Wie findet man seine "Bestimmung"?

  • Hallo zusammen. Seit einigen Jahren schon fühle Ich (25) mich recht ziellos. Zwar habe Ich seit letztem Jahr endlich einen Ausildungsplatz als Chemielaborant und weiß, dass Ich im späteren Beruf "Gutes tun" will, vielleicht im Umweltschutz oder (was schon etwas unrealistischer ist) in der Forschung, allerdings ist das immernoch sehr vage, da der Ausbildungsbetrieb wenig mit den beiden Gebieten zu tun hat. Mein Sorge ist, nach der Ausbildung keine Anstellung zu finden, die für mich sinnstiftend ist und Ich letztendlich Qualitätskontrolle für Shampoos oder Analysen von Klärwasser durchführe. Wie kann Ich in meiner Situation nun das finden, was man im Englischen als "purpose" bezeichnet?

  • Hallo zusammen. Seit einigen Jahren schon fühle Ich (25) mich recht ziellos. Zwar habe Ich seit letztem Jahr endlich einen Ausildungsplatz als Chemielaborant und weiß, dass Ich im späteren Beruf "Gutes tun" will, vielleicht im Umweltschutz oder (was schon etwas unrealistischer ist) in der Forschung, allerdings ist das immernoch sehr vage, da der Ausbildungsbetrieb wenig mit den beiden Gebieten zu tun hat. Mein Sorge ist, nach der Ausbildung keine Anstellung zu finden, die für mich sinnstiftend ist und Ich letztendlich Qualitätskontrolle für Shampoos oder Analysen von Klärwasser durchführe. Wie kann Ich in meiner Situation nun das finden, was man im Englischen als "purpose" bezeichnet?

  • Mir hat es sehr geholfen den Blick aufs Jetzt zu richten statt auf die Zukunft. Ich wollte immer etwas „werden“, habe auf ein Ziel hin gearbeitet und mich dabei selbst gar nicht beobachtet. Dadurch ist mir gar nicht aufgefallen, dass ich unglücklich war.
    Mir hat die einfache Frage geholfen: Bin ich in diesem Moment glücklich? Wenn ich es nicht bin, warum denke ich es in der Zukunft zu sein und sehe die Unglücklichkeit als einen notwendigen Weg an?


    Da ist mir schnell klar geworden, dass ich aufhören musste in der Zukunft zu leben und lieber das tue, was mir im Moment gefällt und mich glücklich macht. Solange ich glücklich bin bei dem was ich tue, brauch ich mich nicht auf irgendwas fest zu legen, was in der Zukunft sein könnte/soll. Das ergibt sich schon. Das Leben ist lang genug wenn man einen Tag als einen ganzen Tag ansieht, statt einen Teil einer Woche, eines Monats, eines Jahres, etc.. Da ist genug Platz um andere Wege einzuschlagen, es ist nur zu spät wenn man sich selbst dran hindert.


    Für den ein oder anderen mag das nach leeren Plattitüden klingen, aber für mich hat es mein Leben grundlegend verändert. Das ist für mich der Sinn oder die Bestimmung. Aufhören mir selbst einzureden dass ich irgendwas muss oder zu irgendwas da bin oder irgendeine Bestimmung hätte. Da schränke ich mich nur selbst mit ein, lege einen Schleier über meine Wahrnehmung und Träume von etwas, was mir andere vorleben.


    Vielleicht ist das ja ein hilfreicher Impuls. :)

  • Mir hat es sehr geholfen den Blick aufs Jetzt zu richten statt auf die Zukunft. Ich wollte immer etwas „werden“, habe auf ein Ziel hin gearbeitet und mich dabei selbst gar nicht beobachtet. Dadurch ist mir gar nicht aufgefallen, dass ich unglücklich war.
    Mir hat die einfache Frage geholfen: Bin ich in diesem Moment glücklich? Wenn ich es nicht bin, warum denke ich es in der Zukunft zu sein und sehe die Unglücklichkeit als einen notwendigen Weg an?


