Metadiskussion Politik

  • Um die (nicht von mir) schon einmal aufgeworfene Frage, ob politische Themen auf einem Philosophie-Forum überhaupt diskutiert werden sollten, aufzugreifen und in der ihr gebührenden Grundsätzlichkeit zu diskutieren, eröffne ich diesen Thread.
    Welche Berührungspunkte gibt es zwischen Politik und Philosophie?
    Wie wichtig ist die philosophische Bearbeitung politischer Themen?
    Welche politischen Fragestellungen interessieren die Philosophen bzw. müßten sie interessieren?
    Was kann der/die politisch Interessierte von der Philosophie lernen?
    Kann es unpolitische Philosophen geben?
    Was würden Platon und Aristoteles zu unserer heutigen politischen Kultur sagen? Und all die anderen Philosophen seither, z. B. Locke, Kant etc.?
    Ich meine: Schon an diesen Fragen wird deutlich, daß es eine sehr umfangreiche Diskussion werden könnte. :)

  • Um die (nicht von mir) schon einmal aufgeworfene Frage, ob politische Themen auf einem Philosophie-Forum überhaupt diskutiert werden sollten, aufzugreifen und in der ihr gebührenden Grundsätzlichkeit zu diskutieren, eröffne ich diesen Thread.
    Welche Berührungspunkte gibt es zwischen Politik und Philosophie?
    Wie wichtig ist die philosophische Bearbeitung politischer Themen?
    Welche politischen Fragestellungen interessieren die Philosophen bzw. müßten sie interessieren?
    Was kann der/die politisch Interessierte von der Philosophie lernen?
    Kann es unpolitische Philosophen geben?
    Was würden Platon und Aristoteles zu unserer heutigen politischen Kultur sagen? Und all die anderen Philosophen seither, z. B. Locke, Kant etc.?
    Ich meine: Schon an diesen Fragen wird deutlich, daß es eine sehr umfangreiche Diskussion werden könnte. :)

  • Warum sollten wir einem philosophischen Diskussionsraum, Grenzen aufzwingen? Ist nicht eine Aufgabe der Philosophie die wahrnehmbare Wirklichkeit zu hinterfragen? Wieso unbequeme Fragen aussperren? Nur weil sich daraus Konflikte ergeben könnten? Sind wir hier in einer Facebook Gruppe der besorgten Bürger, oder neuen linken, oder in einem Philo - Forum?! Keine Grenzen für Gedanken & Gefühle! Alles muss offen für Fragen & Neubewertungen sein! Vor allem die Politik ;)

    Mit freundlichen Grüßen
    Chris

  • Warum sollten wir einem philosophischen Diskussionsraum, Grenzen aufzwingen? Ist nicht eine Aufgabe der Philosophie die wahrnehmbare Wirklichkeit zu hinterfragen? Wieso unbequeme Fragen aussperren? Nur weil sich daraus Konflikte ergeben könnten? Sind wir hier in einer Facebook Gruppe der besorgten Bürger, oder neuen linken, oder in einem Philo - Forum?! Keine Grenzen für Gedanken & Gefühle! Alles muss offen für Fragen & Neubewertungen sein! Vor allem die Politik ;)

    Mit freundlichen Grüßen
    Chris

  • Hi,


    Ich bin neulich von einem Freund ob eines Vortrages zu aktuellen Problemen der Welt befragt worden.
    Das ist heikel.


    Um überhaupt einen Einstieg aus meiner Position zu bekommen, habe ich zunächst eine Einführung versucht:


    Wird der Philosoph zum Leben befragt, so sieht er das wohl immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
    Das lachende Auge frohlockt ob einer willkommenen Unterbrechung seines Daseins hoch oben auf dem Berge, das lange Grübeln doch nicht umsonst gewesen.
    Das zweite Auge allerdings bleibt skeptisch. Nicht nur weil man nun vom hohen Elfenbeinturm herabzuklettern hätte, seine in der Abgeschiedenheit wohlgeformten Sätze nun in allgemeiner und verständlicher Sprache abfassen müsse, was wie Hannah Arendt feststellte schon mühsam genug ist, heißt es doch das bisher nur Gedachte nun auch konkret auszuformulieren. All dies nimmt er noch sportlich in Kauf.


