Wirkung der Messungen auf die Wellenfunktion ist nicht belegt.


    Hiernach werden die Teilchen, Felder und Blitze der 3D-Welt im Einbahnverkehr von der Wellenfunktion gesteuert.



    [1] [Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, in: Werke, Bd.IV, S.241–324: S.279 (Akad.-Ausg.IV, 421).]


    [2] Hartmann, Metaphysik der Erkenntnis, S.260f.

  • im Zentrum befindet sich der Mythos (auf Wikipedia findet sich auch eine Rosette als Vergleichsbild mit dem mittigen Mythos). Sie sind eigenständige Erlebniswelten, die laut C. nicht aufeinander reduzierbar sind. Hier bin ich mir nicht sicher, ob ich dem nachgehen kann, finden sich doch in allen Erlebniswelten Schnittmengen zu den anderen. Ich schätze zwar C.s Bestreben, eine Philosophie zu entwickeln, die eine Einheit inmitten der Vielfalt erkennen lässt, aber den Mythos ins Zentrum zu setzen, finde ich schwierig. Mir erschleicht sich beim Verständnis des Mythos leicht die Vorstellung einer Fiktion. (?)


    Aber ich schaue mal weiter, was es denn noch so alles hier gibt…erstmal zum Mythos:


    Für mein Verständnis ist der Mythos nach C. demnach „das“ Ursprungsphänomen jeder menschlichen Kultur. Durch seine Formgebung und Verfestigung wird das Flüchtige des Erlebens festgehalten wird und es entsteht eine eigene Welt, mit der interagiert werden kann. Es ist, als ob der Mythos uns irgendeinen Schlüssel bereitstellt, um zwischen dem individuellen Ich und dem kollektiven Wir zu unterscheiden. Er gibt einen Maßstab oder einen Hauptnenner, um in der ganz einfachen Sprache der Mathematik zu reden 😊, um das Verhalten und Gesagte jedes Einzelnen zu messen und zu verstehen.

    Philosophie der symbolischen Formen. Dritter Teil: Phänomenologie der Erkenntnis von ERNST CASSIRER, Text und Anmerkungen bearbeitet von julia clemens. FELIX MEINER VERLAG HAMBURG. PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 609:


    «Im Verlauf unserer Untersuchung wird es sich immer deutlicher herausstellen, dass die symbolische Funktion der »Darstellung« und die [Funktion] der »Bedeutung« erst den Zugang zu jener »objektiven« Wirklichkeit schafft, in der von Dingbeziehungen und ursächlichen Beziehungen mit Fug gesprochen werden kann. (S. 118–119:) Und so ist es die geistige Trias der reinen Ausdrucksfunktion, der Darstellungs-[Funktion] und der Bedeutungsfunktion, kraft deren uns die Anschauung einer gegliederten Wirklichkeit erst möglich wird. Ebendeshalb aber bildet jede Erklärung, die uns den Gehalt dieser Funktionen dadurch näherbringen will, dass sie ihn durch Vergleiche, die der Dingwelt entnommen sind, erläutert, ein στεCν πC τεCν [Hysteron Proteron, „Das Spätere als Früheres“, d.h. ein Beweis aus einem Satz, der selbst erst zu beweisen ist.] Das Verhältnis der »Erscheinung« zu dem seelischen Gehalt, der sich in ihr ausdrückt; das Verhältnis des Wortes zu dem Sinn, der durch dasselbe dargestellt wird, und schliesslich das Verhältnis, in dem ein beliebiges abstraktes »Zeichen« zu dem Bedeutungsgehalt steht, auf den es hinweist: dies alles hat in der Art, wie Dinge im Raume nebeneinanderstehen, wie Ereignisse in der Zeit aufeinanderfolgen oder wie reale Veränderungen auseinander hervorgehen, nicht seinesgleichen; sein spezifischer Sinn kann nur ihm selber entnommen, nicht aber durch Analogien aus der Welt, die durch diesen Sinn selbst erst »ermöglicht« wird, verdeutlicht werden.»


