Gereimtes und Ungereimtes

  • Diesen Thread eröffne ich, um hier - hoffentlich mit möglichst vielen - über Gedichte zu sprechen. Es sollen hier Gedanken und Gefühle zu Sprache kommen, die sich beim Lesen von Gedichten ergeben haben. Es gibt ja diverse deutschsprachige Gedichtsammlungen, aber Der Große Conrady ist wohl immer noch die beste, die mir bekannt ist. Ich werde also die Gedichte, die ich hier erwähne, vor allem aus dieser Sammlung nehmen bzw. zitieren.
    Bezüglich der Gedichte kann man alles diskutieren, Inhalt, Sprache und Stil. Gefallen oder auch Nichtgefallen. Einbettung in den (literatur)historischen Kontext und Nachwirkung. Und einiges mehr.
    Anfangen möchte ich mit dem Gedicht "An die Freude" von Friedrich Schiller. Ich habe dieses Gedicht in dieser Nacht zum wiederholten Male gelesen, weil mir gerade in diesen Stunden wieder klar wurde, welch vielfältige Gründe zur Freude ich selbst habe.
    Ihr könnt dieses Gedicht besprechen oder auch gleich ein anderes ins Gespräch bringen.

  • Diesen Thread eröffne ich, um hier - hoffentlich mit möglichst vielen - über Gedichte zu sprechen. Es sollen hier Gedanken und Gefühle zu Sprache kommen, die sich beim Lesen von Gedichten ergeben haben. Es gibt ja diverse deutschsprachige Gedichtsammlungen, aber Der Große Conrady ist wohl immer noch die beste, die mir bekannt ist. Ich werde also die Gedichte, die ich hier erwähne, vor allem aus dieser Sammlung nehmen bzw. zitieren.
    Bezüglich der Gedichte kann man alles diskutieren, Inhalt, Sprache und Stil. Gefallen oder auch Nichtgefallen. Einbettung in den (literatur)historischen Kontext und Nachwirkung. Und einiges mehr.
    Anfangen möchte ich mit dem Gedicht "An die Freude" von Friedrich Schiller. Ich habe dieses Gedicht in dieser Nacht zum wiederholten Male gelesen, weil mir gerade in diesen Stunden wieder klar wurde, welch vielfältige Gründe zur Freude ich selbst habe.
    Ihr könnt dieses Gedicht besprechen oder auch gleich ein anderes ins Gespräch bringen.

  • Hallo Humble!


    Kein Austausch zu einem Gedicht ohne dasselbe! Die frühe Fassung, Schiller war Mitte 20:


    An die Freude


    Freude, schöner Götterfunken,
    Tochter aus Elisium,
    Wir betreten feuertrunken
    Himmlische, dein Heiligthum.
    Deine Zauber binden wieder,
    was der Mode Schwerd getheilt;
    Bettler werden Fürstenbrüder,
    wo dein sanfter Flügel weilt.


    C h o r.


    Seid umschlungen Millionen!
    Diesen Kuß der ganzen Welt!
    Brüder – überm Sternenzelt
    muß ein lieber Vater wohnen.


    Wem der große Wurf gelungen,
    eines Freundes Freund zu seyn;
    wer ein holdes Weib errungen,
    mische seinen Jubel ein!
    Ja – wer auch nur e i n e Seele
    s e i n nennt auf dem Erdenrund!
    Und wer’s nie gekonnt, der stehle
    weinend sich aus diesem Bund!


    C h o r.


    Was den großen Ring bewohnet
    huldige der Simpathie!
    Zu den Sternen leitet sie,
    Wo der U n b e k a n n t e tronet.


    Freude trinken alle Wesen
    an den Brüsten der Natur,
    Alle Guten, alle Bösen
    folgen ihrer Rosenspur.
    Küße gab sie u n s und R e b e n ,
    einen Freund, geprüft im Tod.
    Wollust ward dem Wurm gegeben,
    und der Cherub steht vor Gott.


    C h o r.


    Ihr stürzt nieder, Millionen?
    Ahndest du den Schöpfer, Welt?
    Such’ ihn überm Sternenzelt,
    über Sternen muß er wohnen.


    Freude heißt die starke Feder
    in der ewigen Natur.
    Freude, Freude treibt die Räder
    in der großen Weltenuhr.
    Blumen lockt sie aus den Keimen,
    Sonnen aus dem Firmament,
    Sphären rollt sie in den Räumen,
    die des Sehers Rohr nicht kennt!


