Analytische Couch für Metaphysik und Fundamentalontologie

  • Auch das Elektron müsste >Dasein< genannt werden. Das hat Heidegger allerdings noch nicht gesehen.

    Aber Heideggers Dasein ist doch mehr als "sehen und gesehen werden".

    Dasein ist nicht blosses Vorhandensein in der Welt, irgendeine Befindlichkeit muss schon gegeben sein und es ist das einzig Seiende das sich um sein Sein kümmert (bzw. kümmern kann), also zu ihm verhält.

  • Sehe ich so: Dasein kann nur die menschliche Existenz und sein Begehren meinen, weshalb es in sich den Anschein des "nicht genug, daher mehr" erweckt und der Mensch nun auch von einem Dasein des Ekektrons ausgeht.

  • Nochmals zurück zum Anlass.

    Ich habe mit (Heidegger, ich glaube Sartre und Co. vertreten aehnliches) behauptet, dass es ein Sein

    Martin Heidegger, Einführung in die Metaphysik, https://heidegger.ru/wp-content/uploads/2019/12/Band-40.pdf, Die Grundfrage der Metaphysik, S. 17-18: )


    «jnsix [Physis] meint das aufgehende Walten und das von ihm durchwaltete Wahren. In diesem aufgehend verweilenden Walten liegen »Werden« sowohl wie »Sein«, im verengten Sinne des starren Verharrens, beschlossen. jnsix [Physis] ist das Ent-stehen, aus dem Verborgenen sich heraus- und dieses so erst in den Stand bringen. Versteht man nun aber, wie das meist geschieht, jnsix [Physis] nicht im ursprünglichen Sinne des aufgehenden und verweilenden Waltens, sondern in der späteren und heutigen Bedeutung als Natur, und setzt man ausserdem noch als die Grunderscheinung der Natur die Bewegungsvorgänge der stofflichen Dinge, Atome und Elektronen an, das, was die neuzeitliche Physik als Physis erforscht, dann wird die anfängliche Philosophie der Griechen zu einer Naturphilosophie, zu einer Vorstellung aller Dinge, gemäss der sie eigentlich stofflicher Natur sind. […] Wir setzen dem Physischen das »Psychische«, das Seelische, Beseelte, Lebendige entgegen. All dieses aber gehört für die Griechen auch später noch zur jnsix [Physis].»


    Heidegger umgreift mit dem Begriff der Physis (des Physischen) der Griechen nicht nur das sinnlich Wahrnehmbare, sondern auch das »Psychische«, das Seelische, Beseelte, Lebendige. Er setzt dem die Bewegungsvorgänge der stofflichen Dinge, Atome und Elektronen, das, was die neuzeitliche Physik als Physis erforscht, gegenüber.


    Michael Schramm, Prozesstheologie und Bioethik – Reproduktionsmedizin und Gentechnik im Lichte der Philosophie A. N. WHITEHEADs:


    «Die Bedeutung der Wissenschaften für den Entwurf der Prozess-Metaphysik gewinnt insbesondere am Beispiel der Physik Transparenz. Den Tatsachen der Physik kommt grundlegende Relevanz zu, denn es kann keine Metaphysik an den bewährten, die Destruktion des klassischen Substanzbegriffs (mit-) begründenden Erkenntnissen der modernen Physik vorbei geben. Es ist nicht mehr möglich, das klassische physikalische Weltbild 32 … (32 NEWTON ging davon aus, dass Gott am Anfang materielle Urpartikel als undurchdringliche und unveränderliche Seins-Klötzchen geschaffen habe, weshalb die Veränderungen der körperlichen Dinge lediglich auf verschiedenen Verbindungen und Trennungen dieser permanenten Partikel beruhten (vgl. BUCHER 1983, 386). Der Materiebegriff und Massebegriff dieser mechanistischen Naturtheorie von sich selbst genügsamen Seins-Klötzchen, die weder den absoluten Raum noch die absolute Zeit in irgendeiner Weise modifizieren (vgl. hierzu WHlTEHEADs Kritik an dieser Theorie der simple location in SMW III.) […] der philosophischen Bewältigung des Wirklichen zugrunde zu legen.»