    Da ist mir schnell klar geworden, dass ich aufhören musste in der Zukunft zu leben und lieber das tue, was mir im Moment gefällt und mich glücklich macht. Solange ich glücklich bin bei dem was ich tue, brauch ich mich nicht auf irgendwas fest zu legen, was in der Zukunft sein könnte/soll. Das ergibt sich schon. Das Leben ist lang genug wenn man einen Tag als einen ganzen Tag ansieht, statt einen Teil einer Woche, eines Monats, eines Jahres, etc.. Da ist genug Platz um andere Wege einzuschlagen, es ist nur zu spät wenn man sich selbst dran hindert.


    Für den ein oder anderen mag das nach leeren Plattitüden klingen, aber für mich hat es mein Leben grundlegend verändert. Das ist für mich der Sinn oder die Bestimmung. Aufhören mir selbst einzureden dass ich irgendwas muss oder zu irgendwas da bin oder irgendeine Bestimmung hätte. Da schränke ich mich nur selbst mit ein, lege einen Schleier über meine Wahrnehmung und Träume von etwas, was mir andere vorleben.


    Vielleicht ist das ja ein hilfreicher Impuls. :)

  • Die Frage find ich gut, denn es ist weniger das Problem zu bekommen was man will als vielmehr überhaupt herauszufinden, was wir eigentlich wollen.


    Ich denke, wir können uns selbst nicht ganz kennen, genauso wenig wie wir uns selbst ganz lieben oder ganz verzeihen können.


    Was wir aber mit Sicherheit tun ist ständig über uns zu stolpern.


    Daher wäre mein Ansatz rückwirkend zu erkennen, was wir tatsächlich getan haben ohne es zu bemerken. Also nur, indem wir über uns stolpern können wir erfahren, was wir eigentlich wollen.


    Zitat von sonnemerkur

    Aus den Upanishaden: "Es ist unerschöpflich und unausdenkbar... Es wird nur erkannt indem man es wird"
    Schöner Satz.

    Einmal editiert, zuletzt von Weak ()

  • Die Frage find ich gut, denn es ist weniger das Problem zu bekommen was man will als vielmehr überhaupt herauszufinden, was wir eigentlich wollen.


    Ich denke, wir können uns selbst nicht ganz kennen, genauso wenig wie wir uns selbst ganz lieben oder ganz verzeihen können.


    Was wir aber mit Sicherheit tun ist ständig über uns zu stolpern.


    Daher wäre mein Ansatz rückwirkend zu erkennen, was wir tatsächlich getan haben ohne es zu bemerken. Also nur, indem wir über uns stolpern können wir erfahren, was wir eigentlich wollen.


    Zitat von sonnemerkur

    Aus den Upanishaden: "Es ist unerschöpflich und unausdenkbar... Es wird nur erkannt indem man es wird"
    Schöner Satz.

    Einmal editiert, zuletzt von Weak ()

  • Seit einigen Jahren schon fühle Ich (25) mich recht ziellos.

    Vielleicht hilft es, diese Ziellosigkeit einmal richtig zu spüren. Ziellos heisst für mich, man spürt nicht gut, was einem gefällt, was man gerne tut.
    Willst du vielleicht etwas erzwingen? Hast du noch Freude an den kleinen Erfolgen? Naja, ich will ja nicht Psychiater spielen. Nur so ne Idee! ^^

    Alle Menschen wollen von Natur aus etwas Sinnvolles tun.
    (Bzw. arbeiten, aber das Wort scheint vorbelastet zu sein.)

  • Seit einigen Jahren schon fühle Ich (25) mich recht ziellos.

    Vielleicht hilft es, diese Ziellosigkeit einmal richtig zu spüren. Ziellos heisst für mich, man spürt nicht gut, was einem gefällt, was man gerne tut.
    Willst du vielleicht etwas erzwingen? Hast du noch Freude an den kleinen Erfolgen? Naja, ich will ja nicht Psychiater spielen. Nur so ne Idee! ^^

    Alle Menschen wollen von Natur aus etwas Sinnvolles tun.
    (Bzw. arbeiten, aber das Wort scheint vorbelastet zu sein.)

  • Viel Dank für Eure wirklich sinnvollen Ideen. Ich habe erstmal ein wenig darüber nachgedacht, statt sofort zu antworten.


