Quantenlogik

  • oder genauso gut:
    0 ⇔ ¬1
    1 ⇔ ¬0

    Wann immer und wo immer beim MZI gemessen wird, ist das Ergebnis entweder links oder rechts. Eine einfache Alternative.

    eher: geradeaus oder links, geradeaus oder rechts


    es gibt nun gar keinen mir ersichtlichen Grund warum ich den einen Ausgang mit 0 und den anderen mit 1 belegen müßte.


    Betrachten wir das MZI von Deutsch: Es hat 2 Eingänge (Input) und 2 Ausgänge (Output).
    Beginnen wir mit den Eingängen.IMHO ist es völlig beliebig welchen der beiden ich mit 0 benenne. Den anderen muß ich dann mit 1 benennen.
    Die spannendere Frage kommt jetzt: Bin ich durch die Benennung der Inputs auf eine Benennung der Outputs festgelegt?
    In gewisser, pragmatischer Weise ja. Wenn ich will, dass meine Maschine ein NON realisiert, muß ich eine bestimmte Anordnung wählen. Wenn ich will, dass sie die Identität (0->0; 1->1) realisiert, muß ich die vertauschte wählen. Es ist allein meine Wahl.

    der Wanderer, meine Tage sind gezählt

  • oder genauso gut:
    0 ⇔ ¬1
    1 ⇔ ¬0

    Wann immer und wo immer beim MZI gemessen wird, ist das Ergebnis entweder links oder rechts. Eine einfache Alternative.

    eher: geradeaus oder links, geradeaus oder rechts


    es gibt nun gar keinen mir ersichtlichen Grund warum ich den einen Ausgang mit 0 und den anderen mit 1 belegen müßte.


    Betrachten wir das MZI von Deutsch: Es hat 2 Eingänge (Input) und 2 Ausgänge (Output).
    Beginnen wir mit den Eingängen.IMHO ist es völlig beliebig welchen der beiden ich mit 0 benenne. Den anderen muß ich dann mit 1 benennen.
    Die spannendere Frage kommt jetzt: Bin ich durch die Benennung der Inputs auf eine Benennung der Outputs festgelegt?
    In gewisser, pragmatischer Weise ja. Wenn ich will, dass meine Maschine ein NON realisiert, muß ich eine bestimmte Anordnung wählen. Wenn ich will, dass sie die Identität (0->0; 1->1) realisiert, muß ich die vertauschte wählen. Es ist allein meine Wahl.

    der Wanderer, meine Tage sind gezählt

  • @Greta


    Beim Mach-Zehnder-Interferometer (MZI) stellt sich folgende Frage, die mit herkömmlicher Aussagen-/Prädikatenlogik nicht beantwortet werden kann.


    Man schickt ein Photon durch einen halbdurchlässigen Spiegel. Das Photon kann dann - nach gewohnter Logik - entweder passieren oder reflektiert werden. Führt man eine Messung durch, erhält man auch tatsächlich immer ein eindeutiges Messergebnis: das Photon hat entweder den Halbspiegel passiert oder es wurde reflektiert. Allerdings ist das Messergebnis vollkommen zufällig. Den beiden alternativen Richtungen kann man die Werte w und f oder 1 und 0 oder links und rechts zuordnen. Man erhält also rein zufällig immer w oder f (1 oder 0).


    Hier wird also nicht dem Satz ein Wahrheitswert zugeordnet in der Weise, dass er den Wert w erhält, wenn er mit dem behaupteten Sachverhalt übereinstimmt, und den Wert f, wenn keine Übereinstimmung gegeben ist. Vielmehr werden die beiden alternativen Zustände direkt als logische Werte interpretiert: links = w; rechts = f.


    Nun kann man zwei MZI so hintereinander schalten, dass - bei bekanntem Eingabewert w - eine Messung nach dem zweiten Bauteil immer den Wert f ergibt (und umgekehrt) - während doch das Messergebnis nach dem ersten Bauteil vollkommen zufällig war. Mit klassischer Logik ist ein derartiges Verhalten überhaupt nicht erklärbar


    Um dieses seltsame Verhalten qualitativ-logisch zu rekonstruieren, hat D. Deutsch den √-Junktor eingeführt, der so definiert ist, dass gilt: √√p ⇔ ¬p. Wie bisher gilt: ¬¬p ⇔ p. (Also gilt eben auch: √√√√p ⇔ p).