    Spätestens aber, der im Umgang mit den Menschen nicht mehr ganz unerfahrene Philosoph, befürchtet etwas ganz anderes.
    Es ist die Ahnung, dass seine Wahrheit niemand verstehen könnte, oder treffender ausgedrückt, dass sie gar nutzlos sein könne ja, dass sie eigentlich gar keiner hören will. Denn was die Welt zeitlebens hören will, ist immer nur das was ihr in der Selbigen unmittelbar nützlich ist.
    Kommt aber nun der Philosoph mit seiner Wahrheit unter das Volk, so wird sie zu einer Meinung unter Meinungen. (frei nach Hannah Arendt)


    Wir kommen hier also zu einem von den meisten kaum beachteten Unterschied, nämlich dem zwischen Politik und Philosophie.
    Die Politik ist in ihrer einfachsten Definition nichts anderes als die Durchsetzung von Interessen, während davon, sofern wir den Philosoph einmal frei von Apologie stellen, in der Philosophie wenig zu spüren ist, sie sich ganz der Ergründung des Seins an sich in allen seinen unzähligen Ausformungen widmet.


    Und so ist zwar jeder Mensch, oft ganz im Gegensatz zu seinem eigenen Alltagsverständnis, selbstverständlich politisch, solange er auch nur die geringsten Grundbedürfnisse hat, die Philosophie aber bleibt den allermeisten Zeit ihres Lebens ein Buch mit sieben Siegeln.


    Denn während die Wahrheit des Philosophen, den in Geist und Wissen jeweils größtmöglichen Zusammenhang bei der Betrachtung der Dinge anstrebt, interessiert sich die Pragmatik des Lebens immer nur für einzelne Aspekte des gerade erfahrenen, widerfahrenen und letztlich zu bewältigenden Überlebenskampfes.


    Und so betrachtet, stellt sich ein philosophischer Eingang in eine Betrachtung der Probleme der Alltagswelt, für den Philosoph ungleich schwieriger dar als man sich vielleicht zunächst vorgestellt hat. Eine kurze Abfolge, die bloße Erwähnung der abscheulichsten Phänomenologien der Gesellschaft, eignen sich weniger für ein Verständnis derselben, taugen aber oft als privater Ablasshandel für das eigene Gewissen.


    Philosophisch betrachtet handelt es sich bei diesem Widerspruch zwischen Politik und Philosophie, um den zwischen Tatsachen- und Vernunftwahrheiten.
    Und während mit ersteren jedermann im täglichen Leben konfrontiert ist, diese quasi das Leben selbst sind, sind die letzteren nur der Betrachtung desselben vorbehalten. Eine Vermischung ohne umfangreichste Betrachtung kann nicht gewinnbringend stattfinden, da im Gegensatz zur Vernunft und ihren Wahrheiten, die Tatsachen und ihre Wahrheiten eben nicht nur in der Vernunft allein, sondern mindestens genau so sehr in Kampfmomenten des Lebens bedingt sind, über die sich das Individuum gern verschweigt.



    mvg Philzer

    Pflichteid an die Pan-Theismen des Sozialdarwinismus:

    Ich schwöre, dass alles von mir Geschriebene lediglich ein Meinen ist. - Philzer


    Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet.
    Von den Tatsachen, die ihnen mißfallen, wenden sie sich ab
    und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag.
    Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.


    Gustave Le Bon

  • Hi,


    Ich bin neulich von einem Freund ob eines Vortrages zu aktuellen Problemen der Welt befragt worden.
    Das ist heikel.


    Um überhaupt einen Einstieg aus meiner Position zu bekommen, habe ich zunächst eine Einführung versucht:


    Wird der Philosoph zum Leben befragt, so sieht er das wohl immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
    Das lachende Auge frohlockt ob einer willkommenen Unterbrechung seines Daseins hoch oben auf dem Berge, das lange Grübeln doch nicht umsonst gewesen.
    Das zweite Auge allerdings bleibt skeptisch. Nicht nur weil man nun vom hohen Elfenbeinturm herabzuklettern hätte, seine in der Abgeschiedenheit wohlgeformten Sätze nun in allgemeiner und verständlicher Sprache abfassen müsse, was wie Hannah Arendt feststellte schon mühsam genug ist, heißt es doch das bisher nur Gedachte nun auch konkret auszuformulieren. All dies nimmt er noch sportlich in Kauf.


