Die kantable Art, E-Gitarre zu spielen

  • Als J.S.Bach 1723 seine "Inventionen und Sinfonien" als ein Kompendium von Übungs- und Modellstücken zusammenstellte, gab er ihr auch eine ausführliche Zweckbestimmung bei:


    "Auffrichtige Anleitung, Wormit denen Liebhabern des Clavires, besonders aber denen Lehrbegierigen, eine deütliche Art gezeiget wird, nicht alleine mit 2 Stimen reine spielen zu lernen, sondern auch bey weiteren progreßen auch mit dreyen obligaten Partien richtig und wohl zu verfahren, anbey auch zugleich gute inventiones nicht alleine zu bekommen, sondern auch selbige wohl durchzuführen, am allermeisten aber eine cantable Art im Spielen zu erlangen, und darneben einen starcken Vorschmack von der Composition zu überkommen."


    Am allermeisten aber eine cantable Art im Spielen zu erlangen... Cantabile, also singbar oder gesangsartig sollte der "Liebhaber des Claviers" spielen. Das ist allerdings eine Ermahnung, die man gerade so manchem Virtuosen in Erinnerung rufen möchte, dessen Spiel sich in der Demonstration technischer Leichtigkeit und Perfektion zu verlieren droht und dem Zweck zu dienen scheint, möglichst viele Töne in möglichst kurzer Zeit zu produzieren. Aber die Gefahr, sich in "Technik" und "Effekt" zu verlieren, besteht auch bei elektronischen Instrumenten wie z.B. der E-Gitarre. Damit kann man allerlei Krach erzeugen, kann mit Verzerrung, Übersteuerung und Rückkopplung herumspielen und so mit verhältnismäßig geringem Einsatz von musikalischem Können viel Wirkung erzielen. Gutes E-Gitarrenspiel geht anders, nämlich vor allem kantabel.


    Carlos Santana braucht man nicht unbedingt zu rühmen, er ist so ziemlich jedem bekannt, der sein Ohr der Pop- und Rockmusik nicht völlig verschließt. Jeder kennt Melodien wie "Black Magic Woman", "Samba pa ti" oder "Oye como va". Aber jeder ERKENNT auch schnell seinen charakteristischen Ton, der sich seit seinen Anfängen in den 60er Jahren nicht sehr verändert hat. Das liegt natürlich auch an seiner Treue zu einem bestimmten Equipment, aber doch viel mehr an seiner Art des Spiels. Und das ist eben eine kantable Art. Santana versteht es wirklich, auf der E-Gitarre zu singen.


    Das ist der Hauptgrund, warum jeder sein "Samba pa ti" kennt:


    http://www.youtube.com/watch?v=DWO_eojWezg


    Aber auch in flotten und fetzigen Stücken kann Santana gar nicht anders als kantabel zu verfahren:


    http://www.youtube.com/watch?v=t0F5K5lMeIQ


    Es kommt in seinen Soli nie vor, dass er sich in mechanischer Spielerei und bedeutungslosem Gezupfe und Geschrammel ergeht, auch nicht in solchen "rockigen", "groovigen" Stücken wie "Hope you're feeling better":


    http://www.youtube.com/watch?v=Ai7rkFj4w3I



    Obwohl der olle Bach bestimmt Probleme dabei gehabt hätte, seine Ohren an die laute und im Wesentlichen unchristliche Rockmusik zu gewöhnen - ich bin sicher, Carlos Santanas "cantable Art" wäre ihm nicht entgangen... Dabei fällt mir gerade auf, dass die beiden sich auch insofern nicht völlig fremd wären, als sie ja doch - jeder auf seine Weise - Musik primär als Spiritualität verstehen...
    8)



    http://www.youtube.com/watch?v=YRpaneW6WJE

  • Als J.S.Bach 1723 seine "Inventionen und Sinfonien" als ein Kompendium von Übungs- und Modellstücken zusammenstellte, gab er ihr auch eine ausführliche Zweckbestimmung bei:


    "Auffrichtige Anleitung, Wormit denen Liebhabern des Clavires, besonders aber denen Lehrbegierigen, eine deütliche Art gezeiget wird, nicht alleine mit 2 Stimen reine spielen zu lernen, sondern auch bey weiteren progreßen auch mit dreyen obligaten Partien richtig und wohl zu verfahren, anbey auch zugleich gute inventiones nicht alleine zu bekommen, sondern auch selbige wohl durchzuführen, am allermeisten aber eine cantable Art im Spielen zu erlangen, und darneben einen starcken Vorschmack von der Composition zu überkommen."


    Am allermeisten aber eine cantable Art im Spielen zu erlangen... Cantabile, also singbar oder gesangsartig sollte der "Liebhaber des Claviers" spielen. Das ist allerdings eine Ermahnung, die man gerade so manchem Virtuosen in Erinnerung rufen möchte, dessen Spiel sich in der Demonstration technischer Leichtigkeit und Perfektion zu verlieren droht und dem Zweck zu dienen scheint, möglichst viele Töne in möglichst kurzer Zeit zu produzieren. Aber die Gefahr, sich in "Technik" und "Effekt" zu verlieren, besteht auch bei elektronischen Instrumenten wie z.B. der E-Gitarre. Damit kann man allerlei Krach erzeugen, kann mit Verzerrung, Übersteuerung und Rückkopplung herumspielen und so mit verhältnismäßig geringem Einsatz von musikalischem Können viel Wirkung erzielen. Gutes E-Gitarrenspiel geht anders, nämlich vor allem kantabel.


    Carlos Santana braucht man nicht unbedingt zu rühmen, er ist so ziemlich jedem bekannt, der sein Ohr der Pop- und Rockmusik nicht völlig verschließt. Jeder kennt Melodien wie "Black Magic Woman", "Samba pa ti" oder "Oye como va". Aber jeder ERKENNT auch schnell seinen charakteristischen Ton, der sich seit seinen Anfängen in den 60er Jahren nicht sehr verändert hat. Das liegt natürlich auch an seiner Treue zu einem bestimmten Equipment, aber doch viel mehr an seiner Art des Spiels. Und das ist eben eine kantable Art. Santana versteht es wirklich, auf der E-Gitarre zu singen.


    Das ist der Hauptgrund, warum jeder sein "Samba pa ti" kennt:


    http://www.youtube.com/watch?v=DWO_eojWezg


    Aber auch in flotten und fetzigen Stücken kann Santana gar nicht anders als kantabel zu verfahren:


    http://www.youtube.com/watch?v=t0F5K5lMeIQ


    Es kommt in seinen Soli nie vor, dass er sich in mechanischer Spielerei und bedeutungslosem Gezupfe und Geschrammel ergeht, auch nicht in solchen "rockigen", "groovigen" Stücken wie "Hope you're feeling better":


    http://www.youtube.com/watch?v=Ai7rkFj4w3I



    Obwohl der olle Bach bestimmt Probleme dabei gehabt hätte, seine Ohren an die laute und im Wesentlichen unchristliche Rockmusik zu gewöhnen - ich bin sicher, Carlos Santanas "cantable Art" wäre ihm nicht entgangen... Dabei fällt mir gerade auf, dass die beiden sich auch insofern nicht völlig fremd wären, als sie ja doch - jeder auf seine Weise - Musik primär als Spiritualität verstehen...
    8)



    http://www.youtube.com/watch?v=YRpaneW6WJE

  • Mit Musik jeden Tag lichte harmonische Freude und eine gute Handlung.


    Hermeneutikus : Spiritualität äussert sich auch durch Musik.


    Interessant wäre es wohl, Mudras im Spielen der Luftgitarre einfliessen zu lassen.


    http://www.youtube.com/watch?v=CCMf_tk70to


    cantabile: Später bezeichnete cantabile besonders in der Klaviermusik die Hervorhebung eines bestimmten musikalischen Themas gegenüber der Begleitung


    http://www.youtube.com/watch?v=Lbz5sy8jPXA


    http://de.wikipedia.org/wiki/Mirra_Alfassa


    GEZ Amoghasiddhi

    5 Mal editiert, zuletzt von Philiarosacaee ()

  • Mit Musik jeden Tag lichte harmonische Freude und eine gute Handlung.


    Hermeneutikus : Spiritualität äussert sich auch durch Musik.


    Interessant wäre es wohl, Mudras im Spielen der Luftgitarre einfliessen zu lassen.


    http://www.youtube.com/watch?v=CCMf_tk70to


    cantabile: Später bezeichnete cantabile besonders in der Klaviermusik die Hervorhebung eines bestimmten musikalischen Themas gegenüber der Begleitung


    http://www.youtube.com/watch?v=Lbz5sy8jPXA


    http://de.wikipedia.org/wiki/Mirra_Alfassa


    GEZ Amoghasiddhi

    5 Mal editiert, zuletzt von Philiarosacaee ()

  • Gitarre lässt sich (imo) wesentlich vielseitiger spielen, als Klaviaturen. Geht auch rhytmisch, perkussiv und alles was dazwischen noch so geht. (Bach ist btw. bei etlichen Schwermetallern beliebt und quasi hoch im Kurs... ;))
    Wo würdest du Hendrix hinstellen?


    Nanana, das mit der Vielseitigkeit (Vielsaitigkeit?) sehe ich natürlich ein bisschen anders. Verlang doch mal von einem Gitarristen, er solle Begleitung und Melodie gleichzeitig oder eine fünfstimmige Fuge spielen. Oder Duolen/Quartolen gegen Triolen gleichzeitig. Oder ein Stück, das einen Tonumfang von 7-8 Oktaven ausnutzt, wie z.B. dieses hier:


    http://www.youtube.com/watch?v=S94Nh-bSomo


    Oder dieses:


    http://www.youtube.com/watch?v=BYY47zdi8So


    Auch dürfte es der beste Gitarrist kaum schaffen, Tonleitern und Arpeggien so schnell zu spielen wie das auf dem Klavier möglich ist...
    ;)


    Hendrix sehe ich natürlich als DEN Pionier der E-Gitarre. Aber ich war von seiner Musik nie wirklich begeistert.


    Danke übrigens für den Tipp - Ritenours "6 String Theory"! Ich hab bis jetzt nur kurz reingehört, aber das ist wirklich geballte Gitarren-Power. Werde ich mir auf jeden Fall in aller Gemütsruhe anhören.

  • Gitarre lässt sich (imo) wesentlich vielseitiger spielen, als Klaviaturen. Geht auch rhytmisch, perkussiv und alles was dazwischen noch so geht. (Bach ist btw. bei etlichen Schwermetallern beliebt und quasi hoch im Kurs... ;))
    Wo würdest du Hendrix hinstellen?


    Nanana, das mit der Vielseitigkeit (Vielsaitigkeit?) sehe ich natürlich ein bisschen anders. Verlang doch mal von einem Gitarristen, er solle Begleitung und Melodie gleichzeitig oder eine fünfstimmige Fuge spielen. Oder Duolen/Quartolen gegen Triolen gleichzeitig. Oder ein Stück, das einen Tonumfang von 7-8 Oktaven ausnutzt, wie z.B. dieses hier:


    http://www.youtube.com/watch?v=S94Nh-bSomo


    Oder dieses:


    http://www.youtube.com/watch?v=BYY47zdi8So


    Auch dürfte es der beste Gitarrist kaum schaffen, Tonleitern und Arpeggien so schnell zu spielen wie das auf dem Klavier möglich ist...
    ;)


    Hendrix sehe ich natürlich als DEN Pionier der E-Gitarre. Aber ich war von seiner Musik nie wirklich begeistert.


    Danke übrigens für den Tipp - Ritenours "6 String Theory"! Ich hab bis jetzt nur kurz reingehört, aber das ist wirklich geballte Gitarren-Power. Werde ich mir auf jeden Fall in aller Gemütsruhe anhören.

  • Hmm... Na gut... ^^
    In Punkto vielsaitigkeit wird wohl so schnell keine Gitarre an Konzertflügel & Co. herankommen. Allerdings werden die Saiten in den Geräten ja nur behämmert, was die natürlichen Ausdrucksmöglichkeiten an der Klaviatur out of the box im Gegensatz zu Gitarren ja einschränkt. Das Zusammenspiel aus Plektrum, Fingern, Handballen und Saite hat eben sehr direkten und nuancierten Einfluss auf den jeweils produzierten Ton, wie auch Spielarten wie Sliding, Bending, Tapping, Hammering oder Shredding neben dem konkreten Tonumfang einen weiten Umfang verschiedener Sounds erschließen können. Zumindest auf der E-Gitarre. Auf akkustischen ansatzweise.
    Für die Tasten braucht's da, sofern man nicht mit Eierlöffeln in den Flügel klettern oder am offenen Piano operieren möchte *g*, Controller, wie sie erst im Zusammenhang mit Synthezisern zum Zuge kommen konnten. Ganz zu schweigen vom Rumgestöpsel an Orgelungetümen...


    Das heißt jetzt nicht, dass ich was gegen Keyboards hätte. Den Ausdruck, der aus Gitarren herausgeholt werden kann, scheint mir irgendwie direkter. Tastaturmusik eher technisch, synthetisch quasi... Könnte vielleich deutlich werden, was ich meine, wenn man sich mal ansieht wie ein John Lord seine Hammond bearbeitet, als würde er irgendwie eine so geartete Lücke schließen wollen. Und im Gegensatz zum typischen Konzertflügelgehabe wirkt das auf mich sogar authentisch.


    Ritenour kenn ich zwar schon seit Ewigkeiten, hör mir das allerdings erst in letzter Zeit verstärkt an. Auch cool: Jan Akkermann.

  • Hmm... Na gut... ^^
    In Punkto vielsaitigkeit wird wohl so schnell keine Gitarre an Konzertflügel & Co. herankommen. Allerdings werden die Saiten in den Geräten ja nur behämmert, was die natürlichen Ausdrucksmöglichkeiten an der Klaviatur out of the box im Gegensatz zu Gitarren ja einschränkt. Das Zusammenspiel aus Plektrum, Fingern, Handballen und Saite hat eben sehr direkten und nuancierten Einfluss auf den jeweils produzierten Ton, wie auch Spielarten wie Sliding, Bending, Tapping, Hammering oder Shredding neben dem konkreten Tonumfang einen weiten Umfang verschiedener Sounds erschließen können. Zumindest auf der E-Gitarre. Auf akkustischen ansatzweise.
    Für die Tasten braucht's da, sofern man nicht mit Eierlöffeln in den Flügel klettern oder am offenen Piano operieren möchte *g*, Controller, wie sie erst im Zusammenhang mit Synthezisern zum Zuge kommen konnten. Ganz zu schweigen vom Rumgestöpsel an Orgelungetümen...


    Das heißt jetzt nicht, dass ich was gegen Keyboards hätte. Den Ausdruck, der aus Gitarren herausgeholt werden kann, scheint mir irgendwie direkter. Tastaturmusik eher technisch, synthetisch quasi... Könnte vielleich deutlich werden, was ich meine, wenn man sich mal ansieht wie ein John Lord seine Hammond bearbeitet, als würde er irgendwie eine so geartete Lücke schließen wollen. Und im Gegensatz zum typischen Konzertflügelgehabe wirkt das auf mich sogar authentisch.


    Ritenour kenn ich zwar schon seit Ewigkeiten, hör mir das allerdings erst in letzter Zeit verstärkt an. Auch cool: Jan Akkermann.

  • Novon, ich verstehe schon, was Du mit den Möglichkeiten der "direkten" Tonbeeinflussung bei der Gitarre meinst. Was das Legato, die Tragfähigkeit des Tons und expressive Ausdrucksmöglichkeiten (wie Vibrato) angeht, sind eigentlich alle Melodieinstrumente den Tasteninstrumenten überlegen. Aber Du solltest die Möglichkeiten des Klaviers nicht unterschätzen. Jeder (gute) Pianist hat seinen eigenen, ganz persönlichen "Ton", was man besonders gut hört, wenn verschiedene Pianisten nacheinander auf demselben Instrument spielen. Ich habe das schon öfter erlebt und auch von anderen Zuhörern bestätigt bekommen; manchmal gehen die Unterschiede so weit, dass man meint, es sei gar nicht derselbe Flügel. Ich könnte nur ansatzweise erklären, womit das näher zusammenhängt, und auch absolute Klavier-Cracks (Klavierbauer, Tonmeister usw.), die sich mit der Klaviermechanik, der Stimmung, der Akustik genau auskennen, haben letztlich keine schlüssige Erklärung dafür. - Jedenfalls reagieren gute Klavier sehr subtil. Der Pianist Maurizio Pollini behauptet von sich, über hundert Lautstärkegrade kontrolliert erzeugen zu können. Es gibt die Möglichkeit, bei einem Akkord die einzelnen Töne verschieden laut zu spielen. Man kann durch die Nachgiebigkeit von Hand und Arm die Härte, Weichheit, Farbigkeit, Obertonreichtum des Tons sehr stark beeinflussen. Hinzu kommt der Pedaleinsatz... - Aber es ist klar, dass man, um diese Feinheiten voll mitzukriegen, im selben Raum sein muss. Die Reproduktion über Mikros stößt da an Grenzen.


    Aber beispielsweise diese Aufnahme fängt trotzdem eine Menge ein:


    http://www.youtube.com/watch?v=hs10Y_yMHW4


    Achte mal darauf, wie Vogt teilweise jeden einzelnen Melodieton modelliert, wie er Härte, Brillianz, Weichheit erzeugt und abmischt - je nach musikalischer Situation... Ich finde, das Instrument lässt an Ausdrucksstärke eigentlich keine Wünsche offen...

  • Novon, ich verstehe schon, was Du mit den Möglichkeiten der "direkten" Tonbeeinflussung bei der Gitarre meinst. Was das Legato, die Tragfähigkeit des Tons und expressive Ausdrucksmöglichkeiten (wie Vibrato) angeht, sind eigentlich alle Melodieinstrumente den Tasteninstrumenten überlegen. Aber Du solltest die Möglichkeiten des Klaviers nicht unterschätzen. Jeder (gute) Pianist hat seinen eigenen, ganz persönlichen "Ton", was man besonders gut hört, wenn verschiedene Pianisten nacheinander auf demselben Instrument spielen. Ich habe das schon öfter erlebt und auch von anderen Zuhörern bestätigt bekommen; manchmal gehen die Unterschiede so weit, dass man meint, es sei gar nicht derselbe Flügel. Ich könnte nur ansatzweise erklären, womit das näher zusammenhängt, und auch absolute Klavier-Cracks (Klavierbauer, Tonmeister usw.), die sich mit der Klaviermechanik, der Stimmung, der Akustik genau auskennen, haben letztlich keine schlüssige Erklärung dafür. - Jedenfalls reagieren gute Klavier sehr subtil. Der Pianist Maurizio Pollini behauptet von sich, über hundert Lautstärkegrade kontrolliert erzeugen zu können. Es gibt die Möglichkeit, bei einem Akkord die einzelnen Töne verschieden laut zu spielen. Man kann durch die Nachgiebigkeit von Hand und Arm die Härte, Weichheit, Farbigkeit, Obertonreichtum des Tons sehr stark beeinflussen. Hinzu kommt der Pedaleinsatz... - Aber es ist klar, dass man, um diese Feinheiten voll mitzukriegen, im selben Raum sein muss. Die Reproduktion über Mikros stößt da an Grenzen.


    Aber beispielsweise diese Aufnahme fängt trotzdem eine Menge ein:


    http://www.youtube.com/watch?v=hs10Y_yMHW4


    Achte mal darauf, wie Vogt teilweise jeden einzelnen Melodieton modelliert, wie er Härte, Brillianz, Weichheit erzeugt und abmischt - je nach musikalischer Situation... Ich finde, das Instrument lässt an Ausdrucksstärke eigentlich keine Wünsche offen...

  • Ich verstehe auch, was du meinst, denke ich. Ich will hier auch nicht in eine Position kontra Pianisten.
    Oben stand was von Effekten und möglichst viele Töne in kürzester Zeit produzieren. Die direkte Einflussnahme auf den Sound durch die individuelle(n) Spielweise(n) wird wohl durch keinen Effekt zu ersetzen sein. Weiß auch nicht mehr so recht...
    Irgendwie seh ich auch hier eine Bruchlinie zwischen Sollen und Wollen. Vogt erscheint mir irgendwie als Pflichterfüller. Mr. I-ReReveal-The-Electric-Guitar vermittelt mir da ganz was anderes, viel authentischeres - ganz ohne Effekte und tonaler Megalomanie -. Hendrix Fan bin ich allerdings auch nicht gerade. He's just welcome, sozusagen.

  • Ich verstehe auch, was du meinst, denke ich. Ich will hier auch nicht in eine Position kontra Pianisten.
    Oben stand was von Effekten und möglichst viele Töne in kürzester Zeit produzieren. Die direkte Einflussnahme auf den Sound durch die individuelle(n) Spielweise(n) wird wohl durch keinen Effekt zu ersetzen sein. Weiß auch nicht mehr so recht...
    Irgendwie seh ich auch hier eine Bruchlinie zwischen Sollen und Wollen. Vogt erscheint mir irgendwie als Pflichterfüller. Mr. I-ReReveal-The-Electric-Guitar vermittelt mir da ganz was anderes, viel authentischeres - ganz ohne Effekte und tonaler Megalomanie -. Hendrix Fan bin ich allerdings auch nicht gerade. He's just welcome, sozusagen.

  • In Punkto vielsaitigkeit wird wohl so schnell keine Gitarre an Konzertflügel & Co. herankommen. Allerdings werden die Saiten in den Geräten ja nur behämmert, was die natürlichen Ausdrucksmöglichkeiten an der Klaviatur out of the box im Gegensatz zu Gitarren ja einschränkt.


    Tja, die Saiten werden behämmert, das ist richtig. Trotzdem lässt sich die Behämmerung auf eine schwer begreifliche Weise differenzieren und kontrollieren. Was dabei rein mechanisch vor sich geht, kann ich nicht erklären, ich kann nur etwas zu den Spielbewegungen sagen, die oberhalb der Tastatur für die Differenzierung sorgen.


    Ich komme drauf, weil ich erst vor kurzem auf diesen jungen Pianisten aufmerksam geworden bin, der dabei ist, die internationalen Podien zu erobern und Preise abzuräumen: Daniil Trifonov. Und so wenig ich von ihm erst gesehen und gehört habe, kann ich das auch nachvollziehen. Der junge Mann ist ein umwerfendes Talent.


    Oben, im Beitrag 4 habe ich einen Link auf das Finale von Chopins Sonate h-moll mit Cyprien Katsaris gesetzt, als Extrembeispiel für die klanglichen Möglichkeiten des Klaviers ("Vielsaitigkeit"). Es gibt auf Youtube auch eine Aufnahme der h-moll-Sonate mit Daniil Trifonov, die mich noch mehr verblüfft. Ich kann mich gar nicht erinnern, so eine perfekte Spieltechnik überhaupt schon gesehen zu haben. Mit "Spieltechnik" meine ich vor allem die völlige Lockerheit des gesamten Bewegungs"apparats". Der Mann spielt im Fortissimo genauso entspannt wie im Pianissimo, in irrwitzig rasanten Läufen wendet er kaum mehr Kraft auf als an ganz ruhigen Stellen. Was daran liegt, dass er das Gewicht der Hände und Arme optimal einzusetzen versteht, also die Schwerkraft für sich arbeiten zu lassen. Das führt auch zu einem wunderbar runden, gesättigten, intensiven Ton, gleichgültig ob im Leisesten oder im äußersten Fortissimo; nirgends wird der Klang hart, trocken, krachig.


    Besondere Aufmerksamkeit verdient der entrückte langsame Satz (von 12:20 bis 21:25).


    https://www.youtube.com/watch?v=TUI90rbdUBU


    [media]TUI90rbdUBU[/yputube]

  • In Punkto vielsaitigkeit wird wohl so schnell keine Gitarre an Konzertflügel & Co. herankommen. Allerdings werden die Saiten in den Geräten ja nur behämmert, was die natürlichen Ausdrucksmöglichkeiten an der Klaviatur out of the box im Gegensatz zu Gitarren ja einschränkt.


    Tja, die Saiten werden behämmert, das ist richtig. Trotzdem lässt sich die Behämmerung auf eine schwer begreifliche Weise differenzieren und kontrollieren. Was dabei rein mechanisch vor sich geht, kann ich nicht erklären, ich kann nur etwas zu den Spielbewegungen sagen, die oberhalb der Tastatur für die Differenzierung sorgen.


    Ich komme drauf, weil ich erst vor kurzem auf diesen jungen Pianisten aufmerksam geworden bin, der dabei ist, die internationalen Podien zu erobern und Preise abzuräumen: Daniil Trifonov. Und so wenig ich von ihm erst gesehen und gehört habe, kann ich das auch nachvollziehen. Der junge Mann ist ein umwerfendes Talent.


    Oben, im Beitrag 4 habe ich einen Link auf das Finale von Chopins Sonate h-moll mit Cyprien Katsaris gesetzt, als Extrembeispiel für die klanglichen Möglichkeiten des Klaviers ("Vielsaitigkeit"). Es gibt auf Youtube auch eine Aufnahme der h-moll-Sonate mit Daniil Trifonov, die mich noch mehr verblüfft. Ich kann mich gar nicht erinnern, so eine perfekte Spieltechnik überhaupt schon gesehen zu haben. Mit "Spieltechnik" meine ich vor allem die völlige Lockerheit des gesamten Bewegungs"apparats". Der Mann spielt im Fortissimo genauso entspannt wie im Pianissimo, in irrwitzig rasanten Läufen wendet er kaum mehr Kraft auf als an ganz ruhigen Stellen. Was daran liegt, dass er das Gewicht der Hände und Arme optimal einzusetzen versteht, also die Schwerkraft für sich arbeiten zu lassen. Das führt auch zu einem wunderbar runden, gesättigten, intensiven Ton, gleichgültig ob im Leisesten oder im äußersten Fortissimo; nirgends wird der Klang hart, trocken, krachig.


    Besondere Aufmerksamkeit verdient der entrückte langsame Satz (von 12:20 bis 21:25).


    https://www.youtube.com/watch?v=TUI90rbdUBU


    [media]TUI90rbdUBU[/yputube]

  • @Hermeneuticus
    Zufällig habe ich letztens eine Doku gesehen, die die Produktion von Konzertflügeln zum Thema hatte, mit welchem immensen Aufwand über Monate hinwegs kleinste Details der Konstruktion jedes einzelnen Instruments penibel aufeinander abgestimmt werden, bevor sie in den Verkauf gelangten. Gegen Ende wurde gezeigt, wie ein Konzertpianist einen Flügel erwirbt. Er ging durch die Ausstellung, und spielte den einen oder anderen Flügel an. Bei vielen vielleicht mal einen kurzen Lauf um gleich wieder aufzustehen, bei anderen etwas längeres Spiel und bei denen, bei denen wohl potentielles Kaufinteresse bestand wurden schließlich feinste Nuancen geprüft und mit dem Verkäufer auch noch die Möglichkeiten einer Nachbesserung erörtert - der abschließende Kommentar sprach schließlich davon, dass auf diese Weise angestrebt wird, eine möglichst perfekte Symbiose zwischen dem Musiker, seiner je eigenen Spielweise und einem möglichst perfekt darauf zugeschnittenen Instrument zu erreichen.
    Das erkennt man imo auch bei Trifonov, diese Harmonie zwischen Musiker und Instrument. Schon beeindruckend, was er da abliefert.
    Das "nur behämmert" nehm ich also zurück. ^^


    Interessant finde ich, wie sich bereits seine Anfänge gestaltet haben:
    https://www.youtube.com/watch?v=imGD8UsZxu8
    Da war er wohl so zwischn 8 und 10 Jahre alt, vermute ich.

  • @Hermeneuticus
    Zufällig habe ich letztens eine Doku gesehen, die die Produktion von Konzertflügeln zum Thema hatte, mit welchem immensen Aufwand über Monate hinwegs kleinste Details der Konstruktion jedes einzelnen Instruments penibel aufeinander abgestimmt werden, bevor sie in den Verkauf gelangten. Gegen Ende wurde gezeigt, wie ein Konzertpianist einen Flügel erwirbt. Er ging durch die Ausstellung, und spielte den einen oder anderen Flügel an. Bei vielen vielleicht mal einen kurzen Lauf um gleich wieder aufzustehen, bei anderen etwas längeres Spiel und bei denen, bei denen wohl potentielles Kaufinteresse bestand wurden schließlich feinste Nuancen geprüft und mit dem Verkäufer auch noch die Möglichkeiten einer Nachbesserung erörtert - der abschließende Kommentar sprach schließlich davon, dass auf diese Weise angestrebt wird, eine möglichst perfekte Symbiose zwischen dem Musiker, seiner je eigenen Spielweise und einem möglichst perfekt darauf zugeschnittenen Instrument zu erreichen.
    Das erkennt man imo auch bei Trifonov, diese Harmonie zwischen Musiker und Instrument. Schon beeindruckend, was er da abliefert.
    Das "nur behämmert" nehm ich also zurück. ^^


    Interessant finde ich, wie sich bereits seine Anfänge gestaltet haben:
    https://www.youtube.com/watch?v=imGD8UsZxu8
    Da war er wohl so zwischn 8 und 10 Jahre alt, vermute ich.

  • Gitarre lässt sich (imo) wesentlich vielseitiger spielen, als Klaviaturen. Geht auch rhytmisch,


    … ( edit ) …

    … „über“ ( "geste"rn" ) sei „actio“n‘em‘ :

    … denn machine‘n „do“n !

    … „avanti“ !

    … denn seit hundert jahren „sei‘rock“ :

    … „move“ !

    … „aber“ vorher sei „idea“ :

    … „think“ !

    … ( „o.t.“ : … einfach cool … wie er „solo“music‘macht‘ … ) …







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    :S

    reguläre Phrasen

    2 Mal editiert, zuletzt von symbolist ()

  • Immer wieder cool, diesmal in der weiblichen Variante:

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