Auf den Spuren Kants

  • Wer sich mit Kant und dessen Vorstellungen beschäftigt oder beschäftigen möchte, seien einige Autoren empfohlen.


    Peter Rohs, Rezension von Malte Hossenfelder, Kants Konstitutionstheorie und die Transzendentale Deduktion, Verlag De Gruyter, 1978;
    Zeitschrift für philosophische Forschung, Band 32, 1978, S. 628-632 (hier S. 628:(

    Zitat

    An Widerlegungen von Kants theoretischer Philosophie war schon bislang kein Mangel. Von [Johann Georg Heinrich] Feder [Ueber Raum und Causalität zur Prüfung der Kantischen Philosophie, 1787] und G[ottlob]. E[rnst]. Schulze [Kritik der theoretischen Philosophie, 1801] bis zu M[agdalena]. Aebi [Beiträge zur Kritik der transzendentalen Logik Kants, 1945] und [Ernst] Topitsch [Die Voraussetzungen der Transzendentalphilosophie, 1975/1992] haben kluge Köpfe immer wieder die vielen Trugschlüsse, Quaterniones terminorum, vitiösen Zirkel, Prämissenerschleichungen ans Licht gebracht, denen Kant aufgesessen war, so daß inzwischen sich jedermann, sollte man meinen, mit leichter Mühe informieren könnte, was an dieser Theorie alles falsch und unbegründet ist. Doch seltsam genug – die Sache nahm stets den Gang, daß die Widerlegungen mehr oder weniger spurlos verschwanden, während die widerlegte Theorie unvermindert das Denken beschäftigt. Vielleicht war da eine neue, alles erfassende und nichts auslassende Kant-Widerlegung doch nicht ganz überflüssig.
    Das Buch von H[ossenfelder]. versucht, diese Lücke zu füllen. Es ist damit befaßt, Kants Lehren durchgängig als unhaltbar, seine Argumentationen als lückenhaft oder zirkulär, seine Ziele als nicht erreichbar darzutun [...].

  • Wer sich mit Kant und dessen Vorstellungen beschäftigt oder beschäftigen möchte, seien einige Autoren empfohlen.


    Peter Rohs, Rezension von Malte Hossenfelder, Kants Konstitutionstheorie und die Transzendentale Deduktion, Verlag De Gruyter, 1978;
    Zeitschrift für philosophische Forschung, Band 32, 1978, S. 628-632 (hier S. 628:(

    Zitat

    An Widerlegungen von Kants theoretischer Philosophie war schon bislang kein Mangel. Von [Johann Georg Heinrich] Feder [Ueber Raum und Causalität zur Prüfung der Kantischen Philosophie, 1787] und G[ottlob]. E[rnst]. Schulze [Kritik der theoretischen Philosophie, 1801] bis zu M[agdalena]. Aebi [Beiträge zur Kritik der transzendentalen Logik Kants, 1945] und [Ernst] Topitsch [Die Voraussetzungen der Transzendentalphilosophie, 1975/1992] haben kluge Köpfe immer wieder die vielen Trugschlüsse, Quaterniones terminorum, vitiösen Zirkel, Prämissenerschleichungen ans Licht gebracht, denen Kant aufgesessen war, so daß inzwischen sich jedermann, sollte man meinen, mit leichter Mühe informieren könnte, was an dieser Theorie alles falsch und unbegründet ist. Doch seltsam genug – die Sache nahm stets den Gang, daß die Widerlegungen mehr oder weniger spurlos verschwanden, während die widerlegte Theorie unvermindert das Denken beschäftigt. Vielleicht war da eine neue, alles erfassende und nichts auslassende Kant-Widerlegung doch nicht ganz überflüssig.
    Das Buch von H[ossenfelder]. versucht, diese Lücke zu füllen. Es ist damit befaßt, Kants Lehren durchgängig als unhaltbar, seine Argumentationen als lückenhaft oder zirkulär, seine Ziele als nicht erreichbar darzutun [...].

  • Fliege, sind sie denn in der Lage uns Kant näherzubringen, so dass wir ihn kritisieren könnten?

  • Fliege, sind sie denn in der Lage uns Kant näherzubringen, so dass wir ihn kritisieren könnten?

  • Zitat von Malte Hossenfelder, Kants Konstitutionstheorie und die Transzendentale Deduktion, S. 13

    Jeder Kantforscher steht heute vor der Notwendigkeit, die Literatur zu Kant mit einer gewissen Willkür zu behandeln. Ihr Umfang ist so angewachsen, daß eine angemessene Berücksichtigung ausgeschlossen ist.

  • Zitat von Malte Hossenfelder, Kants Konstitutionstheorie und die Transzendentale Deduktion, S. 13

    Jeder Kantforscher steht heute vor der Notwendigkeit, die Literatur zu Kant mit einer gewissen Willkür zu behandeln. Ihr Umfang ist so angewachsen, daß eine angemessene Berücksichtigung ausgeschlossen ist.

  • Schon der erste programmatische Satz in §1 "Gegenstand und Methode" der Einleitung zu o.a. Buch zeigt wie wenig Hossenfelder die Grundintention der KrV hinsichtlich der Naturwissenschaft (denn die Naturwissenschaft ist nicht das einzige Thema der KrV) begriffen hat:
    "Kant war der Meinung, daß sich die Wahrheit bestimmter Gesetzesaussagen über die Erfahrungswelt a priori beweisen lasse und daß er den Beweis in der ,Kritik der reinen Vernunft' vorgeführt habe. Die überwiegende Mehrheit der heutigen WissenschaftStheoretiker ist dagegen der Ansicht, daß ein solcher Beweis nicht möglich und daß Kants Argumentation fehlerhaft sei."
    Kant wollte ganz und gar nicht "die Wahrheit bestimmter Gesetzesaussagen über die Erfahrungswelt a priori beweisen", denn die KrV ist ihrerseits ein Produkt der reinen (diskursiv philosophierenden) Vernunft und wie Kant andernorts sagte, kann reine Vernunft von sich aus überhaupt nichts über die Natur ausmachen, schon gar nicht "bestimmte Gesetzesaussagen über die Erfahrungswelt" - dazu bedarf es nach Kant allemal der Erfahrung. Wohl aber kann und muss reine Vernunft den apriorischen Auslegungshorizont für die Natur schaffen, damit wissenschaftliche Erfahrung, die (hypothetische!) Formulierung objektiver und streng allgemeingültiger Naturgesetze möglich wird.
    Es ging Kant in der KrV also nicht um die apriorische Formulierung von "Gesetzaussagen über die Erfahrungswelt" sondern um eine adäquate Erfassung der methodischen Verfahrensweise der neuzeitlichen Naturwissenschaft, der bis zu Kants KrV noch keine auch nur annähernd zutreffende Darstellung zuteil wurde.


    Für die Hossenfeldersche Missdeutung der Grundintention Kants (bezüglich der Naturwissenschaft) dann auch noch unter dem Titel "Auf den Spuren Kants" zu Reklame zu machen, zeigt nur wie sehr Fliege selbst ein ganz schlechter Spurenleser ist.

    Es scheint, dass die menschliche Vernunft die Formen erst selbstständig konstruieren muss, ehe wir sie in den Dingen nachweisen können. (Albert Einstein: Mein Weltbild)
    Es gibt keinen abbild- und theorieunabhängigen Realitätsbegriff. Stattdessen werden wir uns eine Auffassung zu eigen machen, die wir modellabhängigen Realismus nennen wollen. (Hawking/Mlodinow)

  • Schon der erste programmatische Satz in §1 "Gegenstand und Methode" der Einleitung zu o.a. Buch zeigt wie wenig Hossenfelder die Grundintention der KrV hinsichtlich der Naturwissenschaft (denn die Naturwissenschaft ist nicht das einzige Thema der KrV) begriffen hat:
    "Kant war der Meinung, daß sich die Wahrheit bestimmter Gesetzesaussagen über die Erfahrungswelt a priori beweisen lasse und daß er den Beweis in der ,Kritik der reinen Vernunft' vorgeführt habe. Die überwiegende Mehrheit der heutigen WissenschaftStheoretiker ist dagegen der Ansicht, daß ein solcher Beweis nicht möglich und daß Kants Argumentation fehlerhaft sei."
    Kant wollte ganz und gar nicht "die Wahrheit bestimmter Gesetzesaussagen über die Erfahrungswelt a priori beweisen", denn die KrV ist ihrerseits ein Produkt der reinen (diskursiv philosophierenden) Vernunft und wie Kant andernorts sagte, kann reine Vernunft von sich aus überhaupt nichts über die Natur ausmachen, schon gar nicht "bestimmte Gesetzesaussagen über die Erfahrungswelt" - dazu bedarf es nach Kant allemal der Erfahrung. Wohl aber kann und muss reine Vernunft den apriorischen Auslegungshorizont für die Natur schaffen, damit wissenschaftliche Erfahrung, die (hypothetische!) Formulierung objektiver und streng allgemeingültiger Naturgesetze möglich wird.
    Es ging Kant in der KrV also nicht um die apriorische Formulierung von "Gesetzaussagen über die Erfahrungswelt" sondern um eine adäquate Erfassung der methodischen Verfahrensweise der neuzeitlichen Naturwissenschaft, der bis zu Kants KrV noch keine auch nur annähernd zutreffende Darstellung zuteil wurde.


    Für die Hossenfeldersche Missdeutung der Grundintention Kants (bezüglich der Naturwissenschaft) dann auch noch unter dem Titel "Auf den Spuren Kants" zu Reklame zu machen, zeigt nur wie sehr Fliege selbst ein ganz schlechter Spurenleser ist.

    Es scheint, dass die menschliche Vernunft die Formen erst selbstständig konstruieren muss, ehe wir sie in den Dingen nachweisen können. (Albert Einstein: Mein Weltbild)
    Es gibt keinen abbild- und theorieunabhängigen Realitätsbegriff. Stattdessen werden wir uns eine Auffassung zu eigen machen, die wir modellabhängigen Realismus nennen wollen. (Hawking/Mlodinow)

  • Um thematisch wieder etwas auf „Spur“ zu kommen: Kant nahm die neuen Gedanken seiner eigenen Zeit in voller Breite auf und gestaltete sie zum System um. Das Eigenartige ist, dass Kant die Grundtendenzen der alten Metaphysik nicht über Bord warf, sondern begann diese neu zu begründen und zu verstehen. Über Kant kann ich nur eines sagen: Kant hat eine der größten Leistungen vollbracht, die die Geschichte der Philosophie kennt. Sein Denken stellt einen Wendepunkt in der Geschichte des philosophischen Geistes dar. Seine Werke waren und sind heute noch von großem, unschätzbarem Wert.

  • Um thematisch wieder etwas auf „Spur“ zu kommen: Kant nahm die neuen Gedanken seiner eigenen Zeit in voller Breite auf und gestaltete sie zum System um. Das Eigenartige ist, dass Kant die Grundtendenzen der alten Metaphysik nicht über Bord warf, sondern begann diese neu zu begründen und zu verstehen. Über Kant kann ich nur eines sagen: Kant hat eine der größten Leistungen vollbracht, die die Geschichte der Philosophie kennt. Sein Denken stellt einen Wendepunkt in der Geschichte des philosophischen Geistes dar. Seine Werke waren und sind heute noch von großem, unschätzbarem Wert.

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