    Wir müssen zuerst die Mythen, die in uns selber, ohne dass wir uns dessen voll bewusst sind, aktiv sind entdecken und entschlüsseln, bevor wir die Mythen aus Kultur und Religion, mit denen wir in Kontakt komme von ihrem Ursprung her verstehen können.

  • Philosophie der symbolischen Formen. Dritter Teil: Phänomenologie der Erkenntnis von ERNST CASSIRER, Text und Anmerkungen bearbeitet von julia clemens. FELIX MEINER VERLAG HAMBURG. PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 609.


    «Denn die Leib-Seelen-Frage ist,

    Prof. Gerl-Falkovitz erläutert ab Minute 10 diesen Themenbereich sehr feinschichtig aus der phänomenologischen Sicht von Edith Stein.



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  • Prof. Gerl-Falkovitz erläutert ab Minute 10 diesen Themenbereich sehr feinschichtig aus der phänomenologischen Sicht von Edith Stein.

    Ich habe mir die ersten 18 Minuten des Vortrags angeschaut und kann Deinem Urteil, dass Prof. Gerl-Falkovitz diesen Themenbereich der Leib-Seelen-Frage sehr feinschichtig aus der phänomenologischen Sicht von Edith Stein erläutert, nur beipflichten. Übrigens in einem druckreifen Deutsch. Wirklich gut und umfassend erklärt, (wenn auch nicht ganz neu für mich.) Sehr empfehlenswert!

  • Für mein Verständnis ist der Mythos nach C. demnach „das“ Ursprungsphänomen jeder menschlichen Kultur.

    Ja, das ist eine naheliegende Interpretation, die sich aus der Anordnung der symbolischen Formen in der von Dir erwähnten Rosette bei Wikipedia ergibt, in der der Mythos das Zentrum bildet und die anderen symbolischen Formen um dieses Zentrum herum gruppiert sind (u.a. auch die Sprache). - Diese Auffassung läßt sich stützen durch die Formulierung vom Mythos als "Mutterboden" der kulturellen Symbolsysteme.


    Warum stellt aber dann die Philosophie der symbolischen Formen die Sprache an den Anfang (Band I)? :/

  • „Symbolische Prägnanz“ bezieht sich darauf, wie ein sinnliches Erlebnis einen nicht-anschaulichen Sinn in sich trägt und ihn in konkreter Darstellung zum Ausdruck bringt. Hier findet man das Transzendentale in Cassirers Philosophie, welches sich mit damit beschäftigt, wie Bedeutung in symbolischer Form vermittelt wird.

    Ja, Cassirer hat natürlich seine Philosophie der symbolischen Formen transzendentalphilosophisch angelegt; soweit folgen seine Denkfiguren Kant. - Birgit Recki hat in diesem Zusammenhang auf einen Lesefehler Cassirers hingewiesen vom Range eines "Aufschlußwert einer Freudschen Fehlleistung":


    In der Kritik der Urteilskraft bestimmt Kant "Geist in ästhetischer Bedeutung" als "das belebende Prinzip im Gemüthe". (Kant; Kritik der Urteilskraft; AA; Bd. V; S. 313)


    Cassirer schreibt: "Kant hat erklärt, daß Geist in ästhetischer Bedeutung das 'bildende Prinzip im Gemüte sei'." (Ernst Cassirer; Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit; S. 165) [Hervorhebung in beiden Fällen: Birgit Recki]


    Über die Bevorzugung von "Gebilden", "bilden" hatten wir bereits gesprochen. Etwas "beleben" meint ja eigentlich, etwas was es in anderer Form bereits gab, zum Leben bringen; ein bildendes Prinzip betont dagegen die Gestaltgebung, Formgebung, ist also eigentlich ursprünglicher und geht dem Beleben der Form voraus.


