Beiträge von Philosophietaucherin

    Märchensymbolik find ich spannend, sie legt Zeugnis ab von einem natürlicheren Bewusstsein und das auch kulturübergreifend, kollektiv. Weltenberg, Weltenbaum, die drei Schicksalsweberinnen sind da interessante Beispiele, von Orient bis Okzident traten ähnliche Bilder auf.

    In vielen lokalen sagen sind die Schicksalsweberinnen oft als die drei Schwestern vorhanden, in Grimms Sammlungen kommen sie mehrmals vor, drei Moiren bei den Griechen, drei Nornen bei den Germanen, drei Parzen bei den Römern, drei bei den Slaven, den Hethitern uswusf, weltweit ähnliche Bilder, auch die Gottheiten der Kaaba, vor Mohammed, also dem Islam, waren drei, welche für das Schicksal zuständig waren…

    Wie gesagt, ich habe Märchen bisher sehr oberflächlich genossen. Sehr spannend besonders auch, dass sie so kulturübergreifend sind und sich der Form des Zeitgeistes anpassen.

    Das mit den 3 Schicksalsfrauen kannte ich bisher noch nicht. ;)

    Hermann Hesse stellt in seinem Gedicht nicht das Böse der Wollust in den Vordergrund, sondern läßt den Punkt in den Vordergrund treten, der bei der rein sexuell ausgerichteten Liebe verloren geht:

    " die reine wahrhaften Liebe "


    " Nichts als strömen, nichts als brennen,

    Blindlings in das Feuer rennen,

    Hingerissen, hingegeben

    Die unendliche Flamme: Leben!

    Plötzlich aber, bang durchzittert,

    Sehnt aus dem unendlichen Glück

    Angstvoll sich das Herz zurück,

    das den Tod im Lieben wittert "


    Hermann Hesse - die Wollust

    Ich bin genügsam, Philosophietaucherin, und notfalls komme ich auch mit Klopfzeichen zurecht. ;)


    Es ist auch für mich eine Expedition in digitales Neuland. Meine Neugierde hat mich ein wenig dazu getrieben. Ich denke nicht, daß sich Revolutionäres damit verbindet, aber vielleicht eine Ergänzung zum schriftlich geführten Diskurs. :)


    Sprechen und Schreiben

    Ja, dies ist sicher interessant!

    Danke für den Link.

    Es würde einige Vorteile mit sich bringen.

    Ich brauche allerdings etwas Zeit, mich da einzufinden.

    Außerdem erfordert es auch etwas Mut, sich in rein sprachlicher Form auszudrücken. =O

    Es ist ungewohnt, denn so etwas macht man ja nicht für gewöhnlich. :) ;)

    Ja, da hast du ganz recht.

    Es gibt die unterschiedlichsten Menschen, mit den verschiedensten Richtungen.

    Die einen meinen es gut, andere wiederum verfolgen ihre Interessen auf Kosten andere.

    Doch eines haben alle gemeinsam,

    jeder Einzelne trägt einen großen Erfahrungsschatz mit sich. Der unterschiedlicher kaum sein könnte, denn jeder lebt in einer anderen Lebenswelt.

    Das schöne daran ist, wenn Menschen ihre Erfahrungen miteinander teilen, dann bereichern sie sich gegenseitig.

    So sind auch philosophische Gedanken etwas, was aus einem Miteinander wächst.

    :) das ist doch schön!!! Es hat sehr gut geklappt. Habe alles verstanden. Ich kann leider nicht schnell auf gleichen Wege antworten. Da brauche ich meine Zeit, bis ich diese digitalen Welten verstehe. Du musst dich daher noch mit meinen üblichen Rauchzeichen zufrieden geben. ;)

    Das hört sich faszinierend an.
    Ich habe mal geschaut, ob sich in meinem kleinem Bücherregal etwas finden lässt, was annähernd in diese Richtung fällt.

    Dort habe ich ein Buch von Hartmut Sommer, Die bedeutendsten Mystiker

    Dieses Buch, fällt schon sehr stark in die gleiche Richtung, oder? ;)

    Ansonsten habe ich noch Aurelius Augustinus - Auf der Suche nach dem Glück-
    dies wurde eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Ulrich Wienbruch

    Da Augustinus für die nachfolgende Zeit sehr beeinflussend war, gehört dieser wohl auch mit von der Partie.

