OK, damit dürfte die Erfüllung des Wissensanspruchs sehr kontextabhängig sein. Und das ist sie. In manchen Kontexten genügt justified true belief. ("Der wusste das. Aber das war ihm gar nicht klar.") Daher sollte man wohl den für eine Art 'Wissenskultur', in der [lexicon]Wissenschaft[/lexicon] eine Rolle spielt, typischen Wissensanspruch als Zentrum betrachten:
Ein Wissenszustand zeichnet sich durch die graduelle Erfüllung eines Anspruchs aus. Der Anspruch genügt natürlich nicht für Wissen, grenzt Wissen aber schon mal von bloßem Glauben ab. In wissenschaftlichen Kontexten muss die graduelle Erfüllung von Erfüllungsbedingungen des Wissenszustandes (Searles conditions of satisfaction, bezogen auf intentionale Zustände wie auf Sprechakte) durch das jeweils Gewusste in einer möglichst geklärten Weise mitverursacht sein, und die Erfüllungsbedingungen müssen möglichst viele andere ausschließen (Goldmans fake Barns). Gerade der Beitrag des Gewussten zum Wissenszustand ist nur mehr oder weniger geklärt. Und je nach Wissenschaftsstand kann man sich darüber täuschen.
Ob Willi p weiß, weiß ich nicht (deswegen interessierte mich Hintikka, der jedenfalls meint, Willi wisse das). Dennoch kann Willi p wissen; das hat wohl damit zu tun, ob eine Theorie über den kausalen Beitrag des Gewussten zum Wissenszustand stimmt (was man eben nicht ganz weiß). In Nagels Bildchen besteht für jeden Schritt eine Erklärung (ob sie stimmt, weiß man nicht). Eine Erklärung interessiert einen nur bei Wissensanspruch. Die Frau am Computer hat den Anspruch zwar, kann aber auch ein Hirn im Tank sein.
Interessant übrigens, dass man gewisse Aussagen/Inhalte gar nicht wissen kann, nur weil sie diese Inhalte sind, also unabhängig von Glauben, Wahrheit des Geglaubten und Rechtfertigung. Etwa "Jesus ist der Sohn Gottes". Ich meine, das weist darauf hin, dass möglichst abgegrenzte Erfüllungsbedingungen eine Rolle spielen. -> Zusammenhang: Wissen - Klarheit