    Birgit Recki sieht hier eher eine Orientierung an Hegel, der in der Ästhetik schreibt:


    "'Sinn nämlich ist dies wunderbare Wort, welches selber in zwei entgegengesetzten Bedeutungen gebraucht wird.Einmal bezeichnet es die Organe der unmittelbaren Auffassung, daß andere Mal aber heißen wir Sinn: die Bedeutung, den Gedanken, das Allgemeine der Sache. Und so bezieht sich der Sinn einerseits auf das unmittelbar Äußerliche der Existenz, andererseits auf das innere Wesen derselben. Eine sinnvolle Betrachtung nun scheidet die beiden Seiten nicht etwa, sondern in der einen Richtung enthält sie auch die entgegengesetzte und faßt im sinnlichen unmittelbaren Anschauen zugleich das Wesen und den Begriff auf." (Hegel; Vorlesungen über die Ästhetik I; in: Werke; Bd. 13; S. 173)


    Analog dazu Cassirer:


    "Unter einer symbolischen Form soll jede Energie des Geistes verstanden werden, durch welche ein geistiger Bedeutungsgehalt an ein konkretes sinnliches Zeichen geknüpft und diesem Zeichen innerlich zugeeignet wird." (Ernst Cassirer; Aufsätze und kleine Schriften; S. 79)

  • Ja, das ist eine naheliegende Interpretation, die sich aus der Anordnung der symbolischen Formen in der von Dir erwähnten Rosette bei Wikipedia ergibt, in der der Mythos das Zentrum bildet und die anderen symbolischen Formen um dieses Zentrum herum gruppiert sind (u.a. auch die Sprache). - Diese Auffassung läßt sich stützen durch die Formulierung vom Mythos als "Mutterboden" der kulturellen Symbolsysteme.


    Warum stellt aber dann die Philosophie der symbolischen Formen die Sprache an den Anfang (Band I)? :/

    Vielleicht hat es mit dem zeitlichen Verlauf zu tun?!
    Für den Mythos ist Sprache grundlegend, sonst kann kein Mythos entstehen. Ist der Mythos geboren, tritt die Sprache in den Hintergrund. Sprache ist nun ein Werkzeug für den Mythos. So hätte ich es interpretiert. :)

  • Ich habe mir die ersten 18 Minuten des Vortrags angeschaut und kann Deinem Urteil, dass Prof. Gerl-Falkovitz diesen Themenbereich der Leib-Seelen-Frage sehr feinschichtig aus der phänomenologischen Sicht von Edith Stein erläutert, nur beipflichten. Übrigens in einem druckreifen Deutsch. Wirklich gut und umfassend erklärt, (wenn auch nicht ganz neu für mich.) Sehr empfehlenswert!

    Ich mag die strukturierte klare Darlegung von Frau Prof. Gerl-Falkovitz.


    Interessant auch immer, deine Sichtweise aus dem Bereich der Quantenphysik. :)

  • Interessant auch immer, deine Sichtweise aus dem Bereich der Quantenphysik. :)


    Wie hilft uns dies aber weiter bezüglich Panpsychismus als Lösungsvorschlag zum Leib-Seele-Problem? – Anders ist es, wenn wir die Struktur der fundamentalen physikalischen Theorien analysieren. Wir können hierbei mit einer Analyse dessen beginnen, was eine den fundamentalen physikalischen Theorien adäquate primitive Ontologie ist und daran das Messproblem in der Quantenmechanik und seine Lösungen erörtern. – Wenn behauptet wird, dass die Moral des Messproblems darin besteht, dass die Wellenfunktion selbst keine physikalischen Objekte darstellen kann, stellt sich die Frage, welche Art von Objekt stellt die Wellenfunktion dann darstellt? – Wenn die Wellenfunktion bipolar ist, hat sie auch eine physische Seite. Kann es eine physische Seite geben, die nicht physikalischer Natur ist, die keine physikalischen Objekte darstellen kann? Quasi eine physische Seite jenseits der Planck-Skala, d.h. eine physische Seite dort, wo unsere physikalischen Gesetze nicht mehr gelten? – Nach den Theorien (Teilchen-)Bohmsche Mechanik, GRW-Theorie mit Massendichte, GRW-Theorie mit Blitzen und Bells Version der vielen Welten bestehen physikalische Objekte nicht aus Wellenfunktionen. – Die Wellenfunktion ist insofern zwar Teil der primitiven Ontologie der Theorien BMp, GRWm, GRWf, BMW (siehe oben) als die Wellenfunktion als reale Entität betrachtet werden kann, aber die Wellenfunktion ist nicht physikalischer Natur. – Wird die Wellenfunktion der Theorien BMp, GRWm, GRWf, BMW (siehe oben) als reale Entität jenseits der Planck-Skala, wo unsere physikalischen Gesetze nicht mehr gelten betrachtet, dann stellt die Wellenfunktion die (bipolare) «Natur» Gottes dar.