    Da Märchen schon immer auch ein Thema der Tiefenpsychologie waren, hast du dich als Anhängerin der Jungschen Archetypenlehrer sicher damit auch schon auseinandergesetzt. So auch ich, wobei in meinem Fall allerdings eher der Schwerpunkt auf Freuds Psychoanalyse, genauer: auf der psychoanalytischen Sozialisations- und Kulturtheorie und Traumdeutung lag.

    Sehr spannend, dass du dich in diesen Bereichen tiefer mit beschäftigt hast.

    Ich habe seit einiger Zeit eine Vorliebe dafür entwickelt, Märchen und Sagen zu sammeln. Am liebsten die ganz alten Bücher.

    Lese sie dann auch gerne in Altdeutscher Schrift. Dies ist natürlich ein sehr oberflächlicher Zugang, den ich jedoch sehr genieße.

    :) jetzt hast du mir mit C.G. Jung einen kleinen Impuls gesetzt. Danke

    Hallo liebe Forenbesuchende, gibt es Zeitgenossen aus dem Nürnberger Umland, die sich mit ihren persönlich erfahrenen Zufallsphänomenen, Synchronizitäten, Koinzidenzen, Zeitdiletationen und innewohnenden Archetypen schon eine ganze Weile näher befassen und sich dahingehend zwanglos austauschen möchten in entspannter Atmosphäre bei einem gemütlichem Bier oder Kaffee? Würde mich freuen...

    Hallo sophiajaga,

    von mir auch ein verspätetes "herzliches Willkommen"

    Das ist eine nette Idee sich in persönlicher Atmosphäre auszutauschen, doch dies scheitert wohl an der Entfernung. ;)

    Du kannst ja wie bereits von anderen angesprochen, eine Zeitlang hier verweilen und ausprobieren, wie es wäre nur schriftlich in Kontakt zu stehen.

    Die Urwurzeln des Mythos liegen im Dunklen. Es gibt keinen Anfang des Mythos, es sei denn einen gedachten, aber keinen beobachtbaren Anfang. Die Urwurzel ist eine Leerstelle, die von der Poesie besetzt werden kann und durch sie auch erschlossen werden kann, aber es läßt sich kein geschichtlicher Zeitpunkt fixieren, der besagt: Jetzt beginnt das mythische Bewußtsein. Der Mythos ist immer schon da. Er ist seine Wirkungsgeschichte.

    Vielen Dank für deinen Buchtipp Nauplios. Ja, ich denke dies ist tatsächlich die Richtung die mich persönlich interessiert. Daher suchte ich auch bei den anderen

    Säugetieren. ;)

    Ich suchte nach einer Substanz, die von den Anfängen bis zur Gegenwart alles durchdrängt. Eine Art von Antrieb.


    Ernst Cassirer war regelmäßiger Besucher der Bibliothek Warburg. Und die Anordnung der Bücher in dieser Bibliothek hat Ähnlichkeit mit Cassirers Denken. Die Bücher sind nicht etwa alphabetisch oder chronologisch sortiert, sondern um einzelne ideelle Gravitationszentren. Jürgen Habermas vergleicht sie mit einem unvollendeten Plan zur Erstellung eines Atlanten, der eine Art kollektives Gedächtnis kartographiert, eine groß angelegte Karte geistiger Landschaften. (vgl. Jürgen Habermas; Die befreiende Kraft der symbolischen Formen; in: Ernst Cassirer. Werk und Wirkung; S. 84) - Vergleichbar ist dieser Art des Umgangs mit der Kultur auch das Passagen-Werk von Walter Benjamin.

    Dies hilft mir doch sehr in E.Cassirers Gedankenwelt besser einzudringen. Die Vorstellung der geistigen Landschaften im Unterschied zum chronologischen Aufbau.

    Beim "ganzheitlichen Bild" stellt sich natürlich die Frage, wie man ein Bild von einem Ganzen, beziehungsweise dem Ganzen bekommen kann. :) Ich denke, daß Du damit die Einbeziehung mehrerer Perspektiven auf ein Phänomen und seine Hintergründe meinst, Philosophietaucherin. Für den Mythos würde das bedeuten, ihn nicht ausschließlich aus der Perspektive der Begriffsbildung zu betrachten. Der Mensch ist mehr als die Summe der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die es über ihn gibt. Reduktionistische Ansätze führen die symbolischen Formen Cassirers gerne auf eine symbolfreie Schöpfungsinstanz zurück.