    @KuhleKrabbe Der Grund, weshalb Ich momentan Probleme mit der Sinnfrage habe, liegt darin, dass Ich mit der "Methode", weniger an die Zukunft (und damit den Sinn) zu denken und mich mehr danach zu richten, was mir Freude bereitet, nicht viel erreicht habe. Es gab immer ein gewisses Gefühl der Leere, als würde irgendetwas fehlen. Daher bin Ich auf die Idee von Martin Seligman und anderen Vertretern der positiven Psychologie gestoßen, dass Sinn wichtiger ist als Glück und Zufriedenheit. Aber vielleicht ist das auch die falsche Herangehensweise, wenn man eben diesen Sinn nicht so leicht findet.
    Könntest Du etwas genauer erklären, wie Du es angehst, dich auf den Moment zu fokussieren? Wie findest Du Freude, wenn der Sinn fehlt?


    @WeakDie gute alte dritte große Kränkung geht mir immer wieder auf die Nerven. Ich stimme Dir völlig zu. Wir können uns selber genau so nicht vollständig kennen wie irgendwen oder irgendwas sonst. Wer oder was Wir selber überhaupt sind. Du möchtest darauf hinaus, dass Ich in meine konkreten Fall überlege, was mich dazu brachte, diesen Beruf zu wählen, was mich jetzt an ihm stört und daraus evtl. auf eine Idee zu kommen, was mir besser liegen und eher ein Gefühl der Sinnhaftigkeit geben könnte, sehe Ich das richtig? Und auch an Dich die Frage: Hast Du Tipps, wie Ich das konkreter angehen kann?


    @sonnemerkurPuh, Deine klingt nach der anstrengendsten Idee. Leider ist das aber oft ein Indiz dafür, dass die Methode vielleicht auch die effektivste ist. Es war ja abzusehen, dass es nicht die simple, schnelle Einsicht geben wird, die mich "befreit". Dann nehme Ich mir mal Stift und Papier und beginne wieder, regelmäßig über die genannten Frage und ähnliche nachzudenken.


    Nochmal besten Dank Euch.

  • Viel Dank für Eure wirklich sinnvollen Ideen. Ich habe erstmal ein wenig darüber nachgedacht, statt sofort zu antworten.


    @KuhleKrabbe Der Grund, weshalb Ich momentan Probleme mit der Sinnfrage habe, liegt darin, dass Ich mit der "Methode", weniger an die Zukunft (und damit den Sinn) zu denken und mich mehr danach zu richten, was mir Freude bereitet, nicht viel erreicht habe. Es gab immer ein gewisses Gefühl der Leere, als würde irgendetwas fehlen. Daher bin Ich auf die Idee von Martin Seligman und anderen Vertretern der positiven Psychologie gestoßen, dass Sinn wichtiger ist als Glück und Zufriedenheit. Aber vielleicht ist das auch die falsche Herangehensweise, wenn man eben diesen Sinn nicht so leicht findet.
    Könntest Du etwas genauer erklären, wie Du es angehst, dich auf den Moment zu fokussieren? Wie findest Du Freude, wenn der Sinn fehlt?


    @WeakDie gute alte dritte große Kränkung geht mir immer wieder auf die Nerven. Ich stimme Dir völlig zu. Wir können uns selber genau so nicht vollständig kennen wie irgendwen oder irgendwas sonst. Wer oder was Wir selber überhaupt sind. Du möchtest darauf hinaus, dass Ich in meine konkreten Fall überlege, was mich dazu brachte, diesen Beruf zu wählen, was mich jetzt an ihm stört und daraus evtl. auf eine Idee zu kommen, was mir besser liegen und eher ein Gefühl der Sinnhaftigkeit geben könnte, sehe Ich das richtig? Und auch an Dich die Frage: Hast Du Tipps, wie Ich das konkreter angehen kann?


    @sonnemerkurPuh, Deine klingt nach der anstrengendsten Idee. Leider ist das aber oft ein Indiz dafür, dass die Methode vielleicht auch die effektivste ist. Es war ja abzusehen, dass es nicht die simple, schnelle Einsicht geben wird, die mich "befreit". Dann nehme Ich mir mal Stift und Papier und beginne wieder, regelmäßig über die genannten Frage und ähnliche nachzudenken.