    Einmal editiert, zuletzt von Koan ()

  • @Greta


    Beim Mach-Zehnder-Interferometer (MZI) stellt sich folgende Frage, die mit herkömmlicher Aussagen-/Prädikatenlogik nicht beantwortet werden kann.


    Man schickt ein Photon durch einen halbdurchlässigen Spiegel. Das Photon kann dann - nach gewohnter Logik - entweder passieren oder reflektiert werden. Führt man eine Messung durch, erhält man auch tatsächlich immer ein eindeutiges Messergebnis: das Photon hat entweder den Halbspiegel passiert oder es wurde reflektiert. Allerdings ist das Messergebnis vollkommen zufällig. Den beiden alternativen Richtungen kann man die Werte w und f oder 1 und 0 oder links und rechts zuordnen. Man erhält also rein zufällig immer w oder f (1 oder 0).


    Hier wird also nicht dem Satz ein Wahrheitswert zugeordnet in der Weise, dass er den Wert w erhält, wenn er mit dem behaupteten Sachverhalt übereinstimmt, und den Wert f, wenn keine Übereinstimmung gegeben ist. Vielmehr werden die beiden alternativen Zustände direkt als logische Werte interpretiert: links = w; rechts = f.


    Nun kann man zwei MZI so hintereinander schalten, dass - bei bekanntem Eingabewert w - eine Messung nach dem zweiten Bauteil immer den Wert f ergibt (und umgekehrt) - während doch das Messergebnis nach dem ersten Bauteil vollkommen zufällig war. Mit klassischer Logik ist ein derartiges Verhalten überhaupt nicht erklärbar


    Um dieses seltsame Verhalten qualitativ-logisch zu rekonstruieren, hat D. Deutsch den √-Junktor eingeführt, der so definiert ist, dass gilt: √√p ⇔ ¬p. Wie bisher gilt: ¬¬p ⇔ p. (Also gilt eben auch: √√√√p ⇔ p).

    Einmal editiert, zuletzt von Koan ()

  • Meines Erachtens gilt:

    Nun kann man zwei MZI so hintereinander schalten,

    es werden 2 halbdurchlässige Spiegel gekoppelt, derart, daß sie 1 Mach-Zehnder-Interferometer bilden. Dann gilt: "dass - bei bekanntem Eingabewert w (in das EINE MZI) - eine Messung nach dem zweiten Bauteil(dem zweiten halbdurchlässigen Spiegel) immer den Wert f ergibt (und umgekehrt)"

    Nun kann man zwei MZI so hintereinander schalten, dass ....


    ein halbdurchlässiger Spiegel <=> √
    2 halbdurchlässige Spiegel = 1 MZI <=> √√ <=> ¬


    4 halbdurchlässige Spiegel = 2 MZI <=> √√√√ <=> ¬¬



    hab ich was komplett falsch verstanden?

    der Wanderer, meine Tage sind gezählt

  • Meines Erachtens gilt:

    Nun kann man zwei MZI so hintereinander schalten,

    es werden 2 halbdurchlässige Spiegel gekoppelt, derart, daß sie 1 Mach-Zehnder-Interferometer bilden. Dann gilt: "dass - bei bekanntem Eingabewert w (in das EINE MZI) - eine Messung nach dem zweiten Bauteil(dem zweiten halbdurchlässigen Spiegel) immer den Wert f ergibt (und umgekehrt)"

    Nun kann man zwei MZI so hintereinander schalten, dass ....


    ein halbdurchlässiger Spiegel <=> √
    2 halbdurchlässige Spiegel = 1 MZI <=> √√ <=> ¬


    4 halbdurchlässige Spiegel = 2 MZI <=> √√√√ <=> ¬¬



    hab ich was komplett falsch verstanden?

    der Wanderer, meine Tage sind gezählt

  • ein halbdurchlässiger Spiegel <=> √
    2 halbdurchlässige Spiegel = 1 MZI <=> √√ <=> ¬


    4 halbdurchlässige Spiegel = 2 MZI <=> √√√√ <=> ¬¬

    Ja ok, hast recht. So sollte es heißen.


    Danke für den Hinweis.

  • ein halbdurchlässiger Spiegel <=> √
    2 halbdurchlässige Spiegel = 1 MZI <=> √√ <=> ¬


    4 halbdurchlässige Spiegel = 2 MZI <=> √√√√ <=> ¬¬

    Ja ok, hast recht. So sollte es heißen.


    Danke für den Hinweis.