    Ja, genau das meinte ich. Ich wollte mir ein ganzheitliches Bild vorstellen können. Mit Hilfe der verschiedenen Metaphern (Kaleidoskop, Mutterboden, Mutterkuchen) wird auch dieses Bild sichtbarer. Jedoch können diese Metaphern es nicht in der Gesamtheit genau treffen.


    Für den Mythos würde das bedeuten, ihn nicht ausschließlich aus der Perspektive der Begriffsbildung zu betrachten. Der Mensch ist mehr als die Summe der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die es über ihn gibt. Reduktionistische Ansätze führen die symbolischen Formen Cassirers gerne auf eine symbolfreie Schöpfungsinstanz zurück. Karriere gemacht hat hier das Gehirn als Schaltzentrale von Gefühlen, Anschauungen, Ästhetik usw. So können Religion, Mythologie, Schönheit, Liebe u.ä. dann bestimmten Gehirnarealen zugeführt und damit entzaubert und um ihren Eigensinn gebracht werden. Wenn man weiß, daß die Liebe das Ergebnis eines neuronalen Funkenschlags im Gehirn hinten links ist, ist damit Werthers Selbstmord eine Folge überreizter Gehirnaktivität. Literaturwissenschaftliche und ästhetische Annäherung an das Thema Liebe verlieren dann natürlich an Deutungskraft.

    Ich suche in meiner Vorstellung gerade nach den Urwurzeln. ;)

    Ich suche noch nach einem genaueren Bild dieser Strukturstufen.


    Bei manchen Säugetieren wie z.B. Elefanten, Affen werden Rituale beobachtet.


    Trauerrituale bei Elefanten


    Wenn Rituale dazu verwendet werden, mit den Gefühlen umzugehen, haben sie doch eine Funktion Ordnung zu schaffen. Oder :/


    Auf Seite 37,38,39 geht Ernst Cassirer auf die Struktur der Wirklichkeitsbildung ein.

    Wenn der Homo sapiens, als soziallebendes Wesen zu seiner Zeit Epoche, mit dem Tod konfrontiert wurde, war dies womöglich auch einer der ersten Punkte an dem die Gehirnentwicklung aktiviert wurde, Erklärungen für dieses Phänomen zu finden.


    Der Mythos bedient sich der narrativen Form des Denkens, um komplexe Vorgänge in der Natur und der menschlichen Existenz zu erklären. Der Mythos ist nicht aus der Luft gegriffen und die Narrative sind nicht ausgedacht, sondern diese resultieren aus Wissen von Kulturen und Traditionen und spiegeln Einblicke in die Psyche und in die Vorstellungen der jeweiligen Zeitepoche.

    Mythen spielen demnach eine wichtige Rolle bei der Identitätsbestimmung einer Kultur. Sie vermitteln oder besser transportieren dieser ein Verständnis zur Herkunft und der Rolle in der Welt und zum Kosmos.

    Narrative enthalten eine hohe Komponente an emotionalen und visuellen Inhalten, daher ist die Anbindung an Jung und seine Psychonautik-Techniken hier m.E. ziemlich passend. Durch die Bereinigung/ Objektivierung des Mythos um diese "Blumenhaftigkeit" entsteht ein sehr formeller und hoher Informationsgehalt. Daher ist im rationalen Logos stets der Mythos enthalten, auch wenn man hier lieber eine strikte Disjunktheit sehen möchte.

    Damit wären dann die Emotionen der Auslöser und Treibstoff der großen Sinnfragen, die kontinuierlich bestehen.

    Ja, so verstehe ich das Bild auch. In die Metapher vom Mutterkuchen eingearbeitet ist allerdings der Kipppunkt eines Vorher/Nachher. Vorher gibt es eine Phase, in der der Mutterkuchen eine Funktion hat, die er nachher nicht mehr hat. Getrennt werden beide Phasen durch den Moment der Geburt.


    Die Übertragung auf den Mythos bedeutet: es gab früher eine Zeit des Mythos, in der dieser eine wichtige Funktion hatte und dann gab es einen Moment, in dem jemand den Lichtschalter der Vernunft fand und betätigte und heute hat der Mythos seine Funktion verloren.