    Nochmal besten Dank Euch.

  • Mit dritter großer Kränking meinst Du etwas, was Freud sagte?


    Konkret würde ich sagen, lebe jetzt Dein Leben und achte darauf, ob und wie Du über Dich stolperst. Was hast Du heute aus einer Laune heraus zu Deinem Kollegen gesagt, wie anders als Du es meintest, hat er es verstanden? Warum könnte das so sein? Also das wichtigste für ein einigermaßen glückliches Leben sind die kleinen, banalen Dinge wertzuschätzen. Vergiss die großen Ideen über Dich und Dein Leben zunächst, die kleinen, beinah unauffälligen Zufälle sind viel Aussagekräftiger. Dies nicht so zu sehen ist nur Produkt zu geringer Aufmerksamkeit.

  • Mit dritter großer Kränking meinst Du etwas, was Freud sagte?


    Konkret würde ich sagen, lebe jetzt Dein Leben und achte darauf, ob und wie Du über Dich stolperst. Was hast Du heute aus einer Laune heraus zu Deinem Kollegen gesagt, wie anders als Du es meintest, hat er es verstanden? Warum könnte das so sein? Also das wichtigste für ein einigermaßen glückliches Leben sind die kleinen, banalen Dinge wertzuschätzen. Vergiss die großen Ideen über Dich und Dein Leben zunächst, die kleinen, beinah unauffälligen Zufälle sind viel Aussagekräftiger. Dies nicht so zu sehen ist nur Produkt zu geringer Aufmerksamkeit.

  • @KuhleKrabbe Der Grund, weshalb Ich momentan Probleme mit der Sinnfrage habe, liegt darin, dass Ich mit der "Methode", weniger an die Zukunft (und damit den Sinn) zu denken und mich mehr danach zu richten, was mir Freude bereitet, nicht viel erreicht habe. Es gab immer ein gewisses Gefühl der Leere, als würde irgendetwas fehlen. Daher bin Ich auf die Idee von Martin Seligman und anderen Vertretern der positiven Psychologie gestoßen, dass Sinn wichtiger ist als Glück und Zufriedenheit. Aber vielleicht ist das auch die falsche Herangehensweise, wenn man eben diesen Sinn nicht so leicht findet.
    Könntest Du etwas genauer erklären, wie Du es angehst, dich auf den Moment zu fokussieren? Wie findest Du Freude, wenn der Sinn fehlt?

    Ich möchte natürlich nicht abstreiten, dass auch ich gewisse Ziele "im Leben" habe. Also etwas, wo ich gerne hin möchte. Aber genau dieses "ankommen" war für mich der Knackpunkt. Man könnte es auch als erreichen betiteln. Eine Zielsetzung begrenzt mich meistens mehr, als dass sie mich voran treibt. Wenn ich dieses Ziel erreicht habe, was dann? Dann könnte ich ja getrost sterben, weil ich habe alles erreicht was ich wollte. Was ich damit sagen möchte ist, seine Ziele, wenn man sich denn welche setzen möchte, ganz bewusst als Zwischenstationen anzusehen. Sie sollten nichts sein wo man ankommen möchte, sondern wo man drüber hinaus will. Dadurch habe ich nicht dieses Gefühl von einem vermeintlichen "Ende" auf das ich hin steuere, sondern auf einen Abschnitt, den es zu erleben gilt, wenn ich ihn dann auch erleben möchte.


