Ich las grade vom "Missbrauch der Sprache" - eine Anklageschrift
Und dachte: Sprache wurde schon immer missbraucht. Je komplexer eine Sprache ist, desto mehr kann man mit ihr machen.
Sprache - das Mittel zum Zweck - eignet sich hervorragend zum Missbrauch; sie zu missbrauchen ist das A&O von Herrschersystemen. Es ist sehr einfach Sprache mit Machtausübung zu verbinden und seinen Willen durchzusetzen. Sprache kann (evtl. über Generationen hinweg) traumatisieren, als bestimmte Wendungen darin zum Einsatz kommen, welche in der Empfänger-Psyche als Unterlegenheit wahrgenommen werden. Der ökonomisch, physisch und psychisch Stärkere bekommt auch sprachliche Vorteile geschenkt. Gerade seine Sprache wird zu seinem Machtfaktor und auch dahingehend weiter ausgebaut. Erziehung setzt auch eine gewisse Willkür mit Sprache umzugehen....
Wage mal die These: in jeder menschlichen Beziehung, welche der Wortsprache mächtig ist, ist schon ein Missbrauch durch Sprache gesetzt.
Das mit dem Missbrauch der Sprache beginnt bereits in der Urkeimzelle einer zwischenmenschlichen Bindung, der Mutter-Kindbeziehung, setzt sich fort in der Familie und hört nie mehr auf, findet sich wieder in religiösen Büchern wie der Bibel und so in allen gesellschaftsmachenden Systemen, welche Sprache zu ihrer Basis haben.
Einfache Worte in Begriffe zu setzen und damit Einfluss zu gewinnen, indem sie symbolisch in einem Zusammenhang erhöht werden und faktisch an Bedeutung nicht mehr aussterben können, das hat ein großes Missbrauchspotential inhärent. Sprache ist eben nicht nur "gut".
Genauso kann man ja mit binären Computersprachen in Programme gegossen jede Menge Missbrauch betreiben.
Eigentlich kommt es ja auf die "sinngerechte Verwendung" der Sprache an. Die Sprache an sich kann nichts für ihren Missbrauch. So misst sich alles an der Moral und ethischen Einstellung der Sprachbenutzer. Was würde Wittgenstein sagen? Wann ist logisch ermittelbar ein Missbrauch von Sprache nachzuweisen? Man spricht wie man denkt, aber man denkt nicht wie man spricht. D.h.: Es gibt keine 1:1 korrekte Abbildemöglichkeit von Sprache und Denken, denke ich, und es ist eher schwierig jemanden logisch des Sprachmissbrauchs aus seinem Denken heraus zu überführen, wenn eben etwas ausgedrückt wurde, das ein Denken oder Meinungen, Widersprüche direkt usw. repräsentieren soll.
Es würden auch die Grundfesten der freien Meinungsäußerung erschüttert und das freie Denken behindert werden, wenn Sprache bzw. Sprachbenutzung zu sehr einer Moralischen Vorstellung (einer bestimmten herrschenden oder nicht herrschenden oder sich nicht beherrschenden Seite) unterliegt. Und das passiert oft genug dieses Untersagen sprachlicher Wendungen als mit dem Reduzieren der sprachlichen Vielfalt (ich sag nur mal Erdogan) und ist selber wiederum Sprachmissbrauch.
So erstmal... (hoffe steht an der passenden Stelle unterforenmässig)