    C h o r.


    Froh, wie seine Sonnen fliegen,
    durch des Himmels prächtgen Plan,
    Laufet Brüder eure Bahn,
    freudig wie ein Held zum siegen.


    Aus der Wahrheit Feuerspiegel
    lächelt s i e den Forscher an.
    Zu der Tugend steilem Hügel
    leitet s i e des Dulders Bahn.
    Auf des Glaubens Sonnenberge
    sieht man i h r e Fahnen wehn,
    Durch den Riß gesprengter Särge
    s i e im Chor der Engel stehn.


    C h o r.


    Duldet mutig Millionen!
    Duldet für die beßre Welt!
    Droben überm Sternenzelt
    wird ein großer Gott belohnen.


    Göttern kann man nicht vergelten,
    schön ists ihnen gleich zu seyn.
    Gram und Armut soll sich melden
    mit den Frohen sich erfreun.
    Groll und Rache sei vergessen,
    unserm Todfeind sei verziehn.
    Keine Thräne soll ihn pressen,
    keine Reue nage ihn.


    C h o r.


    Unser Schuldbuch sei vernichtet!
    ausgesöhnt die ganze Welt!
    Brüder – überm Sternenzelt
    richtet Gott wie wir gerichtet.


    F r e u d e sprudelt in Pokalen,
    in der Traube goldnem Blut
    trinken Sanftmut Kannibalen,
    Die Verzweiflung Heldenmut – –
    Brüder fliegt von euren Sitzen,
    wenn der volle Römer kraißt,
    Laßt den Schaum zum Himmel sprützen:
    Dieses Glas dem guten Geist.


    C h o r.


    Den der Sterne Wirbel loben,
    den des Seraphs Hymne preist,
    Dieses Glas dem guten Geist,
    überm Sternenzelt dort oben!


    Festen Mut in schwerem Leiden,
    Hülfe, wo die Unschuld weint,
    Ewigkeit geschwornen Eiden,
    Wahrheit gegen Freund und Feind,
    Männerstolz vor Königstronen, –
    Brüder, gält’ es Gut und Blut –
    Dem Verdienste seine Kronen,
    Untergang der Lügenbrut!


    C h o r.


    Schließt den heilgen Zirkel dichter,
    schwört bei diesem goldnen Wein:
    Dem Gelübde treu zu sein,
    schwört es bei dem Sternenrichter!


    Rettung von Tirannenketten,
    Großmut auch dem Bösewicht,
    Hoffnung auf den Sterbebetten,
    Gnade auf dem Hochgericht!
    Auch die Toden sollen leben!
    Brüder trinkt und stimmet ein,
    Allen Sündern soll vergeben,
    und die Hölle nicht mehr seyn.


    C h o r.


    Eine heitre Abschiedsstunde!
    süßen Schlaf im Leichentuch!
    Brüder – einen sanften Spruch
    Aus des Todtenrichters Munde
    !


    Meine Meinung, bruchstückhaft und subjektiv:


    Erstens schwingt immer Beethovens Melodie mit, ohne sie zu empfinden, ist es mir unmöglich, diese Ode zu lesen.
    Zweitens muss Schiller im Überschwang gewesen zu sein, als er dieses Gedicht verfasste, trunken vor Freude. Schillers Biographen werden sicher wissen, warum. Über weite Bahnen war Schillers Leben nicht glücklich, aber als er diese Strophen schrieb, muss er es gewesen sein.
    Aber es ist nicht alles eitel Wonne in dem Weihegedicht, noch ist es nicht vollbracht, wonach der Schreiber strebt, sein Sehnen ist vielmehr auf eine Zukunft ausgerichtet, die Hoffnung heißt, für ihn ist Gottes Gegenwart fühl- und erkennbar, sein Plan erahnbar. Auf der niederen Ebene erheben die Studenten ihre Römer und stoßen auf eine bessere Welt an.
    Mehr fällt mir ad hoc nicht dazu ein, aber ich bin aufnahmebereit für andere Sichtweisen.


    Mit freundlichen Grüßen
    Raphael

    Ich denke, daher spinn´ ich.

  • Hallo Humble!