    Ich denke beide Herangehensweisen haben ihre Daseinsberechtigung. Vermutlich ganz ganz ganz viele andere auch. Aber dieses verflixte Glück eben. Es hindert, wenn es zur Begierde wird.
    Ich fokussiere mich vor allem durch die Natur auf den Moment, oder besser gesagt auf die Dauer. Ich schaue mir meine Umgebung im Detail an. Was verändert sich von Tag zu Tag? Wo ist dieser ständige Fortschritt wirklich sichtbar?
    Wann geht die Sonne auf, wann geht sie unter? Wann werden die Tage merklich länger, wann kürzer? Nimmt der Mond ab oder nimmt er zu? Von wo kommt der Wind heute und von wo kam er gestern? Welcher Baum bringt die ersten Blätter, welcher Baum hat seine noch nicht ganz verloren? Wo sitzt der Vogel den ich gerade höre, kann ich ihn entdecken? Das sind Fragen die ich mir jeden Tag stelle und durch die ich glücklich bin. Denn sie bringen mich wieder zum echten Beobachten. Ich fühle mich Menschlich. Ich brauch dafür keine Uhr, kein Buch oder sonst etwas. Ich vertraue einfach auch mein Gefühl und bin Achtsam. Dadurch fühlt sich das Jahr auch wieder länger an, weil ich die Jahreszeiten bewusst erlebe.


    Das ist so mein Weg den ich für mich gefunden hab. Vielleicht ist es auch deiner, vielleicht aber auch nicht. Mir hilft es, denn ich nutze meine Sinne um in der Natur das sinnvolle zu beobachten. Ich fühle mich wieder als ein Teil davon. Man könnte es als ein Ausgleich betiteln, doch ich denke es ist mehr als das. Ich sitze jetzt nicht den ganzen Tag rum spiel den Thales, aber ich integriere es in jeden Tag. Dadurch bereitet mir auch mein Nebenjob Freude, oder das Lernen. Lesen sowieso, auch wenn es mal anstrengend wird. Die übrige Zeit, da ich aktuell viel zu Hause bin, verbringe ich dann gerne mit Medienkonsum. Da ist es mir aber wichtig, bewusst und gedrosselt zu konsumieren. "Früher" hab ich nach der Arbeit fast nix anderes gemacht, das hat mich auf Dauer einfach unglücklich gemacht und gelangweilt. Wir kommen ja beide aus der ersten Generation, die im jugendlichen Alter das Smartphone erleben durfte, ich denke du weißt wie das meine.



    Dann nehme Ich mir mal Stift und Papier und beginne wieder, regelmäßig über die genannten Frage und ähnliche nachzudenken.

    Das ist eine der besten Methoden meiner Meinung nach. :) Ich habe vor ca. eineinhalb Jahren meine Stärken und Schwächen analysiert. Da kam ich zu dem Schluss ich bin sehr sehr nachdenklich. Daraus habe ich dann gefolgt, dass ich ein Philosoph bin. :D Jetzt studiere ich es auf einmal auf wundersame Weise. Irgendwie hat sich das dann so von selbst geregelt..

  • @KuhleKrabbe Der Grund, weshalb Ich momentan Probleme mit der Sinnfrage habe, liegt darin, dass Ich mit der "Methode", weniger an die Zukunft (und damit den Sinn) zu denken und mich mehr danach zu richten, was mir Freude bereitet, nicht viel erreicht habe. Es gab immer ein gewisses Gefühl der Leere, als würde irgendetwas fehlen. Daher bin Ich auf die Idee von Martin Seligman und anderen Vertretern der positiven Psychologie gestoßen, dass Sinn wichtiger ist als Glück und Zufriedenheit. Aber vielleicht ist das auch die falsche Herangehensweise, wenn man eben diesen Sinn nicht so leicht findet.
    Könntest Du etwas genauer erklären, wie Du es angehst, dich auf den Moment zu fokussieren? Wie findest Du Freude, wenn der Sinn fehlt?

    Ich möchte natürlich nicht abstreiten, dass auch ich gewisse Ziele "im Leben" habe. Also etwas, wo ich gerne hin möchte. Aber genau dieses "ankommen" war für mich der Knackpunkt. Man könnte es auch als erreichen betiteln. Eine Zielsetzung begrenzt mich meistens mehr, als dass sie mich voran treibt. Wenn ich dieses Ziel erreicht habe, was dann? Dann könnte ich ja getrost sterben, weil ich habe alles erreicht was ich wollte. Was ich damit sagen möchte ist, seine Ziele, wenn man sich denn welche setzen möchte, ganz bewusst als Zwischenstationen anzusehen. Sie sollten nichts sein wo man ankommen möchte, sondern wo man drüber hinaus will. Dadurch habe ich nicht dieses Gefühl von einem vermeintlichen "Ende" auf das ich hin steuere, sondern auf einen Abschnitt, den es zu erleben gilt, wenn ich ihn dann auch erleben möchte.