  • Kurze Rekapitulation:


    In seinem Artikel Machines, Logic and Quantum Physics hat David Deutsch eine interessante Interpretation des Mach-Zehnder-Interferometers (MZI) gegeben. Diesem Ansatz zufolge kann man die Wirkungsweise eines halb durchlässigen Spiegels als neuartigen aussagenlogischen (al) Junktor interpretieren. Diesen Junktor bezeichnet Deutsch als 'Wurzel(nicht)'. Ich schreibe dafür kurz √.
    Der Junktor funktioniert so, dass seine zweimalige Anwendung auf einen Satz p einer Verneinung entspricht: √√p ⇔ ¬p.


    Die Einführung des Wurzel-Nicht-Junktors √ wirft die Frage nach der Gültigkeit des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten (SaD) auf, denn offenbar ist √p verschieden von p und ¬p. Wenn wir ¬p wie bisher als Verneinung* von p lesen, ist mit √p ein logisches Drittes gegeben.


    ------------------------------------------------------------------------------------------


    Weiter geht's im Text.


    Neben dem relativ jungen Aufsatz von Deutsch gibt es eine Überlegung zur Quantenlogik von Birkhoff und v. Neumann aus dem Jahr 1936. Der Kern dieser Quantenlogik besteht in der Feststellung, dass das Distributivgesetz in der Quantenwelt nicht uneingeschränkt gilt. Ein Spezialfall dieses Gesetzes ist:


    (1)--------- p∧(q∨¬q) ⇔ (p∧q)∨(p∧¬q).


    Dieses Gesetz ist immer dann nicht gültig, wenn p und q inkommensurable Eigenschaften (bzw. inkommensurable Sachverhalte) sind wie z.B. Ort und Impuls eines 'Teilchens' oder eben auch die Bewegung eines 'Teilchens' entlang eines Astes im MZI.**


    Dies stimmt nun sehr gut mit Deutschs √-Operator zusammen, was eine einfache Rechnung zeigt. Da q und ¬q (orthokomplementäre) Gegensätze sind, hat die Adjunktion q∨¬q den Wert 1, sodass sich für die linke Hälfte der obigen Äquivalenz ergibt:


    p∧(q∨¬q) ⇔ p∧1 ⇔ p

    Da p und q vereinbarungsgemäß inkommensurabel sind, ergibt sich für die Konjunktionen p∧q und p∧¬q jeweils der Wert 0, sodass die rechte Seite der Äquivalenz (1) insgesamt den Wert 0 hat. Das Distributivgesetz ist verletzt. Substituieren wir √p für q, ist der direkte Zusammenhang mit Deutschs Wurzel-Nicht-Maschine offensichtlich.




    * Man spricht hier von 'Orthogonalität', um sprachlich auf die Besonderheit der Verneinung hinzuweisen.
    ** Da der Begriff 'Teilchen' insofern irreführend ist als ihm auch Welleneigenschaften zukommen können, ist es vielleicht besser, konsequent von Quanten statt von Teilchen zu sprechen.

    11 Mal editiert, zuletzt von Koan ()

  • Kurze Rekapitulation:


    In seinem Artikel Machines, Logic and Quantum Physics hat David Deutsch eine interessante Interpretation des Mach-Zehnder-Interferometers (MZI) gegeben. Diesem Ansatz zufolge kann man die Wirkungsweise eines halb durchlässigen Spiegels als neuartigen aussagenlogischen (al) Junktor interpretieren. Diesen Junktor bezeichnet Deutsch als 'Wurzel(nicht)'. Ich schreibe dafür kurz √.
    Der Junktor funktioniert so, dass seine zweimalige Anwendung auf einen Satz p einer Verneinung entspricht: √√p ⇔ ¬p.


    Die Einführung des Wurzel-Nicht-Junktors √ wirft die Frage nach der Gültigkeit des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten (SaD) auf, denn offenbar ist √p verschieden von p und ¬p. Wenn wir ¬p wie bisher als Verneinung* von p lesen, ist mit √p ein logisches Drittes gegeben.


    ------------------------------------------------------------------------------------------


    Weiter geht's im Text.


    Neben dem relativ jungen Aufsatz von Deutsch gibt es eine Überlegung zur Quantenlogik von Birkhoff und v. Neumann aus dem Jahr 1936. Der Kern dieser Quantenlogik besteht in der Feststellung, dass das Distributivgesetz in der Quantenwelt nicht uneingeschränkt gilt. Ein Spezialfall dieses Gesetzes ist:


    (1)--------- p∧(q∨¬q) ⇔ (p∧q)∨(p∧¬q).