    Kein Austausch zu einem Gedicht ohne dasselbe! Die frühe Fassung, Schiller war Mitte 20:


    An die Freude


    Freude, schöner Götterfunken,
    Tochter aus Elisium,
    Wir betreten feuertrunken
    Himmlische, dein Heiligthum.
    Deine Zauber binden wieder,
    was der Mode Schwerd getheilt;
    Bettler werden Fürstenbrüder,
    wo dein sanfter Flügel weilt.


    C h o r.


    Seid umschlungen Millionen!
    Diesen Kuß der ganzen Welt!
    Brüder – überm Sternenzelt
    muß ein lieber Vater wohnen.


    Wem der große Wurf gelungen,
    eines Freundes Freund zu seyn;
    wer ein holdes Weib errungen,
    mische seinen Jubel ein!
    Ja – wer auch nur e i n e Seele
    s e i n nennt auf dem Erdenrund!
    Und wer’s nie gekonnt, der stehle
    weinend sich aus diesem Bund!


    C h o r.


    Was den großen Ring bewohnet
    huldige der Simpathie!
    Zu den Sternen leitet sie,
    Wo der U n b e k a n n t e tronet.


    Freude trinken alle Wesen
    an den Brüsten der Natur,
    Alle Guten, alle Bösen
    folgen ihrer Rosenspur.
    Küße gab sie u n s und R e b e n ,
    einen Freund, geprüft im Tod.
    Wollust ward dem Wurm gegeben,
    und der Cherub steht vor Gott.


    C h o r.


    Ihr stürzt nieder, Millionen?
    Ahndest du den Schöpfer, Welt?
    Such’ ihn überm Sternenzelt,
    über Sternen muß er wohnen.


    Freude heißt die starke Feder
    in der ewigen Natur.
    Freude, Freude treibt die Räder
    in der großen Weltenuhr.
    Blumen lockt sie aus den Keimen,
    Sonnen aus dem Firmament,
    Sphären rollt sie in den Räumen,
    die des Sehers Rohr nicht kennt!


    C h o r.


    Froh, wie seine Sonnen fliegen,
    durch des Himmels prächtgen Plan,
    Laufet Brüder eure Bahn,
    freudig wie ein Held zum siegen.


    Aus der Wahrheit Feuerspiegel
    lächelt s i e den Forscher an.
    Zu der Tugend steilem Hügel
    leitet s i e des Dulders Bahn.
    Auf des Glaubens Sonnenberge
    sieht man i h r e Fahnen wehn,
    Durch den Riß gesprengter Särge
    s i e im Chor der Engel stehn.


    C h o r.


    Duldet mutig Millionen!
    Duldet für die beßre Welt!
    Droben überm Sternenzelt
    wird ein großer Gott belohnen.


    Göttern kann man nicht vergelten,
    schön ists ihnen gleich zu seyn.
    Gram und Armut soll sich melden
    mit den Frohen sich erfreun.
    Groll und Rache sei vergessen,
    unserm Todfeind sei verziehn.
    Keine Thräne soll ihn pressen,
    keine Reue nage ihn.


    C h o r.


    Unser Schuldbuch sei vernichtet!
    ausgesöhnt die ganze Welt!
    Brüder – überm Sternenzelt
    richtet Gott wie wir gerichtet.


    F r e u d e sprudelt in Pokalen,
    in der Traube goldnem Blut
    trinken Sanftmut Kannibalen,
    Die Verzweiflung Heldenmut – –
    Brüder fliegt von euren Sitzen,
    wenn der volle Römer kraißt,
    Laßt den Schaum zum Himmel sprützen:
    Dieses Glas dem guten Geist.


    C h o r.


    Den der Sterne Wirbel loben,
    den des Seraphs Hymne preist,
    Dieses Glas dem guten Geist,
    überm Sternenzelt dort oben!


    Festen Mut in schwerem Leiden,
    Hülfe, wo die Unschuld weint,
    Ewigkeit geschwornen Eiden,
    Wahrheit gegen Freund und Feind,
    Männerstolz vor Königstronen, –
    Brüder, gält’ es Gut und Blut –
    Dem Verdienste seine Kronen,
    Untergang der Lügenbrut!


    C h o r.


    Schließt den heilgen Zirkel dichter,
    schwört bei diesem goldnen Wein:
    Dem Gelübde treu zu sein,
    schwört es bei dem Sternenrichter!


