Der nächtliche Besucher

  • Süß. Und wieder mal soooo schön geschrieben.


    Verwirrt bin ich darüber, wer ist denn jetzt wer und von wem.


    NoName und Puma sind von Lucie. Richtig?


    Die beiden Katzenkinder von Kitty sind samt Mama verschwunden, oder nur die Mama? Und wo sind dann die Kinder von Kitty?

    Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter (Goethe)

  • Süß. Und wieder mal soooo schön geschrieben.


    Verwirrt bin ich darüber, wer ist denn jetzt wer und von wem.


    NoName und Puma sind von Lucie. Richtig?


    Die beiden Katzenkinder von Kitty sind samt Mama verschwunden, oder nur die Mama? Und wo sind dann die Kinder von Kitty?

    Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter (Goethe)

  • Am Anfang war Kitty. - Sie gebar zwei kleine Kätzchen, von denen eines weggegeben wurde; das andere war Lucie. - Dann wurden Kitty und Lucie beide schwanger und (wenn ich es noch richtig weiß) brachten je drei junge Kätzchen zur Welt. Von jedem Wurf starb je ein Kätzchen gleich in den ersten Tagen. - Kittys Junge wurden dann auch weggegeben, so daß nur noch die Nachkommenschaft von Lucie übrigblieb: NoName-Katze (auf dem Foto links) und Puma. - Könnte ein Grund für Kittys Verschwinden darin liegen, daß sie ihre Jungen sucht und deshalb auf und davon ist?? - Sie könnte auch überfahren worden sein, aber sie ist nie gefunden worden. Wir haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, daß sie (6 Wochen nach ihrem spurlosen Verschwinden) noch mal zurückkommt; aber diese Hoffnung schwindet natürlich von Tag zu Tag. Im Tierheim sagte man uns, daß es nicht ungewöhnlich sei, wenn eine Katze auch nach Monaten auf einmal wieder auftaucht. Katzen suchen sich bisweilen ein neues Zuhause. Die Variante einer Entführung wollen wir uns erst gar nicht vorstellen. - So sind es denn zur Zeit "nur" drei Katzen, die mir ihre nächtlichen Besuche abstatten: Lucie und ihre beiden Kinder: NoName (der auch bald weggegeben werden wird) und Puma.


    Falls Lucie künftig wieder mal Katzenbabies zur Welt bringen sollte: Möchtest Du eine kleine Katze haben, Stefanie? :) Ich kann das arrangieren! - Ich hätte auch gern eine, aber meine Freundin hat leider eine Katzenhaar-Allergie. - :(

  • Am Anfang war Kitty. - Sie gebar zwei kleine Kätzchen, von denen eines weggegeben wurde; das andere war Lucie. - Dann wurden Kitty und Lucie beide schwanger und (wenn ich es noch richtig weiß) brachten je drei junge Kätzchen zur Welt. Von jedem Wurf starb je ein Kätzchen gleich in den ersten Tagen. - Kittys Junge wurden dann auch weggegeben, so daß nur noch die Nachkommenschaft von Lucie übrigblieb: NoName-Katze (auf dem Foto links) und Puma. - Könnte ein Grund für Kittys Verschwinden darin liegen, daß sie ihre Jungen sucht und deshalb auf und davon ist?? - Sie könnte auch überfahren worden sein, aber sie ist nie gefunden worden. Wir haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, daß sie (6 Wochen nach ihrem spurlosen Verschwinden) noch mal zurückkommt; aber diese Hoffnung schwindet natürlich von Tag zu Tag. Im Tierheim sagte man uns, daß es nicht ungewöhnlich sei, wenn eine Katze auch nach Monaten auf einmal wieder auftaucht. Katzen suchen sich bisweilen ein neues Zuhause. Die Variante einer Entführung wollen wir uns erst gar nicht vorstellen. - So sind es denn zur Zeit "nur" drei Katzen, die mir ihre nächtlichen Besuche abstatten: Lucie und ihre beiden Kinder: NoName (der auch bald weggegeben werden wird) und Puma.


    Falls Lucie künftig wieder mal Katzenbabies zur Welt bringen sollte: Möchtest Du eine kleine Katze haben, Stefanie? :) Ich kann das arrangieren! - Ich hätte auch gern eine, aber meine Freundin hat leider eine Katzenhaar-Allergie. - :(

  • Aha, alles klar. Hoffe ich ;- )


    Dann ist sozusagen Kitty die Oma von NoName und Puma.