  • «Aber indem die [Funktion des mythischen Gestaltens] auf diesem Wege [immer neue Gestalten aus sich hervorgehen zu lassen – als objektive Ausdrücke des inneren und des äusseren Universums] weiterschreitet, gelangt sie auf ihm zu einem Wende- und Rückkehrpunkt – zu einem Punkt, an dem für die [Funktion des mythischen Gestaltens] das Gesetz, unter dem sie steht, zum Problem wird. (S. 290–291:) Dies scheint freilich auf den ersten Blick befremdlich: Denn der »Naivität« des mythischen Bewusstseins pflegt man eine derartige Scheidung nicht zuzutrauen. Und in der Tat handelt es sich hier nicht um einen Akt der bewussten theoretischen Reflexion, in der der Mythos sich selbst erfasst und in der er sich gegen seine eigenen Grundlagen und Voraussetzungen wendet. Das Entscheidende liegt vielmehr darin, dass er auch in dieser Rückwendung noch in sich selbst verbleibt und beharrt. Er tritt nicht schlechthin aus seinem Kreis heraus, er geht nicht zu einem völlig anderen »Prinzip« über – aber indem er seinen eigenen Kreis vollständig erfüllt, zeigt es sich, dass er ihn zuletzt sprengen muss. Diese Erfüllung, die zugleich Überwindung ist, ergibt sich aus der Stellung, die der Mythos gegenüber der eigenen Bildwelt einnimmt. Der [Mythos] kann sich nicht anders als in der [eigenen Bildwelt] offenbaren und äussern – aber je weiter er fortschreitet, umso mehr beginnt für ihn diese Äusserung [welche die Funktion des mythischen Gestaltens, die sich nicht anders betätigen kann als dadurch, dass sie fortschreitend immer neue Gestalten aus sich hervorgehen lässt – als objektive Ausdrücke des inneren und des äusseren Universums] selbst zu etwas »Äusserlichem« zu werden, das seinem eigentlichen Ausdruckswillen nicht völlig adäquat ist. Hier liegt der Grund eines Konflikts, der allmählich immer schärfer hervortritt und der, indem er das mythische Bewusstsein in sich selbst spaltet, doch in ebendieser Spaltung zugleich seinen letzten Grund und seine Tiefe erst wahrhaft aufdeckt.»

    Das ist für sich gesehen noch kein Grund, sondern nur eine Beobachtung, wie sich das mythische Bewusstsein verhält.


    Suchst Du die Begründung in der physikalischen Gesetzmäßigkeit, dass durch einen „Überlauf“ des eigenen Kreises die Sprengung in angrenzende symbolische Formen erreicht wird?


    Der letzte Grund und die Tiefe des mythischen Bewusstseins wird erst in der Spaltung der Vernunft von den mythischen Gestalten als objektiven Ausdrücken des inneren und des äusseren Universums wahrhaft aufdeckt. – Denn die Vernunft kann sich im Mythos nicht anders als in einer Bildwelt äussern – aber je weiter die Vernunft auf diesem Weg des Mythos fortschreitet, umso mehr beginnt für sie diese Äusserung selbst zu etwas »Äusserlichem«, das ihrem eigentlichen Ausdruckswillen nicht völlig adäquat ist, zu werden.

    Würde ich nicht so sehen. Die Vernunft kann sich nicht nur in der Bildwelt äussern. Vernunft geht für mich in diesem Sinne einher mit der optimierten „Gesetzmäßigkeit“, die einem (beliebigen) Prozesses zugrunde liegen. Hier schiele ich in Richtung Logik, also der logische Ablauf einer Ausdehnung, eines Ausdrucks oder eines Prozesses. Selbst im Mythos findet sich eine solche optimierte Prozessualität, welche durch Vernunft beeinflusst wird


    Letztlich sucht die Vernunft nach Erkenntnis und bedient sich des Mythos nur dort, wo diese Erkenntnis räumlich (d.h. über die Sinneswahrnehmung noch unzugänglich) und zeitlich (in der Vergangenheit oder Zukunft liegend) für sie im Augenblick noch (oder für immer) ausser Reichweite liegt.