    Jetzt verstehe ich leichter, wo der springende Punkt liegt. Ich hätte das mit dem Mutterkuchen ohne das Vor/Nacher gesehen. Für mich hätte es immer einen beständigen Mutterkuchen gegeben. Da er durch die Fortpflanzung immer beständig bleibt. Ich verstehe aber jetzt genauer was du meinst.

    Mir war nicht so klar, dass man genau differenzieren muß, um es später aus einem ganzheitlichen Bild betrachten zu können.



    "Es ist mit Recht betont worden, dass im Verhältnis von Mythos und Ritus der Ritus das Frühere, der Mythos das Spätere ist."

    (Ernst Cassirer, Philosophie der symbolischen Formen, zweiter Teil, S. 47)


    Das alles inneinander verwoben ist, sehen wir im ganzheitlichen Bild. Durch die Differenzierung sehen wir den Aufbau bzw. die Struktur des Ganzen.

    Doch kann kein Zweifel daran bestehen, dass bestimmte grundlegende Begriffe in ihrer eigentümlichen Struktur erst dann verständlich und durchsichtig werden, wenn man erwägt, dass für das mythische Denken und die mythische "Erfahrung" zwischen der Welt des Traumes und der objektiven "Wirklichkeit" ein steter schwebender Übergang besteht.

    (Ernst Cassirer, Das mythische Denken, Kapitel 1, Seite 44)


    Dann treten zwischen der Metapher von Nauplios, Alltag und Cassirers Überlegungen grundlegende Wesenszüge hervor.

    Es ist dieses untrennbare und verbundene der verschiedenen Welten. Außerdem das beständig Nährende, aus dem sich immer wieder Neues entwickelt und wächst.

    Mutterboden, Nährboden, Mutterkuchen - ein weiter Bogen leitet über zu - (m/d/s)eine Metapher für den Mythos ist der "Mutterkuchen der Kultur". (ö,ö)


    Dieses Bild vom Mutterboden verführt dazu, die symbolischen Formen als dem Mutterboden entwachsen zu sehen, gleichsam wie Äste eines Baumes, die mit dem Baum und seinen Wurzeln nichts mehr zu tun haben. Doch ist der Baum nichts ohne Mutterboden. Man muß samt seiner Verwurzelung sehen. Zweige, Äste, Stamm und Mutterboden bilden eine Einheit. Die Geschichten und Bilder liegen nicht hinter uns.

    Verbindet man diese Metapher des Mutterkuchen bzw. der Muttererde wieder auf Cassirer und seinen geistigen Überlegungen, bezüglich des Traumes.

    Vielleicht können Philosophietaucherin und infinitum mit dem Licht der Aufklärung das Dunkle des Mythos ausleuchten; d.h. ich bin mir sicher, daß sie es können. ;)

    :/ Nunja, ein Halogenstrahler habe ich nicht gerade zur Hand. ;)

    Ich hoffe für heute ist mein Taschenlämpchen ausreichend, um den Mutterkuchen grundlegend zu beleuchten.

    Bei dir hat der Mutterkuchen eine erschreckende Wirkung ausgelöst, deshalb hast du dich möglicherweise nicht weiter sinngemäß mit ihm beschäftigt. (so meine Interpretation)


    Unappetitliches zum Mutterkuchen erklärt Prof. Dr. Markus Fleisch =O (man möchte Vegetarier werden):


    Das sollten Sie über den Mutterkuchen wissen

    Um die Metapher, die Alltag dargelegt hat genau zu verstehen, ist es wichtig

    :!: nicht :!: den Mutterkuchen in der Phase zu betrachten, in der er bereits seine Funktion aufgeben hat, sondern in der Phase in der er seine Aufgabe hat.

    LiDie Wurzel geht erst mit dem Pflanzentod verloren, die Plazenta aber - hab's selbst gesehen - schon bei der Geburt. Man wird bei der Geburt nicht entwurzelt, sondern aus dem Paradies geworfen. Auch daran erinnert uns der Mythos.

    An dem Ort an dem der Mutterkuchen seine Aufgabe hat, ist ein Paradies.

    Das Baby ist im Mutterleib eingebettet. Eine gleichbleibende angenehme Wärme umhüllt es. Der Herzschlag der Mutter, den es wahrnimmt, wirkt beruhigend, da es etwas Beständiges ist. Ein Rhythmus der besonderen Art.