    Rettung von Tirannenketten,
    Großmut auch dem Bösewicht,
    Hoffnung auf den Sterbebetten,
    Gnade auf dem Hochgericht!
    Auch die Toden sollen leben!
    Brüder trinkt und stimmet ein,
    Allen Sündern soll vergeben,
    und die Hölle nicht mehr seyn.


    C h o r.


    Eine heitre Abschiedsstunde!
    süßen Schlaf im Leichentuch!
    Brüder – einen sanften Spruch
    Aus des Todtenrichters Munde
    !


    Meine Meinung, bruchstückhaft und subjektiv:


    Erstens schwingt immer Beethovens Melodie mit, ohne sie zu empfinden, ist es mir unmöglich, diese Ode zu lesen.
    Zweitens muss Schiller im Überschwang gewesen zu sein, als er dieses Gedicht verfasste, trunken vor Freude. Schillers Biographen werden sicher wissen, warum. Über weite Bahnen war Schillers Leben nicht glücklich, aber als er diese Strophen schrieb, muss er es gewesen sein.
    Aber es ist nicht alles eitel Wonne in dem Weihegedicht, noch ist es nicht vollbracht, wonach der Schreiber strebt, sein Sehnen ist vielmehr auf eine Zukunft ausgerichtet, die Hoffnung heißt, für ihn ist Gottes Gegenwart fühl- und erkennbar, sein Plan erahnbar. Auf der niederen Ebene erheben die Studenten ihre Römer und stoßen auf eine bessere Welt an.
    Mehr fällt mir ad hoc nicht dazu ein, aber ich bin aufnahmebereit für andere Sichtweisen.


    Mit freundlichen Grüßen
    Raphael

    Ich denke, daher spinn´ ich.

  • Hallo Raphael!


    Du hast recht, im Grunde sollte man ein Gedicht, über das man sprechen will, auch vorlegen. Ich muß gestehen, daß ich zu faul bin, lange Gedichte abzuschreiben und hier reinzustellen. Deshalb auch mein Hinweis auf den Großen Conrady, wo es jeder bequem nachlesen kann.


    Zu der Tatsache, daß Schiller über weite Strecken seines Lebens nicht glücklich war, würde ich folgende Frage stellen: Welcher große Dichter war schon glücklich?


    Ich meine, fast alle Dichter wurden durch negative Dinge zu ihren Werken inspiriert, jedoch sind sie bei ihrer Trauer und Melancholie über den Zustand der Welt nicht stehengeblieben (wie so viele andere), sondern haben versucht, etwas daraus zu machen.


    Ich freue mich auf weitere Kommentare von dir!

  • Hallo Raphael!


    Du hast recht, im Grunde sollte man ein Gedicht, über das man sprechen will, auch vorlegen. Ich muß gestehen, daß ich zu faul bin, lange Gedichte abzuschreiben und hier reinzustellen. Deshalb auch mein Hinweis auf den Großen Conrady, wo es jeder bequem nachlesen kann.


    Zu der Tatsache, daß Schiller über weite Strecken seines Lebens nicht glücklich war, würde ich folgende Frage stellen: Welcher große Dichter war schon glücklich?


    Ich meine, fast alle Dichter wurden durch negative Dinge zu ihren Werken inspiriert, jedoch sind sie bei ihrer Trauer und Melancholie über den Zustand der Welt nicht stehengeblieben (wie so viele andere), sondern haben versucht, etwas daraus zu machen.


    Ich freue mich auf weitere Kommentare von dir!

  • sein Sehnen ist vielmehr auf eine Zukunft ausgerichtet, die Hoffnung heißt,

    Hallo raphael -


    vor ein paar Tagen hörte ich in irgendeiner FS Sendung 'Hoffnung ist ein Mangel an Wissen' - das hat mich doch sehr beeindruckt, weil es nüchtern und unromantisch dargestellt der Wahrheit entspricht, trotzdem wird ihr soviel Wert beigemessen, bewirkt sie sovieles.

  • sein Sehnen ist vielmehr auf eine Zukunft ausgerichtet, die Hoffnung heißt,

    Hallo raphael -


    vor ein paar Tagen hörte ich in irgendeiner FS Sendung 'Hoffnung ist ein Mangel an Wissen' - das hat mich doch sehr beeindruckt, weil es nüchtern und unromantisch dargestellt der Wahrheit entspricht, trotzdem wird ihr soviel Wert beigemessen, bewirkt sie sovieles.