    Verständliche Annahme, der ich ganz gut folgen, aber den Mythos nur in einer lückenhaften Erkenntnissuche zu bedienen, wird m.E. dem Mythos nicht gerecht. Dort spielen noch fiktionale Elemente eine Rolle, die einen anderen Ursprung haben.


    «Gibt es hier dann einen geheimen Link vom Mythos zur Logik?» – Ist auch eine Frage, die mich umtreibt. Die Beziehung vom Mythos zur Logik würde ich der Welt als ein „Drama konkurrierender Kräfte, weit entfernt von einer Ansammlung lebloser Objekte“ zuordnen.

    Würde ich auch so sehen, weit entfernt von einer Ansammlung lebloser Objekte, aber konkurrierende Kräfte nur vordergründig, sondern im Prinzip dieselbe zugrundeliegende Substanz, daher ist Logik gleich dem Mythos bereinigt um seine Ausschmückungen.


    Birgit Recki berichtet eine kleine Anekdote, bei der ich gestern sofort an Dich gedacht hab', weil Du Dich mit einem der Protagoristen vor einiger Zeit mal beschäftigt hast. 1929 gab es in Davos die berühmte Disputation zwischen Ernst Cassirer und Martin Heidegger. Die anwesenden Studenten führten an einem der letzten Abende ein Kabarett auf, bei dem sie die beiden Geistesgiganten aufs Korn nahmen. Die Rolle des Heidegger wurde dabei von "Tugend-Bollnow" gespielt (Otto Bollnow, später Professor für Philosophie und Pädagogik) und als Ernst Cassirer trat ein junger Student aus Litauen auf - Emmanuel Levinas.


    So warst Du also immer schon auf den Spuren Ernst Cassirers, nur halt in Gestalt seiner Karikatur. ;)

    Eine spannende Anekdote und interessant, dass Levinas als Cassirer auftrat. Das hätte ich tatsächlich gerne damals live gesehen. 😊 Mal sehen, ob ich mich auf den Spuren seiner Karikatur befinde. Wie Kafka so schön sagte: Der Weg entsteht beim Gehen.


    Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Drei Jahre nach dem Erscheinen des zweiten Bandes der Philosophie der symbolischen Formen, erschien Husserls Arbeit Zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins (von Heidegger und Edith Stein redigiert). Darin geht es u.a. um jenen "Freiraum", den Du angesprochen hast, Transfinitum; darum, daß das Bewußtsein Zeit braucht, um die einzelnen Signale gegenwärtig zu haben. Diese Gerichtetheit des Bewußtseins auf Vergangenes nennt Husserl Retention, die auf die Zukunft entsprechend Protention. Ob Cassirer die Schrift Husserls aus dem Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung gekannt hat, weiß ich nicht, aber es scheint mir wahrscheinlich.

    Hierzu habe ich ein wenig recherchiert, aber einen direkten Link konnte ich auch nicht dazu finden. (wobei das in Bezug auf Zeitbewusstsein interessant ist: https://www.jstor.org/stable/24360094 ) Offensichtlich ist nur, dass sich hier Übereinstimmungen in Grundannahmen finden lassen, eventuell wurde Cassirer auch durch die allgemeine intellektuelle Atmosphäre seiner Zeit beeinflusst.