    Ich denke beide Herangehensweisen haben ihre Daseinsberechtigung. Vermutlich ganz ganz ganz viele andere auch. Aber dieses verflixte Glück eben. Es hindert, wenn es zur Begierde wird.
    Ich fokussiere mich vor allem durch die Natur auf den Moment, oder besser gesagt auf die Dauer. Ich schaue mir meine Umgebung im Detail an. Was verändert sich von Tag zu Tag? Wo ist dieser ständige Fortschritt wirklich sichtbar?
    Wann geht die Sonne auf, wann geht sie unter? Wann werden die Tage merklich länger, wann kürzer? Nimmt der Mond ab oder nimmt er zu? Von wo kommt der Wind heute und von wo kam er gestern? Welcher Baum bringt die ersten Blätter, welcher Baum hat seine noch nicht ganz verloren? Wo sitzt der Vogel den ich gerade höre, kann ich ihn entdecken? Das sind Fragen die ich mir jeden Tag stelle und durch die ich glücklich bin. Denn sie bringen mich wieder zum echten Beobachten. Ich fühle mich Menschlich. Ich brauch dafür keine Uhr, kein Buch oder sonst etwas. Ich vertraue einfach auch mein Gefühl und bin Achtsam. Dadurch fühlt sich das Jahr auch wieder länger an, weil ich die Jahreszeiten bewusst erlebe.


    Das ist so mein Weg den ich für mich gefunden hab. Vielleicht ist es auch deiner, vielleicht aber auch nicht. Mir hilft es, denn ich nutze meine Sinne um in der Natur das sinnvolle zu beobachten. Ich fühle mich wieder als ein Teil davon. Man könnte es als ein Ausgleich betiteln, doch ich denke es ist mehr als das. Ich sitze jetzt nicht den ganzen Tag rum spiel den Thales, aber ich integriere es in jeden Tag. Dadurch bereitet mir auch mein Nebenjob Freude, oder das Lernen. Lesen sowieso, auch wenn es mal anstrengend wird. Die übrige Zeit, da ich aktuell viel zu Hause bin, verbringe ich dann gerne mit Medienkonsum. Da ist es mir aber wichtig, bewusst und gedrosselt zu konsumieren. "Früher" hab ich nach der Arbeit fast nix anderes gemacht, das hat mich auf Dauer einfach unglücklich gemacht und gelangweilt. Wir kommen ja beide aus der ersten Generation, die im jugendlichen Alter das Smartphone erleben durfte, ich denke du weißt wie das meine.



    Dann nehme Ich mir mal Stift und Papier und beginne wieder, regelmäßig über die genannten Frage und ähnliche nachzudenken.

    Das ist eine der besten Methoden meiner Meinung nach. :) Ich habe vor ca. eineinhalb Jahren meine Stärken und Schwächen analysiert. Da kam ich zu dem Schluss ich bin sehr sehr nachdenklich. Daraus habe ich dann gefolgt, dass ich ein Philosoph bin. :D Jetzt studiere ich es auf einmal auf wundersame Weise. Irgendwie hat sich das dann so von selbst geregelt..

  • Genau. Die dritte Kränkung ist die Erkenntnis, dass wir nicht Herr unserer Gedanken und Gefühle sind.


    Das klingt einleuchtend. Wie man aus meiner Fokussiertheit auf Sinn vielleicht herauslesen kann, ist die Freude and kleinen Dinge nicht meine Stärke und erfordert mehr Beachtung.

  • Genau. Die dritte Kränkung ist die Erkenntnis, dass wir nicht Herr unserer Gedanken und Gefühle sind.


    Das klingt einleuchtend. Wie man aus meiner Fokussiertheit auf Sinn vielleicht herauslesen kann, ist die Freude and kleinen Dinge nicht meine Stärke und erfordert mehr Beachtung.