    Da neuzeitliche Physik als Physis nicht nur die Bewegungsvorgänge der stofflichen Dinge, Atome und Elektronen erforscht, kann Prozess-Metaphysik wie bei Heidegger und den Griechen mit dem Begriff der Physis neben dem sinnlich Erfassbaren auch das »Psychische«, das Seelische, Beseelte, Lebendige des Seins erfassen.

  • Aber Heideggers Dasein ist doch mehr als "sehen und gesehen werden".

    Ja, du hast recht. Dasein ist ein Seiendes, dem es um sein Sein geht. Mit vorontologischem Verständnis. Das dürfte bei einem Elektron wohl kaum der Fall sein.

    der Wanderer, meine Tage sind gezählt

  • Das Higgs-Feld ist, wie ein jedes Feld in der Sprache der Physik,

    z.B. das Magnetfeld, ein Abstraktum.

    Für alle Behauptungen von Abstrakta, in der Sprache der Physik,

    haben die Physiker ihn keinSTer Weise das Abstraktum zu Verfügungf gehabt (nachjgewiesen)

    sondern immer nur Objekte und deren Partikel.
    Die Sprache der Physik ist, wie an der Behauptung "das Higgs-Feld VERLEIHT" ie "GIBT" deutlich wird,

    religiös. Das "religiös" habe ich glaube ich schon in meinem ersten Posting in diesem Thread angemerkt.

    "Der Mensch, dessen tierische Natur ihn dahin lenkt, sich blindlings den Reizen und Zerstreuungen seiner sinnlichen Gelüste zu überlassen, kommt nur dadurch, dass er in sich selbst geht und sich in sich selbst von seiner sinnlichen Natur selber absondert, dahin, menschlich handeln und leben zu können."

  • Zur Frage nach dem "Existieren"

    ie: "Agieren" = verursachen = sich ändern und dabei etwas anderes ändern.

    (It always takes two to tango...)

    Klassische Beispiel auf der Quantenebene:

    Elektronen des beobachtet werdenden Objektes interagieren mit Elektronen der Netzhaut,

    die Elektronen des Objektes werden momentan energieärmer, die in der Netzhaut momentan energiereicher,

    und das Gehirn fabriziert davon Wahrnehmungen des Objekts, könnte man als Gesehenheiten bezeichnen,

    wie Helligkeit, Farbe, Form, Größe, Entfernung

    "Der Mensch, dessen tierische Natur ihn dahin lenkt, sich blindlings den Reizen und Zerstreuungen seiner sinnlichen Gelüste zu überlassen, kommt nur dadurch, dass er in sich selbst geht und sich in sich selbst von seiner sinnlichen Natur selber absondert, dahin, menschlich handeln und leben zu können."

  • Das ist ziemlich exakt Heidegger und nicht OT:


    Das Sein ist die umfassende Präsenz der Gegenwart. Darin erkennt sich ein jeder Mensch als ein Dasein. Man sorgt sich um sich und das mit-sein der anderen, mit denen man da ist. Das Dasein ist bei Heidegger eine Dimension, die sich über den Zustand "Seiend" zu sein, hinaus erkennt. Bei Hegel als Person, bei Heidegger erkennt sich das Dasein, indem es sich seiner Existenz bewusst wird. Es erlebt sich als ein Seiendes neben Seiendem. Dieser Ebene entkommt es, indem es sich als Dasein bestimmt. Damit in der Existenz; sich also ein existenzielles Dasein und die Dinge und Sachen als Seiende.

    Es begrenzt auf diese Weise die Gegenwart in ihrer Ausgedehntheit. Denn als Dasein ist man sich seiner Episteme bewusst und kennt die ontischen Bedingungen. Diese liegen darin, eben eine begrenzte rezeptive Wahrnehmung zu haben und in der herausgehobenen Differenz, die das Sein differenziert von dem, was eben nicht mehr als eine Einzeltatsache darstellbar ist. Es kann dann nicht mehr referenziert werden auf die vielen Einzeltatsachen bzw. auf den Namen einer einzelnen Tatsache -; und darum braucht es das Sein.