    Und da Du Dich mit französischer Philosophie beschäftigst: Gilles Deleuze schreibt in seinem Nietzsche-Buch:


    "Wie kann sich das Vergangene, die Vergangenheit in der Zeit bilden? Wie kann das Gegenwärtige, die Gegenwart vergehen? Niemals vermöchte der vorübergehende Augenblick vorüberzugehen, wäre er nicht schon vergangen und zugleich noch gegenwärtig, erst zukünftig und doch zugleich schon gegenwärtig. Wenn die Gegenwart nicht durch sich selbst verginge, wenn auf eine neue Gegenwart gewartet werden müßte, damit jene zur Vergangenheit wird, so würde sich die Vergangenheit allgemein niemals in der Zeit bilden, wie auch jene Gegenwart nie vergehen: wir können nicht warten, der Augenblick muß in einem gegenwärtig und vergangen, gegenwärtig und zukünftig sein, damit er vergehen kann (und zugunsten anderer Augenblicke auch vergeht). Das Gegenwärtige muß mit sich als Vergangenes und Zukünftiges koexistieren. Dieses synthetische Verhältnis des Augenblicks zu sich als Gegenwärtiges, Vergangenes und Zukünftiges begründet gerade sein Verhältnis zu den anderen Augenblicken." (Gilles Deleuze; Nietzsche und die Philosophie; S. 54f)

    Wunderbar! Vielen Dank zuerst für den Buchtipp! (bisher habe ich von Deleuze Differenz und Wiederholung und das Rhizom zusammen mit Guattari)


    Das, was in dem Zitat beschrieben wird, beschreibt gut die fluide Konstellation der Zeitwahrnehmung und die imaginäre Vorstellung einer Einteilung. Dazu gab es einmal auf Arte eine Sendung, indem Deleuzes Ansichten von Jean-Clet Martin diskutiert wurden. Leider finde ich den Link zum Video nicht mehr, nur noch einen Hinweis:


    https://www.fernsehserien.de/p…isen-ohne-bewegung-781475

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  • Prof. Gerl-Falkovitz erläutert ab Minute 10 diesen Themenbereich sehr feinschichtig aus der phänomenologischen Sicht von Edith Stein.



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    vielen Dank für den Link zu dem Video. Das ist sehr aufschlussreich. :thumbup:


    Zurück zum Thema des Threads: Cassirers Grundbegriffe- nun zur Sprache.

    Hier erstmal eine kleine allgemeine Einführung zum Thema (wieder auf Basis des Buchs von Paetzold, Kapitel 5)


    Wilhelm von Humboldt ist definitiv Vorläufer Cassirers Gedanken. Humboldt betrachtete Sprache nicht nur als eine diachrone Klassifikation von Wörtern, sondern interessierte sich für die grammatischen Strukturen und Weltbilder, die durch die Sprache vermittelt werden. Nach C. ist Sprache das Medium, in dem sich der Gedanke bildet und das Subjekt mit der Welt verbindet. Sprache ermöglicht, komplexe abstrakte Denkprozesse und Empfindungen auszudrücken.


    C. untersucht zudem die Beziehung zwischen Sprache und Zahl. Eine Zahl ist demnach nicht nur als ein Werkzeug zur quantitativen Messung, sondern auch als ein "konstruktives Schema des Geistes". Die Zahl repräsentiert numerische Strukturen, die nicht von den Dingen oder deren Eigenschaften abgeleitet sind und ermöglicht eine distanzierte Betrachtung des Unmittelbaren und Erlebten. C. ordnet die Zahlwörter in einer genetischen Reihe an und stellt fest, dass sie verschiedene Anschauungsstrukturen repräsentieren. -> Beziehung zwischen Sprache und den symbolischen Formen Raum und Zeit.


    Sprache dient auch als Darstellung relationaler Begriffe- Die Rolle des Satzes ist eine umfassende Einheit, in der sprachlichen Elemente ihre Funktion erfüllen. C. folgt wieder Humboldts Ansatz eines "Primats des Satzes vor dem Wort", wobei die semantische Bedeutung in einigen Sprachen durch die Position eines Wortes im Satz und der Rede bestimmt wird. Der Satz ermöglicht somit, komplexe Relationen zwischen Objekten auszudrücken.


    Abschließend geht C. näher ein auf die Unterschiede zwischen synthetisierenden & analytischen und flektierende Sprachen/Sprachformen. Flektierende Sprachen dienen der Analyse/Synthese von Relationen und drücken Beziehungen zwischen Wörtern aus und analytische Sprachen verwenden eher nur einzelne Wörter, um Relationen darzustellen. Hierzu kann man sicherlich mehr formulieren, da bin ich nicht besonders bewandert, das dürfte für Sprachwissenschaftler aber mehr als interessant sein.