    Ansonsten ist die Umgebung des Babys sehr reizarm. Vielleicht sind es noch Emotionen, die auf das kleine Wesen einwirken könnten, aber da möchte ich mich nicht festlegen. Das wichtigste in diesem Mutterleib ist aber

    "der Mutterkuchen", denn dieser versorgt das Baby mit allem was es braucht, um zu wachsen. Der Mutterkuchen nährt und versorgt, auf ihn ist Verlass.

    Ein Paradies auf Erden. ;)

    Wenn ich mich recht erinnere, sind für Freud die Traum-Gedanken die Konzepte, die dem Traum als traumgenerierende Motive zu Grunde liegen.

    Ja, so hätte ich es bei Freud auch interpretiert.

    Kann mich betreffs der Schriften jenes 1933 auf Umwegen nach Schweden immigrierte, ehemals deutschen Philosophen jüdischen Glaubens Ernst Cassirer nie ganz vollständig des Eindrucks erwehren, dass dieser auch fortwährend darum bemüht war, gegenüber dem Phänomen „der geistigen Grundlagen des NS-Regimes“ eine für ihn philosophisch tragende Antwort zu finden. Was man diesem -mit Verlaub- ein Stück weit auch als Befangenheit auslegen kann; und wo hingegen Mythos und mystisches Denken ihm als Zugang dienen. „In allen kritischen Augenblicken des sozialen Lebens des Menschen sind die rationalen Kräfte, die dem Wiedererwachen der alten mythischen Vorstellungen Widerstand leisten, ihrer selbst nicht mehr sicher. In diesen Momenten ist die Zeit für den Mythus wiedergekommen.“ So steht es beispielsweise in dessen Buch „Vom Mythus des Staates“, welches 1946, ein Jahr nach dessen Tod, in den USA erschien. Birgit Recki, welche die gesammelten Werke Cassirers herausgegeben hat, fügt hierzu noch ergänzend an: „Es war, im entgeisterten Blick auf die nationalsozialistische Herrschaft in Europa, auf den Vernichtungskrieg und den Völkermord an den Juden, als Erklärungsansatz gemeint für das Denken, das dem totalitären Staat zugrunde liege […] Mythisches Bewusstsein ist besessen von der Macht der Bilder, der Macht der Namen und von der Macht der von ihren Eindrücken ausgelösten Emotionen.“

    Jemand der sich anthropologische Fragen stellt, der sucht mit Sicherheit auch in den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Geschehnissen Antworten zu finden.

    Es werden wohl viele verschiedene Einfluss Faktoren ineinandergegriffen haben, dass dieser schreckliche Vernichtungskrieg stattfinden konnte.

    Gustave Le Bon veröffentlichte 1895 sein Buch "Psychologie der Massen", indem er beschreibt wie sich Individuen in einer Masse auflösen.



    Wir leben alle mit Mythen, ob sie uns bewusst sind oder nicht. Wenn wir von der Aussage oben ausgehen, dass man im Schlaf nicht denkt, sondern erlebt und erst durch das Aufwachen es zum Denken wird, dann müssten wir die Mythen den Tagträumen zurechnen.

    Bei den Aborigines, den australischen Ureinwohnern wurzelt in Tjukurpa ihr kulturelles Erbe.
    Traumzeit ist jedoch ein Wort, welches die Weißen geprägt haben.
    Für die Aborigines ist der Traum keine Scheinwelt oder Illusion. wie wir es im Westen verstehen, sondern Wirklichkeit und die ganze Wahrheit.

    Über Generationen wurden die Mythen und Legenden in mündlicher Form weitergegeben.

    Es sind die Geschichten der Ahnen, die seit Jahrtausenden mit den Gewalten der Natur gelebt haben, welche auf den gleichen Pfaden über Generationen gewandert sind. Deshalb sind auch untrennbar mit der Traumzeit die Liederpfade verbunden.
    Diese sind nicht nur Kraftquelle und Wegweiser zu Nahrungsquellen und Kulturstätten, sondern regelten auch das soziale Zusammenleben.

    Wer z. B. das Land des Nachbarn betreten wollte, konnte dies nur entlang der Liederwege und musste hierfür die Strophe kennen.

    Keine Gruppe verfügte über das ganze Lied, sie waren damit voneinander abhängig und respektierten in der Regel das Territorium des anderen.