  • Hallo Humble!


    Nun, Goethe war zehn Jahre älter als Schiller und lebte nach Schillers Tod 1805 noch bis 1832. Ich nehme an, dass Johann Wolfgang im Leben mehr Glück erlebt hat als Schiller, was auch zu begründen wäre, aber wollten wir uns nicht mit der Ode an die Freude beschäftigen?
    Deine Meinung zu dem Gedicht?


    Hallo Idea!


    Beim Thema "Hoffnung" musstest du an mich denken und an meine spezielle Ansicht über sie. Ja --- sie bewirkt viel in der Welt und nicht nur Gutes.
    Wer auf eine bessere Zukunft hofft, anstatt aus der bedrohten Gegenwart zu flüchten, mag reinen Herzens sein, aber wie die Geschichte beweist, ereilt ihn dann sein Schicksal. Ich denke da an all jene Juden, die nicht vor Hitler flüchteten, weil sie auf die deutsche Kultur vertraut haben.
    Wenn wir Schillers Ode betrachten, wohin hat denn geschichtlich all das Hoffen geführt? Er hat das Weihegedicht vier Jahre vor Ausbruch der Französischen Revolution verfasst...


    Mit freundlichen Grüßen
    Raphael

    Ich denke, daher spinn´ ich.

  • Hallo Humble!


    Nun, Goethe war zehn Jahre älter als Schiller und lebte nach Schillers Tod 1805 noch bis 1832. Ich nehme an, dass Johann Wolfgang im Leben mehr Glück erlebt hat als Schiller, was auch zu begründen wäre, aber wollten wir uns nicht mit der Ode an die Freude beschäftigen?
    Deine Meinung zu dem Gedicht?


    Hallo Idea!


    Beim Thema "Hoffnung" musstest du an mich denken und an meine spezielle Ansicht über sie. Ja --- sie bewirkt viel in der Welt und nicht nur Gutes.
    Wer auf eine bessere Zukunft hofft, anstatt aus der bedrohten Gegenwart zu flüchten, mag reinen Herzens sein, aber wie die Geschichte beweist, ereilt ihn dann sein Schicksal. Ich denke da an all jene Juden, die nicht vor Hitler flüchteten, weil sie auf die deutsche Kultur vertraut haben.
    Wenn wir Schillers Ode betrachten, wohin hat denn geschichtlich all das Hoffen geführt? Er hat das Weihegedicht vier Jahre vor Ausbruch der Französischen Revolution verfasst...


    Mit freundlichen Grüßen
    Raphael

    Ich denke, daher spinn´ ich.

  • aber wollten wir uns nicht mit der Ode an die Freude beschäftigen?
    Deine Meinung zu dem Gedicht?

    Ich meine, es ist sowohl sprachlich-klanglich wie auch inhaltlich gut gemacht, deswegen ist es Beethoven auch gelungen, es so erfolgreich zu vertonen. Es ist ja die europäische Hymne geworden.


    Man kann auch tiefe innere Freude empfinden, wenn rein äußerlich wenig Anlaß dazu besteht.


    Es kann sein, daß Schiller mehr unter den Zuständen in der Welt gelitten hat, weil er ein besseres Herz hatte als Goethe. Bei allem Genie und aller Ausgewogenheit konnte Goethe nämlich auch hart und rücksichtslos sein.

  • aber wollten wir uns nicht mit der Ode an die Freude beschäftigen?
    Deine Meinung zu dem Gedicht?

    Ich meine, es ist sowohl sprachlich-klanglich wie auch inhaltlich gut gemacht, deswegen ist es Beethoven auch gelungen, es so erfolgreich zu vertonen. Es ist ja die europäische Hymne geworden.


    Man kann auch tiefe innere Freude empfinden, wenn rein äußerlich wenig Anlaß dazu besteht.


    Es kann sein, daß Schiller mehr unter den Zuständen in der Welt gelitten hat, weil er ein besseres Herz hatte als Goethe. Bei allem Genie und aller Ausgewogenheit konnte Goethe nämlich auch hart und rücksichtslos sein.