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  • Verständliche Annahme, der ich ganz gut folgen, aber den Mythos nur in einer lückenhaften Erkenntnissuche zu bedienen, wird m.E. dem Mythos nicht gerecht. Dort spielen noch fiktionale Elemente eine Rolle, die einen anderen Ursprung haben.

    Diese fiktive zweite Seite des Mythos haben wir bereits an einer anderen Stelle, mit Bezug auf Cassirers Philosophie der symbolischen Formen, im Zusammenhang mit der Kultur und der Religion besprochen. Ich möchte hier nicht noch einmal darauf eingehen. Natürlich existiert sie. Ist aber von dem, was ich oben intendiert habe zu unterscheiden, den diese zweite Seite bezieht sich nicht auf die uns umgebende mythische Wirklichkeit, sondern auf den sondergestalteten Mythos von Kultur und Religion, also auf etwas, das es ohne Letztere in der Natur nicht gibt.

  • Cassirers Grundbegriffe- nun zur Sprache.

    Philosophie der symbolischen Formen. Dritter Teil: Phänomenologie der Erkenntnis


    von ERNST CASSIRER, Text und Anmerkungen bearbeitet von julia clemens. FELIX MEINER VERLAG HAMBURG. PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 609, 524–525 Naturwissenschaftliche Erkenntnis. »Symbol« und »Schema«:


    «An dieses Urphänomen des Ausdrucks knüpft die Formung, wie sie sich in der Sprache, in der Kunst, im Mythos vollzieht, überall an; ja die beiden letzteren scheinen ihm so nahezubleiben, dass man versucht sein könnte, sie ganz in dieser Sphäre festzuhalten. So hoch sich Mythos und Kunst in ihren Gestaltungen auch erheben mögen, so bleiben sie doch dauernd in dem Erdreich der primären, der ganz »primitiven« Ausdruckserlebnisse verwurzelt. Die Sprache freilich macht, schärfer als beide, die neue Wendung, den Übergang in eine neue »Dimension« erkennbar.»


    «An jedem geistigen Werden lässt sich eine doppelte Bestimmung unterscheiden. Es ist dem natürlichen, dem rein »organischen« Werden insofern verwandt, als es, wie dieses, dem Gesetz der Stetigkeit gehorcht. Die folgende Phase bedeutet der früheren gegenüber nicht etwas schlechthin Fremdartiges, sondern sie ist nur die Erfüllung dessen, was in dieser bereits angedeutet und angelegt war. Auf der anderen Seite schliesst indes dieses Ineinandergreifen der einzelnen Phasen ihr klares und scharfes Gegeneinander nicht aus. Denn jede neue Phase stellt eine eigentümliche und prägnante Forderung, stellt eine neue Norm und eine neue »Idee« des Geistigen selbst auf. So kontinuierlich der Fortgang erscheint, so verschieben sich in ihm doch ständig die geistigen Bedeutungsakzente – und aus jeder dieser Verschiebungen geht ein neuer »Gesamtsinn« der Wirklichkeit hervor. Wir können die Richtung dieser Akzentverschiebung im Prozess der symbolischen Gestaltung in einer kurzen Formel bezeichnen, indem wir innerhalb derselben drei Stadien und gleichsam drei Dimensionen unterscheiden. Von der Sphäre des Ausdrucks hatten wir schon früher die Sphäre der Darstellung unterschieden. Aber beiden gliedert sich nunmehr ein drittes Gebiet an: Denn wie die Welt der Darstellung sich von der des blossen Ausdrucks löste, wie sie ihr gegenüber ein neues Prinzip aufstellte, so wächst zuletzt auch sie über sich selbst hinaus und geht in eine Welt der reinen Bedeutung über. Wir werden zu zeigen haben, wie dieser Übergang es ist, in dem sich die Form der wissenschaftlichen Erkenntnis erst eigentlich konstituiert, in dem ihr Wahrheits- und Wirklichkeitsbegriff sich endgültig von dem der »naiven Weltansicht« scheidet.» (523–524|)


    Aus dem ersten Zitat oben resultiert meine Befürchtung und auch teilweisen Abneigung mich mit Cassirers Philosophie der symbolischen Formen, 1. Teil, «Die Sprache» intensiver auseinanderzusetzten. Es ist vor allem der Mythos, der mich reizt. Nur scheint das auch bei Cassirer der Fall gewesen zu sein, sonst hätte nicht alle Formen auf den Mythos zurückgeführt, wie ich dem zweiten Zitat oben zu entnehmen meine.