    Spätestens aber, der im Umgang mit den Menschen nicht mehr ganz unerfahrene Philosoph, befürchtet etwas ganz anderes.
    Es ist die Ahnung, dass seine Wahrheit niemand verstehen könnte, oder treffender ausgedrückt, dass sie gar nutzlos sein könne ja, dass sie eigentlich gar keiner hören will. Denn was die Welt zeitlebens hören will, ist immer nur das was ihr in der Selbigen unmittelbar nützlich ist.
    Kommt aber nun der Philosoph mit seiner Wahrheit unter das Volk, so wird sie zu einer Meinung unter Meinungen. (frei nach Hannah Arendt)


    Wir kommen hier also zu einem von den meisten kaum beachteten Unterschied, nämlich dem zwischen Politik und Philosophie.
    Die Politik ist in ihrer einfachsten Definition nichts anderes als die Durchsetzung von Interessen, während davon, sofern wir den Philosoph einmal frei von Apologie stellen, in der Philosophie wenig zu spüren ist, sie sich ganz der Ergründung des Seins an sich in allen seinen unzähligen Ausformungen widmet.


    Und so ist zwar jeder Mensch, oft ganz im Gegensatz zu seinem eigenen Alltagsverständnis, selbstverständlich politisch, solange er auch nur die geringsten Grundbedürfnisse hat, die Philosophie aber bleibt den allermeisten Zeit ihres Lebens ein Buch mit sieben Siegeln.


    Denn während die Wahrheit des Philosophen, den in Geist und Wissen jeweils größtmöglichen Zusammenhang bei der Betrachtung der Dinge anstrebt, interessiert sich die Pragmatik des Lebens immer nur für einzelne Aspekte des gerade erfahrenen, widerfahrenen und letztlich zu bewältigenden Überlebenskampfes.


    Und so betrachtet, stellt sich ein philosophischer Eingang in eine Betrachtung der Probleme der Alltagswelt, für den Philosoph ungleich schwieriger dar als man sich vielleicht zunächst vorgestellt hat. Eine kurze Abfolge, die bloße Erwähnung der abscheulichsten Phänomenologien der Gesellschaft, eignen sich weniger für ein Verständnis derselben, taugen aber oft als privater Ablasshandel für das eigene Gewissen.


    Philosophisch betrachtet handelt es sich bei diesem Widerspruch zwischen Politik und Philosophie, um den zwischen Tatsachen- und Vernunftwahrheiten.
    Und während mit ersteren jedermann im täglichen Leben konfrontiert ist, diese quasi das Leben selbst sind, sind die letzteren nur der Betrachtung desselben vorbehalten. Eine Vermischung ohne umfangreichste Betrachtung kann nicht gewinnbringend stattfinden, da im Gegensatz zur Vernunft und ihren Wahrheiten, die Tatsachen und ihre Wahrheiten eben nicht nur in der Vernunft allein, sondern mindestens genau so sehr in Kampfmomenten des Lebens bedingt sind, über die sich das Individuum gern verschweigt.



    mvg Philzer

    Pflichteid an die Pan-Theismen des Sozialdarwinismus:

    Ich schwöre, dass alles von mir Geschriebene lediglich ein Meinen ist. - Philzer


    Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet.
    Von den Tatsachen, die ihnen mißfallen, wenden sie sich ab
    und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag.
    Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.


    Gustave Le Bon

  • Hi,


    In einem Nachbarthread gerade fündig geworden, passt gut hier rein:


    „Nie haben die Menschen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen mag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.“


    Quelle


    ....werd ich gleich für meinen Vortrag mit verarbeiten .... :)



    mvg Philzer

    Pflichteid an die Pan-Theismen des Sozialdarwinismus:

    Ich schwöre, dass alles von mir Geschriebene lediglich ein Meinen ist. - Philzer


    Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet.
    Von den Tatsachen, die ihnen mißfallen, wenden sie sich ab
    und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag.
    Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.


    Gustave Le Bon

  • Hi,


    In einem Nachbarthread gerade fündig geworden, passt gut hier rein:


    „Nie haben die Menschen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen mag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.“


    Quelle


    ....werd ich gleich für meinen Vortrag mit verarbeiten .... :)



    mvg Philzer

    Pflichteid an die Pan-Theismen des Sozialdarwinismus:

    Ich schwöre, dass alles von mir Geschriebene lediglich ein Meinen ist. - Philzer


    Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet.
    Von den Tatsachen, die ihnen mißfallen, wenden sie sich ab
    und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag.
    Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.


    Gustave Le Bon

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