    Dieses Gesetz ist immer dann nicht gültig, wenn p und q inkommensurable Eigenschaften (bzw. inkommensurable Sachverhalte) sind wie z.B. Ort und Impuls eines 'Teilchens' oder eben auch die Bewegung eines 'Teilchens' entlang eines Astes im MZI.**


    Dies stimmt nun sehr gut mit Deutschs √-Operator zusammen, was eine einfache Rechnung zeigt. Da q und ¬q (orthokomplementäre) Gegensätze sind, hat die Adjunktion q∨¬q den Wert 1, sodass sich für die linke Hälfte der obigen Äquivalenz ergibt:


    p∧(q∨¬q) ⇔ p∧1 ⇔ p

    Da p und q vereinbarungsgemäß inkommensurabel sind, ergibt sich für die Konjunktionen p∧q und p∧¬q jeweils der Wert 0, sodass die rechte Seite der Äquivalenz (1) insgesamt den Wert 0 hat. Das Distributivgesetz ist verletzt. Substituieren wir √p für q, ist der direkte Zusammenhang mit Deutschs Wurzel-Nicht-Maschine offensichtlich.




    * Man spricht hier von 'Orthogonalität', um sprachlich auf die Besonderheit der Verneinung hinzuweisen.
    ** Da der Begriff 'Teilchen' insofern irreführend ist als ihm auch Welleneigenschaften zukommen können, ist es vielleicht besser, konsequent von Quanten statt von Teilchen zu sprechen.

    11 Mal editiert, zuletzt von Koan ()

  • Zitat von C. F. v. Weizsäcker

    C. F. v. Weizsäcker schrieb: Es wäre denkbar, dass uns am Beispiel der heutigen Physik Strukturen des Seienden deutlich geworden wären, die mit der ontologischen Hypothese, welche der klassischen Logik zugrunde liegt, unvereinbar wären.



    - Zum Weltbild der Physik (301) -


    Die im vorigen Beitrag kurz angerissene Idee, die Logik der Quantenphänomene durch einen Verzicht auf das klassische Distributivgesetz auszudrücken, ist nur eine von mehreren denkbaren Optionen. Eine andere Möglichkeit liegt im Verzicht auf den SaD.


    Entscheidend für den Nachweis der Nichtdistributivität in


    (1)--------- p∧(q∨¬q) ⇔ (p∧q)∨(p∧¬q)


    war ja die Anwendung des SaD in der Festsetzung: q∨¬q ⇔ 1. Diese Anwendung des SaD im Verein mit dem wechselseitigen Ausschluss der gleichzeitigen Bestimmung komplementärer Eigenschaften, ausgedrückt durch die Festsetzung p∧q ⇔ 0 für komplementäre p und q, hat die Suspendierung des Distributivgesetzes erzwungen. Den Ansatz mehrwertigen einer mehrwertigen Quantenlogik, skizziert v. Weizsäcker in seiner Festschrift "Komplementarität und Logik" (1955).


    Zitat von v. Weizsäcker

    Wenn von zwei zueinander komplementären Aussagen die eine wahr oder falsch ist, so ist die andere weder wahr noch falsch. (309)


    Eine Aussage, die nicht wahr ist, kann auch unbestimmt oder unentschieden sein, wobei Unentschiedenheit eben bedeutet: "Eine elementare Aussage heißt unentschieden wenn sie weder wahr noch falsch ist" (310). Im Kern führt v. Weizsäcker damit eine neuartige Verneinung ein, die auf eine Unterscheidung von 'nicht wahr' und 'falsch' hinausläuft. Für diese modifizierte v. Weizsäckersche Verneinung führe ich das Zeichen '~' ein Diese modifizierte Verneinung könnte man so darstellen:


    (2)--------- ~p ⇔ ¬p ∨ √p ∨ √¬p


    was man so paraphrasieren kann: Wenn p nicht wahr ist, dass ist p entweder falsch oder unbestimmt.


    V. Weizsäcker verfährt an der zitierten Stelle anders - er macht die Abänderung der Logik nicht an der Verneinung, sondern an der Unterscheidung von Objekt- und Metasprache fest:


    Zitat von v. Weizsäcker

    Die beiden Aussagen a1 und "a1 ist wahr" gehören verschiedenen Stufen an, haben also sicher verschiedenen Sinn... Zwar folgt aus der Wahrheit bez. Falschheit von a1 die Wahrheit bzw. Falschheit von "a1 ist wahr", aber nicht umgekehrt. Denn wenn "a1 ist wahr" falsch ist, kann a1 unbestimmt sein.