    Auf alle Fälle empfinde ich das Lesen von Cassirers Darstellungen in seiner Philosophie der symbolischen Formen immer wieder als lohnend und kann es nur weiterempfehlen.


    Wenn Du zwischen meinen Interpretationen und Gedankengängen zu Cassirer und dem Thema dieses Threads und Deinen Unvereinbarkeiten erkennst, so musst Du nachhaken. Ich für meinen Teil sah bisher keinen Grund Dir entschieden zu widersprechen. ;)

  • Zum Mythos ist mir nun Paul Ricoeur über den Weg gelaufen. Seine Auffassung über den Mythos lautet wie folgt:


    Er sieht den Mythos als wichtigste Ausdrucksform der symbolischen Sprache. Eine mythische Erzählung ist demnach ein überlieferter Bericht von Ereignissen, die sich in einer mythischen Ursprungsphase zugetragen haben. Hinter diesem doch recht oberflächlichen Begriff verbirgt sich die Symbolfunktion des Mythos. Diese Funktion hat die Aufgabe, die Bindung der Menschen an etwas Heiliges zu beschreiben. Um diese zu entschlüsseln, wird eine Entmythologisierung benötigt, die durch hermeneutische Methoden erreicht wird.


    Nun fokussiert Ricoeur sich vermehrt auf die Symbole der Schuld und erarbeitete den symbolischen Gehalt der Mythen und die Beziehung zu den Primärsymbolen des Bösen. Eine Dimension des Symbols kann nicht anders zurückgewonnen werden als durch eine Wiederholung jener Erfahrung, die der Mythos darlegt.

    Durch die Wiederholung existiert eine Dynamik zwischen Mythen, durch die Mythengruppen aufeinander bezogen werden.


    Weitergehend beschäftigt er sich auch mit der Umrandung des Begriffs des Symbols. Diese werden als doppelseitige Ausdrücke bezeichnet, die aus einer wörtlichen und symbolischen Ebene aufgebaut sind. Auf der wörtlichen Ebene ist dies die sprachliche Erscheinungsform, hinter welcher sich der symbolische Gehalt verbirgt. Ein kosmischer, onirischer und poetischer Aspekt bilden dabei die Ausdrucksformen der Symbole im alltäglichen Leben.

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  • Prägnanz heißt, daß das sinnliche Erlebnis mit etwas schwanger geht, durch das die ihm zugrundeliegenden Wahrnehmungsdaten über das reine Datenmaterial hinaus erweitert werden, seine prägnenten Momente Gestalt annehmen. Wir hatten an anderer Stelle als Beispiel eine Melodie. Eine Melodie besteht aus einzelnen Tönen, aber hört man die Töne isoliert, hat man nur unverbundene Schallwellen, die ans Ohr dringen, aber noch keine Melodie ergeben. Diese Melodie jedoch hat Eigenschaften, welche einzelne Töne nicht haben. Melodien können traurig oder fröhlich sein, schwungvoll oder ruhig. Die reinen Sinnesdaten sind gleichsam nur die Geburtshelfer der Melodie.

    Und wenn die das "Symbol" wäre? Dann müsste doch das, was eigentlich ins Tageslicht - in das aus seiner eigenen Höhle heraustrende Bewusstsein - geboren werden soll, die "Bedeutung" sein. Die wäre dann dem Symbol (als das aus zwei Komplementen zusammengeballte Eines) von seinem im Urgrund der Seele waltenden Schöpfer eingehaucht, mit Notwendigkeit, zur Wende einer Not = Behebung einer Bedürfnisfrustration. Wie Heraklit sagte: Es wandeln sich die Symbole auf gleiche Weise, wie der Duft des Feuers nach dem ihm jeweils beigemengten Kraut.

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