  • Ja, die Bestimmung...
    Bei mir war es so, dass ich ab 1984 Informatik studiert hatte, weil es damals interessant war, soweit so gut.
    Berufsmäßig habe ich mich aber quasi in die Software-Entwicklung durch Jobs reintreiben lassen, obwohl mich die Forschung ähnlich wie dich mehr interessiert hätte.
    Allerdings fehlten mir die Kontakte bzw. die Einsicht damals, dass Kontakte wichtig sind, um reinzukommen. Und ich habe damals mehr mein eigenes Ziel verfolgt als das meines Profs, so dass er kein (großes) Interesse an mir hatte, dass ich weiter in der Uni bleibe.
    So bin ich nun seit langer Zeit Software-Entwickler, was ich vor allem als mein Handwerk ansehe, aber nicht (mehr??) als mein Wunschtraum. Letzteres ist gegen Ende des Studiums die (starke) KI geworden bzw. Ansätze zu ihr, allerdings eben leider nicht beruflich. Vielmehr hatte ich mich irgendwann mal dazu entschieden, dass es mir wichtiger ist, die starke KI zumindest ansatzweise verstehen zu lernen und darüber zu diskutieren anstelle u.U. einer großen Karriere (also finanziell o.ä.).


    Also insgesamt bin zufrieden, dass ich zumindest privat meine Bestimmung verfolgen kann, wenn halt eben auch nicht beruflich. Ob eine Arbeit an der Uni aber wirklich besser geworden wäre, ist auch nicht sicher bei dem vielen Kram, den sie z.T. nebenbei machen müssen (mein Bruder ist Dozent).
    Vielleicht hilft dir meine grobe Lebensgeschichte, um ein (Nicht-)Vorbild zu haben.

    Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
    Folgerung: Philosophie, die den Menschen ignoriert, macht einen Fehler.
    Zweite Folgerung: Man sollte den Menschen in fast jeden Zusammenhang gedanklich mit einbeziehen.


    Ergänzende Hoffnung: Möge es einmal eine allgemeine KI geben, die die menschlichen Fehler zumindest teilweise auffangen und zur Korrektur beitragen kann.

  • Ja, die Bestimmung...
    Bei mir war es so, dass ich ab 1984 Informatik studiert hatte, weil es damals interessant war, soweit so gut.
    Berufsmäßig habe ich mich aber quasi in die Software-Entwicklung durch Jobs reintreiben lassen, obwohl mich die Forschung ähnlich wie dich mehr interessiert hätte.
    Allerdings fehlten mir die Kontakte bzw. die Einsicht damals, dass Kontakte wichtig sind, um reinzukommen. Und ich habe damals mehr mein eigenes Ziel verfolgt als das meines Profs, so dass er kein (großes) Interesse an mir hatte, dass ich weiter in der Uni bleibe.
    So bin ich nun seit langer Zeit Software-Entwickler, was ich vor allem als mein Handwerk ansehe, aber nicht (mehr??) als mein Wunschtraum. Letzteres ist gegen Ende des Studiums die (starke) KI geworden bzw. Ansätze zu ihr, allerdings eben leider nicht beruflich. Vielmehr hatte ich mich irgendwann mal dazu entschieden, dass es mir wichtiger ist, die starke KI zumindest ansatzweise verstehen zu lernen und darüber zu diskutieren anstelle u.U. einer großen Karriere (also finanziell o.ä.).


    Also insgesamt bin zufrieden, dass ich zumindest privat meine Bestimmung verfolgen kann, wenn halt eben auch nicht beruflich. Ob eine Arbeit an der Uni aber wirklich besser geworden wäre, ist auch nicht sicher bei dem vielen Kram, den sie z.T. nebenbei machen müssen (mein Bruder ist Dozent).
    Vielleicht hilft dir meine grobe Lebensgeschichte, um ein (Nicht-)Vorbild zu haben.

    Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
    Folgerung: Philosophie, die den Menschen ignoriert, macht einen Fehler.
    Zweite Folgerung: Man sollte den Menschen in fast jeden Zusammenhang gedanklich mit einbeziehen.


    Ergänzende Hoffnung: Möge es einmal eine allgemeine KI geben, die die menschlichen Fehler zumindest teilweise auffangen und zur Korrektur beitragen kann.

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