    2 Mal editiert, zuletzt von Koan () aus folgendem Grund: den fehlenden Term √¬​p​ in Gl (2) ergänzt die Nummerierung der Gl(2) korrigiert

  • Zitat von C. F. v. Weizsäcker

    C. F. v. Weizsäcker schrieb: Es wäre denkbar, dass uns am Beispiel der heutigen Physik Strukturen des Seienden deutlich geworden wären, die mit der ontologischen Hypothese, welche der klassischen Logik zugrunde liegt, unvereinbar wären.



    - Zum Weltbild der Physik (301) -


    Die im vorigen Beitrag kurz angerissene Idee, die Logik der Quantenphänomene durch einen Verzicht auf das klassische Distributivgesetz auszudrücken, ist nur eine von mehreren denkbaren Optionen. Eine andere Möglichkeit liegt im Verzicht auf den SaD.


    Entscheidend für den Nachweis der Nichtdistributivität in


    (1)--------- p∧(q∨¬q) ⇔ (p∧q)∨(p∧¬q)


    war ja die Anwendung des SaD in der Festsetzung: q∨¬q ⇔ 1. Diese Anwendung des SaD im Verein mit dem wechselseitigen Ausschluss der gleichzeitigen Bestimmung komplementärer Eigenschaften, ausgedrückt durch die Festsetzung p∧q ⇔ 0 für komplementäre p und q, hat die Suspendierung des Distributivgesetzes erzwungen. Den Ansatz mehrwertigen einer mehrwertigen Quantenlogik, skizziert v. Weizsäcker in seiner Festschrift "Komplementarität und Logik" (1955).


    Zitat von v. Weizsäcker

    Wenn von zwei zueinander komplementären Aussagen die eine wahr oder falsch ist, so ist die andere weder wahr noch falsch. (309)


    Eine Aussage, die nicht wahr ist, kann auch unbestimmt oder unentschieden sein, wobei Unentschiedenheit eben bedeutet: "Eine elementare Aussage heißt unentschieden wenn sie weder wahr noch falsch ist" (310). Im Kern führt v. Weizsäcker damit eine neuartige Verneinung ein, die auf eine Unterscheidung von 'nicht wahr' und 'falsch' hinausläuft. Für diese modifizierte v. Weizsäckersche Verneinung führe ich das Zeichen '~' ein Diese modifizierte Verneinung könnte man so darstellen:


    (2)--------- ~p ⇔ ¬p ∨ √p ∨ √¬p


    was man so paraphrasieren kann: Wenn p nicht wahr ist, dass ist p entweder falsch oder unbestimmt.


    V. Weizsäcker verfährt an der zitierten Stelle anders - er macht die Abänderung der Logik nicht an der Verneinung, sondern an der Unterscheidung von Objekt- und Metasprache fest:


    Zitat von v. Weizsäcker

    Die beiden Aussagen a1 und "a1 ist wahr" gehören verschiedenen Stufen an, haben also sicher verschiedenen Sinn... Zwar folgt aus der Wahrheit bez. Falschheit von a1 die Wahrheit bzw. Falschheit von "a1 ist wahr", aber nicht umgekehrt. Denn wenn "a1 ist wahr" falsch ist, kann a1 unbestimmt sein.

    2 Mal editiert, zuletzt von Koan () aus folgendem Grund: den fehlenden Term √¬​p​ in Gl (2) ergänzt die Nummerierung der Gl(2) korrigiert

  • Der Versuch, die klassische Logik, insbesondere den SaD mithilfe der Quantenphysik widerlegen zu wollen, halte ich für ein großes, weit verbreitetes Missverständnis. Denn der SaD gilt selbstverständlich jederzeit bezogen auf die Quantenzustände. Ein beliebiges Quantensystem ist durch einen eindeutigen Zustandsvektor beschreibbar, es gilt also jederzeit |Z> oder nicht |Z>.
    Bezogen auf klassische Zustände kann man zwar durchaus eine Verletzung des SaD feststellen, daraus folgt aber lediglich, dass die klassische Physik die tatsächliche Realität nicht korrekt beschreibt.

    Anything you can do, i can do meta - Rudolph Carnap

  • Der Versuch, die klassische Logik, insbesondere den SaD mithilfe der Quantenphysik widerlegen zu wollen, halte ich für ein großes, weit verbreitetes Missverständnis. Denn der SaD gilt selbstverständlich jederzeit bezogen auf die Quantenzustände. Ein beliebiges Quantensystem ist durch einen eindeutigen Zustandsvektor beschreibbar, es gilt also jederzeit |Z> oder nicht |Z>.
    Bezogen auf klassische Zustände kann man zwar durchaus eine Verletzung des SaD feststellen, daraus folgt aber lediglich, dass die klassische Physik die tatsächliche Realität nicht korrekt beschreibt.

