Kann man Kinder zu brauchbaren Menschen erziehen, ohne die Moral zu bemühen?

  • Also wird das Verhalten nach dem Prinzip Zuckerbrot und Peitsche in die gewünschte Richtung gelenkt. Das klappt übrigens, ab einem gewissen Intelligenzgrad, auch bei Tieren.


    Auch das moralische System hat das Ziel unerwünschtes Verhalten zu ändern, allerdings mit anderen Methoden. Es fordert dadurch eine Änderung im Verhalten, ohne dafür die geeigneten Anreize zu setzen. Insofern finde ich dieses System unrealistisch, weil es sich nicht an der psychologischen Realität orientiert

    Du erachtest es nicht als Tatsache, dass Kleinkinder infolge ihres Verlangens nach Mutterliebe artig werden, bzw. beginnen, Anteile ihres von der Moralerziehung nicht erwünschten, daher mit dem sog. Liebesentzug bedrohten (dopaminergen Instinkt-)Verhaltens im Sinne der gewünschten Vorgaben zu verändern?

  • Also wird das Verhalten nach dem Prinzip Zuckerbrot und Peitsche in die gewünschte Richtung gelenkt. Das klappt übrigens, ab einem gewissen Intelligenzgrad, auch bei Tieren.


    Auch das moralische System hat das Ziel unerwünschtes Verhalten zu ändern, allerdings mit anderen Methoden. Es fordert dadurch eine Änderung im Verhalten, ohne dafür die geeigneten Anreize zu setzen. Insofern finde ich dieses System unrealistisch, weil es sich nicht an der psychologischen Realität orientiert

    Du erachtest es nicht als Tatsache, dass Kleinkinder infolge ihres Verlangens nach Mutterliebe artig werden, bzw. beginnen, Anteile ihres von der Moralerziehung nicht erwünschten, daher mit dem sog. Liebesentzug bedrohten (dopaminergen Instinkt-)Verhaltens im Sinne der gewünschten Vorgaben zu verändern?

  • Dieses "artig sein" erinnert mich an das "brav sein" meiner eigenen Kindheit

    Sehr gut. Dann erachtest Du es offenbar als Tatsache, dass das moralische System mit einem Wechselspiel aus Entzug und Darbringung von Mutters 'Liebe' (Peitsche und Zuckerbrot) imstand ist, Kinder zu veranlassen, das von ihm erwünschte Verhalten zu erlernen und das unerwünschte zu lassen.


    Dass der Mensch dadurch, dass er auf diesem Wege "brav" wird, beginnt, an einer Reihe psychischer Perversionen zu leiden (von den Denkern der Kirche zusammengefasst in den "7 Todsünden") stellt freilich eine Sache dar, die dem Moralsystem dann neuerlich zu schaffen macht, so wurde für jede einzelne der Sünde eine spezielle "Tugend" konzipiert mit dem Ziel, die Perversionen an ihren für das gesellschaftliche Zusammenleben schädlichen Exzessen zu hindern. Anstatt einer psychoanalytischen Diagnose (Klärung der Krankheitsursachen), gibt's Behandlung der Symptome... was die Probleme mit dem Seelenheil dann noch mal verkompliziert.

  • Dieses "artig sein" erinnert mich an das "brav sein" meiner eigenen Kindheit

    Sehr gut. Dann erachtest Du es offenbar als Tatsache, dass das moralische System mit einem Wechselspiel aus Entzug und Darbringung von Mutters 'Liebe' (Peitsche und Zuckerbrot) imstand ist, Kinder zu veranlassen, das von ihm erwünschte Verhalten zu erlernen und das unerwünschte zu lassen.


    Dass der Mensch dadurch, dass er auf diesem Wege "brav" wird, beginnt, an einer Reihe psychischer Perversionen zu leiden (von den Denkern der Kirche zusammengefasst in den "7 Todsünden") stellt freilich eine Sache dar, die dem Moralsystem dann neuerlich zu schaffen macht, so wurde für jede einzelne der Sünde eine spezielle "Tugend" konzipiert mit dem Ziel, die Perversionen an ihren für das gesellschaftliche Zusammenleben schädlichen Exzessen zu hindern. Anstatt einer psychoanalytischen Diagnose (Klärung der Krankheitsursachen), gibt's Behandlung der Symptome... was die Probleme mit dem Seelenheil dann noch mal verkompliziert.

  • Dann erachtest Du es offenbar als Tatsache, dass das moralische System mit einem Wechselspiel aus Entzug und Darbringung von Mutters 'Liebe' (Peitsche und Zuckerbrot) imstande ist, Kinder zu veranlassen, das von ihm erwünschte Verhalten zu erlernen und das unerwünschte zu lassen.
    Dass der Mensch dadurch, dass er auf diesem Wege "brav" wird, beginnt, an einer Reihe psychischer Perversionen zu leiden (von den Denkern der Kirche zusammengefasst in den "7 Todsünden") stellt freilich eine Sache dar, die dem Moralsystem dann neuerlich zu schaffen macht, so wurde für jede einzelne der Sünde eine spezielle "Tugend" konzipiert mit dem Ziel, die Perversionen an ihren für das gesellschaftliche Zusammenleben schädlichen Exzessen zu hindern. Anstatt einer psychoanalytischen Diagnose (Klärung der Krankheitsursachen), gibt's Behandlung der Symptome... was die Probleme mit dem Seelenheil dann noch mal verkompliziert.

    Die Erziehung von Kleinkindern ist nicht mein Thema, meine Argumentation bezog sich ausschließlich auf Erwachsene. Da bin ich nach wie vor der Meinung, dass moralische Tadel und Gebote komplett wirkungslos sind. Mit moralischem Tadel meine ich solche Ausdrücke wie: "es gehört sich nicht", "es ist nicht legitim", "das verbietet der Anstand" ... usw. Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass man damit keinen Entscheider dazu bewegen kann, eine Ungerechtigkeit zu revidieren. Man erntet nur ein müdes Lächeln, das soviel bedeutet wie: "Was Sie nicht sagen!" oder "Sie glauben, mich interessiert das?" So sieht die Realität aus, da hilft nichts -- wenn man eine Ungerechtigkeit beseitigen will, muss man ein Gericht bemühen, und dann auch noch Glück haben (meine Erfahrung). Wer kennt einen Fall, wo ein moralischer Hinweis (ohne Androhung des Rechtswegs) Erfolg hatte? Ich meine solche Fälle, in denen ein Vermieter seine Mieter, ein Arbeitgeber seine Angestellten über den Tisch zieht, oder ähnliches.


    Wenn es also erwiesenermaßen nichts einbringt, kann man dieses moralische Gesäusel auch lassen, anstatt die Zeitungs- und Fernsehkommentare damit zu verschandeln. Noch überflüssiger finde ich persönlich Ethik-Lehrstühle, Ethik-Abhandlungen und Ethik-Räte, die über so knifflige Fragen, wie den Beginn des Lebens bestimmen sollen. Nach welchen Kriterien entscheiden denn die Damen und Herren in so einem Gremium? Nehmen wir mal ein Beispiel: das Klonen von Menschen. Da gibt es wissenschaftliche Meinungen über Chancen (meiner Meinung nach Null) und Risiken (meiner Meinung nach immense). Wenn nun die Wissenschaftler zu einem mehrheitlichen Urteil gekommen sind, was das Chancen/Risiko Verhältnis betrifft, dann frage ich mich, was ein Ethik-Rat dem noch hinzufügen könnte. Ich sehe nur zwei Möglichkeiten: entweder es geht um die persönlichen Ängste seiner Mitglieder oder um die Vereinbarkeit oder [lexicon]Unvereinbarkeit[/lexicon] mit deren religiösen Auffassungen. In beiden Fällen braucht man keine besondere Ausbildung, Ängste hat ein jeder, und religiöse Auffassungen auch die meisten.

  • Dann erachtest Du es offenbar als Tatsache, dass das moralische System mit einem Wechselspiel aus Entzug und Darbringung von Mutters 'Liebe' (Peitsche und Zuckerbrot) imstande ist, Kinder zu veranlassen, das von ihm erwünschte Verhalten zu erlernen und das unerwünschte zu lassen.
    Dass der Mensch dadurch, dass er auf diesem Wege "brav" wird, beginnt, an einer Reihe psychischer Perversionen zu leiden (von den Denkern der Kirche zusammengefasst in den "7 Todsünden") stellt freilich eine Sache dar, die dem Moralsystem dann neuerlich zu schaffen macht, so wurde für jede einzelne der Sünde eine spezielle "Tugend" konzipiert mit dem Ziel, die Perversionen an ihren für das gesellschaftliche Zusammenleben schädlichen Exzessen zu hindern. Anstatt einer psychoanalytischen Diagnose (Klärung der Krankheitsursachen), gibt's Behandlung der Symptome... was die Probleme mit dem Seelenheil dann noch mal verkompliziert.

    Die Erziehung von Kleinkindern ist nicht mein Thema, meine Argumentation bezog sich ausschließlich auf Erwachsene. Da bin ich nach wie vor der Meinung, dass moralische Tadel und Gebote komplett wirkungslos sind. Mit moralischem Tadel meine ich solche Ausdrücke wie: "es gehört sich nicht", "es ist nicht legitim", "das verbietet der Anstand" ... usw. Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass man damit keinen Entscheider dazu bewegen kann, eine Ungerechtigkeit zu revidieren. Man erntet nur ein müdes Lächeln, das soviel bedeutet wie: "Was Sie nicht sagen!" oder "Sie glauben, mich interessiert das?" So sieht die Realität aus, da hilft nichts -- wenn man eine Ungerechtigkeit beseitigen will, muss man ein Gericht bemühen, und dann auch noch Glück haben (meine Erfahrung). Wer kennt einen Fall, wo ein moralischer Hinweis (ohne Androhung des Rechtswegs) Erfolg hatte? Ich meine solche Fälle, in denen ein Vermieter seine Mieter, ein Arbeitgeber seine Angestellten über den Tisch zieht, oder ähnliches.


    Wenn es also erwiesenermaßen nichts einbringt, kann man dieses moralische Gesäusel auch lassen, anstatt die Zeitungs- und Fernsehkommentare damit zu verschandeln. Noch überflüssiger finde ich persönlich Ethik-Lehrstühle, Ethik-Abhandlungen und Ethik-Räte, die über so knifflige Fragen, wie den Beginn des Lebens bestimmen sollen. Nach welchen Kriterien entscheiden denn die Damen und Herren in so einem Gremium? Nehmen wir mal ein Beispiel: das Klonen von Menschen. Da gibt es wissenschaftliche Meinungen über Chancen (meiner Meinung nach Null) und Risiken (meiner Meinung nach immense). Wenn nun die Wissenschaftler zu einem mehrheitlichen Urteil gekommen sind, was das Chancen/Risiko Verhältnis betrifft, dann frage ich mich, was ein Ethik-Rat dem noch hinzufügen könnte. Ich sehe nur zwei Möglichkeiten: entweder es geht um die persönlichen Ängste seiner Mitglieder oder um die Vereinbarkeit oder [lexicon]Unvereinbarkeit[/lexicon] mit deren religiösen Auffassungen. In beiden Fällen braucht man keine besondere Ausbildung, Ängste hat ein jeder, und religiöse Auffassungen auch die meisten.

  • Kleiner Tipp für gestresste Eltern (habe ich irgendwo mal gehört): wenn das Kind keine Lust auf Zähneputzen hat, kann man es mit gemeinsamem Putzen versuchen, angeblich machen sie dann begeistert mit. Ein [lexicon]Versuch[/lexicon] lohnt sich - ist auf alle Fälle besser als: "Wenn du jetzt nicht sofort deine Zähne putzt, hat Mami dich nicht mehr lieb."

  • Kleiner Tipp für gestresste Eltern (habe ich irgendwo mal gehört): wenn das Kind keine Lust auf Zähneputzen hat, kann man es mit gemeinsamem Putzen versuchen, angeblich machen sie dann begeistert mit. Ein [lexicon]Versuch[/lexicon] lohnt sich - ist auf alle Fälle besser als: "Wenn du jetzt nicht sofort deine Zähne putzt, hat Mami dich nicht mehr lieb."

  • Die Erziehung von Kleinkindern ist nicht mein Thema, meine Argumentation bezog sich ausschließlich auf Erwachsene. Da bin ich nach wie vor der Meinung, dass moralische Tadel und Gebote komplett wirkungslos sind.

    Das stimmt, erst bei Erwachsenen damit anzufangen, ist wissenschaftlich nachweisbar zwecklos. Deswegen hat das Primitivpatriarchat die traumatischen Pubertätrituale erfunden und die modernere Pädagogik angefangen, das moralische Denken und Streben ab Eintritt in die anale Phase - unendlich effektiver - in der kleinkindlichen Psyche zu initiieren. Diesbezügliche Versäumnisse oder Übertreibungen haben dann die sog. Problemkinder zur Folge...

  • Die Erziehung von Kleinkindern ist nicht mein Thema, meine Argumentation bezog sich ausschließlich auf Erwachsene. Da bin ich nach wie vor der Meinung, dass moralische Tadel und Gebote komplett wirkungslos sind.

    Das stimmt, erst bei Erwachsenen damit anzufangen, ist wissenschaftlich nachweisbar zwecklos. Deswegen hat das Primitivpatriarchat die traumatischen Pubertätrituale erfunden und die modernere Pädagogik angefangen, das moralische Denken und Streben ab Eintritt in die anale Phase - unendlich effektiver - in der kleinkindlichen Psyche zu initiieren. Diesbezügliche Versäumnisse oder Übertreibungen haben dann die sog. Problemkinder zur Folge...

  • Dachte ich auch, dann habe ich aber von Frans de Waals Beobachtungen an Schimpansen erfahren. Er beschreibt in einem seiner Bücher, wie mehrere jüngere Schimpansinnen einem älteren Weibchen behilflich sind, eine Treppe hochzusteigen, weil sie es alleine nicht mehr schaffte. Ein anderes mal hat ein jüngeres Weibchen dieser Alten Wasser in ihrem Mund herbeigebracht, um ihr bei der großen Hitze den Weg zum Wasserspender zu ersparen.


    Da kam ich in's Grübeln: können Schimpansen moralische Überlegungen anstellen? Das glaube ich nicht. Daraus zog ich den Schluss, dass man den Ursprung empathischen Handelns woanders suchen muss als in rationalen Überlegungen und Abwägungen

    Richtig. Aus etlichen der primatenethologischen Befunde lässt sich eindeutig erschließen, dass die sozial evolutionierten Lebensformen keinerlei Moral bedürfen. Nach den Erkenntnissen mancher Entwicklungspsychologen sogar zerstörerische Folgen für das natürliche Emphathievermögen hat, sobald begonnen wird, einem Kind die moralischen Scheinwerte erzieherisch zu implantieren.

  • Dachte ich auch, dann habe ich aber von Frans de Waals Beobachtungen an Schimpansen erfahren. Er beschreibt in einem seiner Bücher, wie mehrere jüngere Schimpansinnen einem älteren Weibchen behilflich sind, eine Treppe hochzusteigen, weil sie es alleine nicht mehr schaffte. Ein anderes mal hat ein jüngeres Weibchen dieser Alten Wasser in ihrem Mund herbeigebracht, um ihr bei der großen Hitze den Weg zum Wasserspender zu ersparen.


    Da kam ich in's Grübeln: können Schimpansen moralische Überlegungen anstellen? Das glaube ich nicht. Daraus zog ich den Schluss, dass man den Ursprung empathischen Handelns woanders suchen muss als in rationalen Überlegungen und Abwägungen

    Richtig. Aus etlichen der primatenethologischen Befunde lässt sich eindeutig erschließen, dass die sozial evolutionierten Lebensformen keinerlei Moral bedürfen. Nach den Erkenntnissen mancher Entwicklungspsychologen sogar zerstörerische Folgen für das natürliche Emphathievermögen hat, sobald begonnen wird, einem Kind die moralischen Scheinwerte erzieherisch zu implantieren.

  • Dann tut eine Mutter ihrem kleinen Kind wohl etwas zuleide, indem sie es zum Du sollst nicht stehlen, - ehebrechen usw. dressiert (ohne dass es imstande wäre, den Sinn davon zu begreifen). Und da das Kind somit guten Grund zum Mutterhass hat, gibt es dann gleich noch ein genauso triebfeindliches Gebot obendrauf: Du sollst sie (trotzdem) ehren.
    Der Effekt ist, dass das Erziehungsopfer den Mutterhass verdrängt und die Energie ersatzweise als sadistischer Judenhasser abreagiert. Oder in Form von sog. psychosomatischen (autosadistischen) Symptomen.. Zuletzt kommt dann wieder die Kirche mit ihrer Ethik, um die pathogenen Folgen ihrer Moral an den Exzessen zu hindern. Echt irre...



    Wenn man aber die Beweggründe genauer analysiert, dann stellt man fest, dass alle das Gleiche tun: nämlich ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, oder ihr Leid zu mindern. Wieso täuscht man sich dann so häufig? Ich meine, weil man von einer falschen Prämisse ausgeht: dass alle Menschen dieselben Bedürfnisse und Ängste haben, was aber nach allen Regeln der [lexicon]Psychologie[/lexicon] nicht stimmt.

    Stimmt so nicht. Die Psychoanalyse z.B. nimmt an, dass alle bewusstseinsmäßig wie sozial hochevolutionierten Lebensformen auf diesem Planeten eine Reihe gleicher, angeborener Bedürfnisse haben. Im Pathologie-Abteil der PA ist allerdings davon die Rede, dass wenn diese Bedürfnisse moral-erzieherisch bekämpft werden bis das Opfer sie schließlich ins Unbewusste verdrängt, an ihrer statt (aus der gestauten Energie der gehinderten Instinkte) die sog. Ersatzbedürfnisse ausbrechen, die wie alle Süchte unersättlich nach ständiger [lexicon]Steigerung[/lexicon] der Dosis haschen, weil sie prinzipiell frustrierend sind. Darauf basieren also auch abstruse Ideologien wie die vom ständig gesteigert werden müssen Wirschaftswachstum unserer hyperzivilisierten Wegwerfgesellschaft.



    Es ist wahr, wenn man die Moral abschaffen würde, dann würde einem ein Zensuren-System fehlen, um eigene und fremde Handlungen einzuordnen.

    Wahr ist auch, dass im Unbewussten das System der eigentlich menschlichen Natur verrängt liegt und dass das erste Ansinnen der Psychoanalyse darin besteht, dieses "Es" aus seinem vom Geist des Menschen irrtümlich ersonnenen Kerker zu befreien. Insofern braucht sich das Ich nicht sorgen, dass es ohne die moralischen Inhalte seines erzieherisch indoktynierten Über-Ichs zum Ausbruch einer "Anarchie" käme.

  • Dann tut eine Mutter ihrem kleinen Kind wohl etwas zuleide, indem sie es zum Du sollst nicht stehlen, - ehebrechen usw. dressiert (ohne dass es imstande wäre, den Sinn davon zu begreifen). Und da das Kind somit guten Grund zum Mutterhass hat, gibt es dann gleich noch ein genauso triebfeindliches Gebot obendrauf: Du sollst sie (trotzdem) ehren.
    Der Effekt ist, dass das Erziehungsopfer den Mutterhass verdrängt und die Energie ersatzweise als sadistischer Judenhasser abreagiert. Oder in Form von sog. psychosomatischen (autosadistischen) Symptomen.. Zuletzt kommt dann wieder die Kirche mit ihrer Ethik, um die pathogenen Folgen ihrer Moral an den Exzessen zu hindern. Echt irre...



    Wenn man aber die Beweggründe genauer analysiert, dann stellt man fest, dass alle das Gleiche tun: nämlich ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, oder ihr Leid zu mindern. Wieso täuscht man sich dann so häufig? Ich meine, weil man von einer falschen Prämisse ausgeht: dass alle Menschen dieselben Bedürfnisse und Ängste haben, was aber nach allen Regeln der [lexicon]Psychologie[/lexicon] nicht stimmt.

    Stimmt so nicht. Die Psychoanalyse z.B. nimmt an, dass alle bewusstseinsmäßig wie sozial hochevolutionierten Lebensformen auf diesem Planeten eine Reihe gleicher, angeborener Bedürfnisse haben. Im Pathologie-Abteil der PA ist allerdings davon die Rede, dass wenn diese Bedürfnisse moral-erzieherisch bekämpft werden bis das Opfer sie schließlich ins Unbewusste verdrängt, an ihrer statt (aus der gestauten Energie der gehinderten Instinkte) die sog. Ersatzbedürfnisse ausbrechen, die wie alle Süchte unersättlich nach ständiger [lexicon]Steigerung[/lexicon] der Dosis haschen, weil sie prinzipiell frustrierend sind. Darauf basieren also auch abstruse Ideologien wie die vom ständig gesteigert werden müssen Wirschaftswachstum unserer hyperzivilisierten Wegwerfgesellschaft.



    Es ist wahr, wenn man die Moral abschaffen würde, dann würde einem ein Zensuren-System fehlen, um eigene und fremde Handlungen einzuordnen.

    Wahr ist auch, dass im Unbewussten das System der eigentlich menschlichen Natur verrängt liegt und dass das erste Ansinnen der Psychoanalyse darin besteht, dieses "Es" aus seinem vom Geist des Menschen irrtümlich ersonnenen Kerker zu befreien. Insofern braucht sich das Ich nicht sorgen, dass es ohne die moralischen Inhalte seines erzieherisch indoktynierten Über-Ichs zum Ausbruch einer "Anarchie" käme.

  • Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, deshalb möchte ich die Frage hier in die Runde werfen.
    Das heißt auch, dass ich sie nicht wie jeder normale Mensch, entrüstet zurückweise. Wir
    befinden uns ja auch in einem [lexicon]Philosophie[/lexicon]-Forum, und ich gehe davon aus, dass das der
    geeignete Ort ist, um auch solche Fragen zu erörtern, die auf den ersten Blick absurd
    scheinen.


    Zwei Argumente für eine positive Antwort (ja, man kann.):


    Erstens: ich habe meine beiden inzwischen erwachsenen Kinder ganz ohne moralische Gebote erzogen
    und sie sind nicht egoistischer geraten als andere Menschen auch. Das heißt: im Durchschnitt, denn die
    eine Tochter spendet regelmäßig für einen guten Zweck, (sie hat aber auch ein höheres Einkommen),
    während die andere die soziale Ader eher vermissen lässt (sie hat aber auch ein sehr bescheidenes
    Einkommen).


    Zweitens: Mark Twain zeigt in einigen seiner Erzählungen wie moralische Geschichten
    auf intelligente Leser wirken. Ich denke an "The story of the bad little boy", "The story of the good
    little boy" und "About Magnanimous-Incident Literature". Er gibt diese erbaulichen Geschichten auf
    eine schonungslose Weise der Lächerlichkeit preis und das in einer Weise, die mich nachdenklich
    gemacht hat.


    Mal sehen ob das reicht, eine Diskussion anzustoßen, ich bin gespannt!

  • Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, deshalb möchte ich die Frage hier in die Runde werfen.
    Das heißt auch, dass ich sie nicht wie jeder normale Mensch, entrüstet zurückweise. Wir
    befinden uns ja auch in einem [lexicon]Philosophie[/lexicon]-Forum, und ich gehe davon aus, dass das der
    geeignete Ort ist, um auch solche Fragen zu erörtern, die auf den ersten Blick absurd
    scheinen.


    Zwei Argumente für eine positive Antwort (ja, man kann.):


    Erstens: ich habe meine beiden inzwischen erwachsenen Kinder ganz ohne moralische Gebote erzogen
    und sie sind nicht egoistischer geraten als andere Menschen auch. Das heißt: im Durchschnitt, denn die
    eine Tochter spendet regelmäßig für einen guten Zweck, (sie hat aber auch ein höheres Einkommen),
    während die andere die soziale Ader eher vermissen lässt (sie hat aber auch ein sehr bescheidenes
    Einkommen).


    Zweitens: Mark Twain zeigt in einigen seiner Erzählungen wie moralische Geschichten
    auf intelligente Leser wirken. Ich denke an "The story of the bad little boy", "The story of the good
    little boy" und "About Magnanimous-Incident Literature". Er gibt diese erbaulichen Geschichten auf
    eine schonungslose Weise der Lächerlichkeit preis und das in einer Weise, die mich nachdenklich
    gemacht hat.


    Mal sehen ob das reicht, eine Diskussion anzustoßen, ich bin gespannt!

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an der philosophischen Gesellschaft teil.