Nun ist es soweit. Der Alkoholismus hat aufgehört zu versuchen unsere Familie zu zerstören und nimmt sich jetzt mit aller Kraft meine Mutter vor.
Wegen ihrer Magenschleimhautreizung kann sie schon seit langer Zeit nicht mehr mit uns essen, sondern verträgt nur leichte kost. Und als wäre das nicht schon genug, spuckt sie seit neuestem den Wodka wieder aus, gleich nachdem sie ihn eingenommen hat.
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt, aus dem Leben meiner Mutter, die seit einigen Jahren an Alkoholismus leidet. Im Krankenhaus, oder in die Therapie will sie schon seit langem nicht mehr. Zu groß ist die Schmach und zu häufig waren die Rückschläge.
So geht es im Übrigem nicht nur meiner Mutter, sondern vielen Millionen Menschen alleine in Deutschland. Weitere Millionen an Gefährdeten kommen noch hinzu. Alleine die Kosten im Gesundheitssystem, welche durch den übermäßigem Konsum an Alkohol verursacht werden, gehen in die Millionen.
Trotzdem wird dieses Thema in unserer Gesellschaft kaum bis gar nicht angesprochen. Eigentlich wird es totgeschwiegen. Vor ein par Jahren gab es mal eine Aktion, die da hieß: Kenn dein Limit! Mehr nicht. Alles was davon übrig bleibt, sind einige alte Poster und verteilte Flyer. Was es gebracht hat? Ich weis es nicht. Wenn ich sehe, wie leichtsinnig die meisten Jugendlichen und viele Erwachsene mit Alkohol umgehen, dann bezweifle ich dass es überhaupt eine Wirkung hatte.
Alkohol ist in der Mitte unserer Gesellschaft. Es ist ein Kulturgut. Wer nicht konsumiert, muss sich dafür rechtfertigen. Wer konsumiert, wird positiv bestärkt. Vor allem im Jugendalter. Trotzdem wurde zu meiner Schulzeit nur ein einziges mal darüber gesprochen. Nämlich in einem 45 Minuten Vortrag von Präventionsberatern.
Für mich ist das eine einzige Heuchelei. Wenn ich daran denke, wie viel Mühe man sich gegeben hat uns vor Tabakkonsum zu warnen, wie viele Barrieren es für Tabakunternehmen gibt ... Dann stellt sich mir unweigerlich die Frage: Wo ist da Platz für Alkohol?
Vor einigen Jahren hat man in den USA, um vor den Folgen von Crystal Meth zu warnen, Schockfilme erstellt. Die Wirkung war groß. Schon nach geringer Zeit, galt der Konsum von Crytal Meth unter Jugendlichen nicht mehr als "cool". Vielleicht sollte man bei Alkohol etwas ähnliches machen. Nicht um den Konsum zu beenden. Sondern um aufzuzeigen, welche Folgen naiver Alkoholkonsum hat. Und um dieses Thema endlich ins Gespräch zu bringen.
Warum das nicht schon längst geschehen ist? Ich weis es nicht. Vielleicht weil man so selbst zu der Erkenntnis gelangen würde, das man ein Problem hat. Vielleicht aber auch nur, weil es nicht "cool" ist.
In diesem Thread will ich genau hierfür Platz geben. Allerdings soll es nicht alleine auf Alkohol beschränkt sein. Egal welches Thema euch am Herzen liegt, was eurer Meinung nach viel zu selten angesprochen wird, sprecht es ruhig an. Bitte bleibt aber sachlich. Sätze wie "... aber diese Flüchtlinge ..." will ich hier nicht hören. Kein Leid ist schlimmer als das andere. Alles Leid ist gleich schlimm. Hier soll kein Platz geschaffen werden, um zu ermitteln, wer nun mehr leidet und wessen Leid man getrost ignorieren darf.