    Anything you can do, i can do meta - Rudolph Carnap

  • Wenn man in irgendeiner Weise an der logischen Verneinung herumschraubt, ergeben sich notwendigerweise Konsequenzen für den SaD. Die Einführung des √-Junktors ist so eine Modifikation.


    Nun kann man die Verneinung im Sinne der Orthokomplementarität umdefinieren, um den SaD zu retten, oder man führt einen nochmal neuen Typ von Verneinung ein, der den SaD wiederherstellte. Letzteres kann man machen, indem man definiert:


    (2)--------- ~p ⇔ ¬p ∨ √p ∨ √¬p


    Dann ist p∨~p logisch wahr, erfüllt also den SaD. In deinen Worten: Der Vektor |p> liegt vor, oder der Vektor |p> liegt nicht vor. Diese Feststellung entspricht aber keinem Messergebnis - denn das Ergebnis einer Messung ist immer entweder |p> oder |¬p>. p∨~p vermischt also empirische und epistemische Gegebenheiten. Was kann das heißen?


    Man muss sich dessen bewusst sein, dass keine der drei Verneinungen ~, ¬ und √ dem klassischen Nicht genau entspricht.



    Logisch interessant ist folgende Erweiterung von Deutschs Versuchsaufbau. Statt nur zwei Halbspiegel zu einem MZI zu verkoppeln, nimmt man vier. Die Strahlengänge werden durch zusätzliche Umlenkspiegel so angepasst, dass eine Endlosschleife entsteht:


    (3)--------- ... ↦ p ↦ √p ↦ ¬p ↦ √¬p ↦ p ↦ ...


    Wo immer man misst, welchen Weg das Photon nimmt, ist das Ergebnis 1 oder 0. Misst man nur hinter ungeradzahligen Spiegeln: 1, 3: so erhält man zuverlässig immer dieselben Messwerte, beispielsweise 1 für Spiegel 1 und 0 für Spiegel 3. Misst man aber hinter zwei aufeinander folgenden Spiegeln, ist das Ergebnis der zweiten Messung rein zufällig 1 oder 0.

    4 Mal editiert, zuletzt von Koan ()

  • Wenn man in irgendeiner Weise an der logischen Verneinung herumschraubt, ergeben sich notwendigerweise Konsequenzen für den SaD. Die Einführung des √-Junktors ist so eine Modifikation.


    Nun kann man die Verneinung im Sinne der Orthokomplementarität umdefinieren, um den SaD zu retten, oder man führt einen nochmal neuen Typ von Verneinung ein, der den SaD wiederherstellte. Letzteres kann man machen, indem man definiert:


    (2)--------- ~p ⇔ ¬p ∨ √p ∨ √¬p


    Dann ist p∨~p logisch wahr, erfüllt also den SaD. In deinen Worten: Der Vektor |p> liegt vor, oder der Vektor |p> liegt nicht vor. Diese Feststellung entspricht aber keinem Messergebnis - denn das Ergebnis einer Messung ist immer entweder |p> oder |¬p>. p∨~p vermischt also empirische und epistemische Gegebenheiten. Was kann das heißen?


    Man muss sich dessen bewusst sein, dass keine der drei Verneinungen ~, ¬ und √ dem klassischen Nicht genau entspricht.



    Logisch interessant ist folgende Erweiterung von Deutschs Versuchsaufbau. Statt nur zwei Halbspiegel zu einem MZI zu verkoppeln, nimmt man vier. Die Strahlengänge werden durch zusätzliche Umlenkspiegel so angepasst, dass eine Endlosschleife entsteht:


    (3)--------- ... ↦ p ↦ √p ↦ ¬p ↦ √¬p ↦ p ↦ ...


    Wo immer man misst, welchen Weg das Photon nimmt, ist das Ergebnis 1 oder 0. Misst man nur hinter ungeradzahligen Spiegeln: 1, 3: so erhält man zuverlässig immer dieselben Messwerte, beispielsweise 1 für Spiegel 1 und 0 für Spiegel 3. Misst man aber hinter zwei aufeinander folgenden Spiegeln, ist das Ergebnis der zweiten Messung rein zufällig 1 oder 0.

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