    Dieses Bild vom Mutterboden verführt dazu, die symbolischen Formen als dem Mutterboden entwachsen zu sehen, gleichsam wie Äste eines Baumes, die mit dem Baum und seinen Wurzeln nichts mehr zu tun haben. Doch ist der Baum nichts ohne Mutterboden. Man muß samt seiner Verwurzelung sehen. Zweige, Äste, Stamm und Mutterboden bilden eine Einheit. Die Geschichten und Bilder liegen nicht hinter uns.

    Eine sehr schöne Metapher "Der Mutterboden" :)

    Im Traum ziehen wir uns von der äußeren Welt zurück und wenden uns der Inneren zu.
    Die Innere Welt bietet weniger Reize, ähnlich des Zustands im Mutterleib.

    Das war auch bei Sigmund Freud, leider finde ich die genaue Stelle nicht mehr.

    Zitat

    Doch kann kein Zweifel daran bestehen, dass bestimmte grundlegende Begriffe in ihrer eigentümlichen Struktur erst dann verständlich und durchsichtig werden, wenn man erwägt, dass für das mythische Denken und die mythische "Erfahrung" zwischen der Welt des Traumes und der objektiven "Wirklichkeit" ein steter schwebender Übergang besteht.


    Auch in rein praktischem Sinne, auch in der Stellung, die sich der Mensch nicht in der bloßen Vorstellung, sondern im Handeln und Tun zur Wirklichkeit gibt, eignet bestimmten Traumerfahrungen dieselbe Kraft und Bedeutsamkeit, kommt ihnen also mittelbar dieselbe "Wahrheit" zu wie dem, was im Wachen erlebt wird.
    Das gesamte Leben und Wirken vieler "Naturvölker" ist bis ins einzelne hinein von ihren Träumen bestimmt und geleitet.


    Und sowenig wie einen fester Unterschied zwischen Traum und Wachen, sowenig gibt es für das mythische Denken einen scharfen Schnitt, der die Sphäre des Lebens von der des Todes abtrennt.
    (Ernst Cassirer, Das mythische Denken, Kapitel 1, Seite 44)

    Bei Sigmund Freud werden im Traum die Gedanken durch Halluzination ersetzt.

    Die Seele isoliert sich im Schlafe gegen die Außenwelt.
    Der Grundcharakter des Traumes ist das Erleben.

    Die visuellen Bilder sind die Substanz, auch Gehörbilder und Eindrücke anderer Sinne vervollständigen den erfahrbaren Traum.

    Man denkt nicht im Schlaf, sondern erlebt. Erst durch das Aufwachen wird es zum Denken.

    Solange die Eltern leben, sind wir noch Kinder, die den Tod nicht ernst nehmen. Doch wenn sie sterben, ist es gleichsam, als ob eine Wand, die uns vom Tode trennte, weggerissen würde. (C. F. Gellert)

    Das ist ein sehr bedeutendes Zitat.

    Der Tod wird plötzlich in der Substanz begreifbar.

    zum Todestag meiner Mum (15.7.)


    Sehr berührend und wunderschön geschrieben transfinitum. Oft denke ich, manches kann nicht in Worten ausdrückt werden. Wie man an es an deinem Gedicht sieht, gelingt es doch. 😉

    Ich mag es deine Gedichte zu lesen. :)

    Durch die rachsüchtige Hera fiel Herakles in den Wahnsinn und tötete seine Familie. Als der Anfall aufhörte, begriff Herakles was er getan hatte und tiefe Bekümmernis ergriff ihn. Die Entsühnung seiner Mordtaten erreichte Herakles indem er sich 12 Jahre in den Dienst des Eurystheus stellte und die geforderten Aufgaben erfüllte, so riet ihm das Orakel von Delphi.
    Es ist ein willentliches Hingeben "der Gedanke der Sühne".

    Im oben eingespielten Video hat Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz in ihrem Vortrag vom "Gedanken der Sühne" gesprochen.

    Der Tod als das willentliches Hingeben in das Gegebene.

    Ich assoziiere es wieder mit der Liebe. Die Hingabe in der Liebe.


    ;) Danke, Nauplios für den Vortrag von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz. Ich kannte die Biographie von Edith Stein schon, jedoch nur von ihrer Mitnovizin Sr. Maria Baptista aus dem Kölner Karmel.
    Für mich interessant, das Lebensbild auf Edith Stein aus Sicht von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz.