Florilegium poeticum

  • „Wir leben in einer Kultur, die in großem Maße von Bildeindrücken bestimmt wird: nie zuvor war der Mensch mit einer solchen Fülle von Bildern konfrontiert, … Dem steht noch immer eine große Unsicherheit der Historiker - und anderer Wissenschaftler - beim Umgang mit Bildern gegenüber. Bilder werden entweder ignoriert oder bestenfalls in historischen Abhandlungen eingestreut, häufig nur als Illustration, nicht aber als historische Quelle genutzt“ (Heike Talkenberger; 1997 : 11).


    Letzterem hier zur Abhilfe: Claude Monets Kunstwerk „Das Becken von Argenteuilbleibt eine Hommage an diesen Pariser Vorort, wohin sich für ganze sechs Jahre Monet zunächst nach Beendigung seines England-Exils, infolge des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71, zurückgezogen hatte. Dieses Bild entstammt derart einem ganzen Zyklus von Monet-Bildern von dort lokalen Brücken, welche damals zuvor sämtlich von der französischen Armee präventiv zerstört worden waren. Monet huldigt mit seinen Bildern dem Wiederaufbau derselben und der Gewinnung eines neuen Friedens.





  • Merci pour votre réponse. :)

    Ja, mit den Wolken sprichst Du einen guten Punkt an. Viele Interpretationen richten sich maßgeblich nach diesen letzten Gedichtzeilen.

    Baudelaire wollte zu seiner Zeit den vorgeschriebenen gesellschaftichen Konventionen und Normen trotzen und kehrt daher aktiv ab von familiärer Zugehörigkeit und Massenzugehörigkeit. Er wollte seine Individualität und Einzigartigkeit frönen, dafür benötigt man keine Familie. Schliesslich wird man ja auch aus dem Nichts in die Welt geworfen. ;)

    Baudelaire war zeitlebens mit Schwermut und Weltenschmerz geplagt, er wollte stets für Tote schreiben und verabscheite das Leben und das, was der normale Bürger an sinnichen Freuden genoss.

    Mit diesem Hintergrund wird es deutlich, dass Baudelaire stets nach dem Nichtgreifbaren suchte, das, was sich bewegt und doch verflüchtigt. Wolken können viele wunderschöne Formationen erzeugen oder auch bedrohlich wirken. Es liegt nahe und es ist einfach, sich in die Wolken zu flüchten, da dort ein Zustand vorherrscht, der niemals konsistent sein wird und in jedem Moment des Entstehens vergeht.

    Die Liebe zu den Wolken liegt für mich nun aber darin, dass er sich im Leben und in der Gesellschaft eine notwendige politische Veränderung herbeisehnte, die ihm verwehrt blieb, woraus sein Weltschmerz resultierte. Die ununterbrochene Veränderung am Horizont kann ein Gefühl von Hoffnung vermitteln, wenn diese gänzlich im weltlichen Leben versiegt.

    Ein wolkenfreier Himmel/Horizont ist auch sehr angenehm, man sagt das ja nicht um sonst, wenn man sorgenfrei ist. Viele Wolken auf Baudelaires Gedankenhorizont können für seine stets betrübte Sorgenwelt verweisen. Daher will er in die weite Freiheit fliehen und blickt nach oben, wo die Veränderung passiert....indem kleine Maserungen ganze Wolkendecken aufbrechen und diese Schritt für Schritt auflösen.


    Habe dazu ein Bild von Rene Magritte, hier "der falsche Spiegel":

    Rene_magritte-false_mirror.jpg




    "Art should comfort the disturbed and disturb the comfortable." (Banksy)

    "Philosophie ist das Allerernsteste, aber so ernst wieder auch nicht." (Adorno)

    "Das Reale wird durch Zeichen des Realen ersetzt." (Baudrillard)

  • Habe dazu ein Bild von Rene Magritte, hier "der falsche Spiegel":

    Zum "rätselhaften Menschen" ein rätselhaftes Bild. :)


    Der Betrachter schaut durch das Auge hindurch auf die Wolken und den Himmel, aber er selbst wird wiederum vom Auge betrachtet. Beobachter und Beobachtetes oszillieren, tauschen sich aus. - Die Wolken als Sujet der Malerei, als Gegenstand mit Eigensinn tauchen erst in der Moderne auf, in der Malerei der Renaissance sind sie eigentlich nicht mehr als eine Sitzgelegenheit für Götter. Mit der modernen Malerei wird ihr Eigensinn als staatenloses Ensemble schwebender Formationen entdeckt, Nomaden der Lüfte.


    Beeindruckend:



    "Könntest du doch jetzt unter meinem Luftschiff mithängen, Bruder Graul - dieser Name ist viel besser als dein letzter, Leibgeber -: du machtest gewiß die Sänftentüren meiner Luft-Hütte weit auf und hieltest die Arme ins kalte Ätherbad hinaus und das Auge in düsteres Blau - Himmel! Du müßtest jetzt aufstampfen vor Lust darüber, wie das Luftschiff dahinsauset und zehn Winde hinterdrein und wie die Wolken an beiden Seiten als Marsch-Säulen und Nebel-Türme langsam wandeln und wie drunten hundert Berge, in eine Riesenschlange zusammenwachsen, mit dem Gifte ihrer Lavaströme und Lawinen zornig zwischen den Ameisen-Kongressen der Menschen liegen - und wie man oben in der stillen heiligen Region nichts merkt, was drunten quäkt und schwillt."


    (aus Jean Paul; Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch; S. 8)


    WOW! :)

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