  • 'Hoffnung ist ein Mangel an Wissen'

    Dem möchte ich aber spontan widersprechen. Einen Mangel an Wissen hat wohl jeder Mensch, ich nehme mich da nicht aus, aber daß die Hoffnung als etwas der Unwissenheit Zugehöriges dargestellt wird...
    ... nun ja, wenn wir einmal davon ausgehen, daß es einen Gott gibt, der allwissend ist - ein Gott, der alles weiß, muß ja nichts hoffen (und auch nichts fürchten), weil er ja alles weiß.
    Aber wir Menschen werden nie alles wissen und müssen deshalb auch mit Furcht und Hoffnung leben - und vielleicht macht uns das erst zu Menschen, sozusagen zu menschlichen Menschen.

  • 'Hoffnung ist ein Mangel an Wissen'

    Dem möchte ich aber spontan widersprechen. Einen Mangel an Wissen hat wohl jeder Mensch, ich nehme mich da nicht aus, aber daß die Hoffnung als etwas der Unwissenheit Zugehöriges dargestellt wird...
    ... nun ja, wenn wir einmal davon ausgehen, daß es einen Gott gibt, der allwissend ist - ein Gott, der alles weiß, muß ja nichts hoffen (und auch nichts fürchten), weil er ja alles weiß.
    Aber wir Menschen werden nie alles wissen und müssen deshalb auch mit Furcht und Hoffnung leben - und vielleicht macht uns das erst zu Menschen, sozusagen zu menschlichen Menschen.

  • Hoffnung - ich habe mal bei wiki dem Alleswisser gegoogelt, die Definition ist sehr treffend:


    Hoffnung (vgl. mittelniederdt.: hopen „hüpfen“, „[vor Erwartung unruhig] springen“, „zappeln“) ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungs­haltung, dass etwas Wünschenswertes in der Zukunft eintreten wird, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht. Das kann ein bestimmtes Ereignis sein, aber auch ein grundlegender Zustand wie etwa anhaltende Gesundheit oder finanzielle Absicherung. Hoffnung ist die umfassende emotionale und unter Umständen handlungsleitende Ausrichtung des Menschen auf die Zukunft. Hoffend verhält sich der Mensch optimistisch zur Zeitlichkeit seiner Existenz.


    Allerdings kann 'Hoffnung ist ein Mangel an Wissen' durchaus Teil dieser Definition sein.


    Menschliche Menschen - jeder scheint zu wissen, um welche es Spezies sich dabei handelt - um entgegenkommende, freundliche, die Menschwürde achtende, aufmerksame,... Menschen, warum gibt es nur sowenige dieser Art? :(

  • Hoffnung - ich habe mal bei wiki dem Alleswisser gegoogelt, die Definition ist sehr treffend:


    Hoffnung (vgl. mittelniederdt.: hopen „hüpfen“, „[vor Erwartung unruhig] springen“, „zappeln“) ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungs­haltung, dass etwas Wünschenswertes in der Zukunft eintreten wird, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht. Das kann ein bestimmtes Ereignis sein, aber auch ein grundlegender Zustand wie etwa anhaltende Gesundheit oder finanzielle Absicherung. Hoffnung ist die umfassende emotionale und unter Umständen handlungsleitende Ausrichtung des Menschen auf die Zukunft. Hoffend verhält sich der Mensch optimistisch zur Zeitlichkeit seiner Existenz.


    Allerdings kann 'Hoffnung ist ein Mangel an Wissen' durchaus Teil dieser Definition sein.


    Menschliche Menschen - jeder scheint zu wissen, um welche es Spezies sich dabei handelt - um entgegenkommende, freundliche, die Menschwürde achtende, aufmerksame,... Menschen, warum gibt es nur sowenige dieser Art? :(

  • Hallo Leute!


    Meine Meinung: Wer hofft, ist unzufrieden mit dem Ist-Zustand. Wer aber nicht hofft, dessen Ist-Zustand ist nicht per se ein zufriedener, der Umkehrschluss funktioniert nicht.


    Mit freundlichen Grüßen
    Raphael

    Ich denke, daher spinn´ ich.

  • Hallo Leute!


    Meine Meinung: Wer hofft, ist unzufrieden mit dem Ist-Zustand. Wer aber nicht hofft, dessen Ist-Zustand ist nicht per se ein zufriedener, der Umkehrschluss funktioniert nicht.


    Mit freundlichen Grüßen
    Raphael

    Ich denke, daher spinn´ ich.

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