    Es eint die Einzeltatsachen (alles Seiende, alles das, was dem Dasein als Seiend erkennbar sein kann), um damit zwei Sachen zu tun

    1. Das Sein wird so zum Begriff der Gesamtheit des Seienden einer Gegenwart. Dies führt dazu, Struktur zu erkennen. Denn das Seiende eines Momentes ist eingebunden in den historischen Prozess.

    2. Es verweist als diese Einheit des Seienden auf den "unmarked Space". Den unmarkierten Raum, der eben nicht in einem existenziellen Sinne das Seiende in seiner Absolutheit (eben Sein) ist, sondern das, woraus die Einzeltatsachen und alles Seiende hervorgeht.

    Letzteres ist dann das Seyn; während ersteres eher das Sein ist. Das Sey'n hat hierbei die Funktion, zu beschreiben dass man eben nicht nur Seiend ist, sondern ein Dasein. Ein Dasein, welches nicht nur ein Seiendes ist, neben viel anderem Seienden (Steine, Tiere, Pflanzen), sondern ein Dasein neben vielen anderen Menschen die ebenso da sind. Sie sind ebenso vorhanden, wie das Werkzeug, durch welches sich dann die Sphäre des Daseins vom Seienden ganz abgrenzt. Es fördert sich hier nämlich das Zeug-sein hervor und grenzt bloß vorhandene Steine ab und von zuhandenen Feuersteinen. Es stellt sozusagen die Anschauung sich mittels der Zeuggesamtheit so ein für das Dasein, dass dieses sich als Dasein herausheben kann aus bloßer Tiersphäre und hinein ins so-sein und mit-sein; als Mensch, welcher da ist unter vielen anderen, die auch ein Dasein haben (als Eigenschaft zugesprochen).

  • Es gibt dann noch die Hierarchie der Seinsformen.

    'Ganz unten' steht das Vorhandene (Vorhandenheit), was die Art und Weise beschreibt, wie etwas als Gegenstand von uns betrachtet wird. Es ist von uns unabhängig und besitzt eine von uns unabhängige Realität.

    + Darüber steht die Zuhandenheit, welches die Art und Weise beschreibt, wie wir etwas als Mittel zur Erreichung eines Ziels nutzen. Das Zuhandene ist von uns abhängig und seine Bedeutung und Funktion steht im Zusammenhang, wie wir es nutzen.


    Das Dasein ist jedoch die ursprüngliche Seinsweise, was das Vorhandene und Zuhandene erst ermöglicht. Nur das Dasein ist in der Lage, Vorhandenes und seine Bedeutung als solche zu erkennen. Es ist das Sein, welches sich seiner selbst bewusst ist und die Welt um sich herum erschließt.

  • Nach Heidegger ist das Dasein eben nicht das Sein. Das Heideggersche Dasein ist Seiendes. Man beachte die "ontologische Differenz"!

    Er unterscheidet das Seiende vom Charakter des Daseins und das nichtdaseinsmäßige Seiende.

    "Ich hab mein Sach` auf nichts gestellt." - Max Stirner -
    „Langfristig gesehen sind wir alle tot“ - Meister Keynes -
    "Wenn der, der zuhört, nicht weiß, was der, der spricht, meint, und der, der spricht, nicht weiß, was sein Sprechen bedeutet - das ist Philosophie". - Voltaire zugeschrieben -

  • (...)

    Das Dasein ist jedoch die ursprüngliche Seinsweise, was das Vorhandene und Zuhandene erst ermöglicht. Nur das Dasein ist in der Lage, Vorhandenes und seine Bedeutung als solche zu erkennen. Es ist das Sein, welches sich seiner selbst bewusst ist und die Welt um sich herum erschließt.

    Was ist die ursprüngliche Seinsweise? Das Dasein ist das Dasein.

    "Ich hab mein Sach` auf nichts gestellt." - Max Stirner -
    „Langfristig gesehen sind wir alle tot“ - Meister Keynes -
    "Wenn der, der zuhört, nicht weiß, was der, der spricht, meint, und der, der spricht, nicht weiß, was sein Sprechen bedeutet - das ist Philosophie". - Voltaire zugeschrieben -

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