    Wir hatten als Kinder eine Katze, einen Kater um genau zu sein. Ganz schwarz mit einem weißen Fleck am Hals. Dieser kam mit seinen Geschwistern bei uns in der Garage zu Welt. Die Katzenmama war eine streuende Katze und suchte sich unsere Garage als Geburtstort aus.
    Von diesem Wurf hatten wir 2i Kätzchen untergebracht, im Kollegenkreis meines Vaters und bei einer Schulfreundin. Eine blieb übrig, der Kater. Nach lautstarken Protest meiner Schwester und von mir wurde dieser Kater nicht "weggebracht".
    Meine Großeltern (wohnten im selben Haus) nahmen sich seiner an, trotz lautstarken Protest meiner Oma (ich muss nicht erwähnen, wer den Kater dann am meisten verwöhnte).
    Er wurde als "freier" Kater erzogen, Quartier war unsere Garage mit offenem Fenster, unser Garten (und auch die Goldfische meines Vaters, die damit vor fremden Katzen sicher waren) waren sein Revier.
    Er ging nie in die Wohnung, bis aufeinmal, er wollte an unseren Wellensittich, rieß dabei den Käfig runter, der fiel auf ihn, er flüchtete, und betrat danach nie wieder die Wohnung ;- ). Dem Vogel verschlug es die Sprache und hatte einen Schock.


    Sein Lieblingsplatz war auf der Haube vorne von den damaligen Käfer meiner Eltern, bzw. auf dem Autol meiner Großeltern. Da saß er dann, oder lief meinem Opa bei der Gartenarbeit hinterher oder meiner Mutter zwischen den Füßen beim Wäscheaufhängen.
    Ab und an fanden wir vor der Terassentür, bzw. meine Großeltern vor der Balkontür eine tote Maus vor, sozusagen als Geschenk.
    Aufeinmal kam er nicht mehr. Weg war er. Mein Opa hat mehrere Wochen gesucht, immer beim Spaziergang, mit dem Auto, mit dem Fahrrad. Weder lebend noch überfahrend wurde er je gefunden.
    Insofern weiß ich, wie man sich fühlt, wenn die Katze aufeinmal weg ist.



    Ich bin berufstätig und eine Katze würde daher bei mir ein ziemliche "Hundeleben" führen müssen, und meine Vermieterin einen Aufstand veranstalten. Leider.

    Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter (Goethe)

  • Aha, alles klar. Hoffe ich ;- )


    Dann ist sozusagen Kitty die Oma von NoName und Puma.


    Wir hatten als Kinder eine Katze, einen Kater um genau zu sein. Ganz schwarz mit einem weißen Fleck am Hals. Dieser kam mit seinen Geschwistern bei uns in der Garage zu Welt. Die Katzenmama war eine streuende Katze und suchte sich unsere Garage als Geburtstort aus.
    Von diesem Wurf hatten wir 2i Kätzchen untergebracht, im Kollegenkreis meines Vaters und bei einer Schulfreundin. Eine blieb übrig, der Kater. Nach lautstarken Protest meiner Schwester und von mir wurde dieser Kater nicht "weggebracht".
    Meine Großeltern (wohnten im selben Haus) nahmen sich seiner an, trotz lautstarken Protest meiner Oma (ich muss nicht erwähnen, wer den Kater dann am meisten verwöhnte).
    Er wurde als "freier" Kater erzogen, Quartier war unsere Garage mit offenem Fenster, unser Garten (und auch die Goldfische meines Vaters, die damit vor fremden Katzen sicher waren) waren sein Revier.
    Er ging nie in die Wohnung, bis aufeinmal, er wollte an unseren Wellensittich, rieß dabei den Käfig runter, der fiel auf ihn, er flüchtete, und betrat danach nie wieder die Wohnung ;- ). Dem Vogel verschlug es die Sprache und hatte einen Schock.


    Sein Lieblingsplatz war auf der Haube vorne von den damaligen Käfer meiner Eltern, bzw. auf dem Autol meiner Großeltern. Da saß er dann, oder lief meinem Opa bei der Gartenarbeit hinterher oder meiner Mutter zwischen den Füßen beim Wäscheaufhängen.
    Ab und an fanden wir vor der Terassentür, bzw. meine Großeltern vor der Balkontür eine tote Maus vor, sozusagen als Geschenk.
    Aufeinmal kam er nicht mehr. Weg war er. Mein Opa hat mehrere Wochen gesucht, immer beim Spaziergang, mit dem Auto, mit dem Fahrrad. Weder lebend noch überfahrend wurde er je gefunden.
    Insofern weiß ich, wie man sich fühlt, wenn die Katze aufeinmal weg ist.



    Ich bin berufstätig und eine Katze würde daher bei mir ein ziemliche "Hundeleben" führen müssen, und meine Vermieterin einen Aufstand veranstalten. Leider.

    Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter (Goethe)

  • ich hätte auch gern eine, aber meine Freundin hat leider eine Katzenhaar-Allergie. - :(


    Wie unvollständig unser Wissen über einen geliebten Menschen ist wissen wir seit Flaubert: Sie hat gar keine Katzenhaar-Allergie; sie reagiert nur allergisch auf Haare von Kleintieren (Meerschweinchen, Kaninchen). - Und das gibt mir die Möglichkeit, ein weiteres Kapitel in dieser Katzenhistorie aufzuschlagen. -


    Wenige Wochen nachdem ich Mitte Juli die Photos von Lucie, Puma und NoName hier ins Netz gestellt hatte, ist auch Lucie verschwunden. Irgendwann Anfang Herbst kam sie von einem ihrer nächtlichen Streifzüge nicht mehr zurück. Sofort eingeleitete Nachforschungen gingen ins Leere. Noch heute hängen verwitterte Steckbriefe von Lucie an einzelne Bushaltestellen und Laternen. Niemand rief an. Recherchen des naheliegenden Tierheims und des Lokalradios blieben ergebnislos. Die heitere Stimmung eines langen Sommers wich der Tristesse des herannahenden Herbstes. - Nun gab es nur noch den kleinen Puma; doch der ließ sich immer weniger blicken, war doch ein Hausarrest über ihn verhängt worden aus Angst, er könne auch noch verschwinden. - Erst Kitty, jetzt Lucie. Was mochte geschehen sein? - Gift? - Ging gar ein Katzenmörder um? - Investigative abendliche Spaziergänge führten zwar zu Begegnungen mit "Verdächtigen" allerlei Couleur, aber sie brachten weder Kitty noch Lucie zurück. - Unser Schmerz war groß.


    Ende Oktober war mir klar, daß es nur eine Möglichkeit gab, der Trauer ein Ende zu setzen; ein eigenes Kätzchen! - Und erst in den Gesprächen mit meiner Freundin über diesen Gedanken, habe ich dann erfahren, daß sie zwar gegen Kleintierhaare allergisch ist, es gegen Katzenhaare aber nicht zwangsläufig sein muß. - In diesem Moment war mir klar: es wird nur eine Frage der Zeit sein bis wir ein eigenes Kätzchen haben werden; die Adoption eines Katzenkindes war nicht mehr aufzuhalten. Und so geschah Ende Oktober das, was ich jahrelang zwar stets in Erwägung gezogen hatte, dessen Realisierung jedoch stets unrealistisch schien: Wohnung und Garten mit einer Katze zu teilen. - War ich mir schon beim Einzug meiner Freundin wie ein Hasardeur vorgekommen, der die lang bewährte Einsamkeit ohne Not aufs Spiel setzte, so sah ich nun Bücher und Papiere vor meinem geistigen Auge von spitzen Pfötchen zerfetzt. Doch dann kam Murphy. -


    Als wir ihn aus dem Tierheim abholten, wo er sich mit zwanzig anderen Katzen ein kleines Gehege teilte, saß er ganz still und befangen in seiner Transportbox und schaute unsicher um sich. Zuhause angekommen tapste er zögernd heraus, um dann in einer großen Einkaufstüte zu verschwinden. Nichts konnte ihn hervorlocken. Er saß in dieser Tüte unter dem Küchentisch und gab keinen Laut von sich. Nach drei Stunden mochte ihn der Hunger heraus getrieben haben. Und nach dem ersten Fressen gab es auch bereits Zeichen einer stetig wachsenden Zuneigung. Noch am ersten Abend schlief er dann auf meiner Brust liegend ein. Seitdem hat sich dieses kleine Katerchen (ca. 6 Monate alt, ein genaues Geburtsdatum weiß man nicht) bei uns eingelebt und macht uns mit seinen Possierlichkeiten sehr viel Freude. - Sein Bedürfnis nach Zärtlichkeit ist grenzenlos und es vergeht kein Abend, an dem er nicht schnurrend auf meiner Brust liegt und sein Köpfchen an mein Kinn reibt. Natürlich ist der Kleine verspielt, jagt nach imaginären Mäuschen (zwei reale hat er uns inzwischen mundgerecht als Geschenk vor die Terrassentür gelegt), versteckt sich vor imaginären Feinden, reitet Scheinattacken ... und sein größter Feind ist ein lasergestütztes Fischchen, das es zu erhaschen gilt und sich doch nie fangen läßt.


    Nachdem er sich drei Monate eingewöhnt hat, darf er seit einigen Wochen nach draußen, die ersten Male in meiner Begleitung, neuerdings alleine. Es gibt eine Welt zu entdecken für ihn. Bäume, Sträucher, dichtes Laub, das angrenzende Wäldchen ... und natürlich: die ganze Katzen-Schickeria der Nachbarschaft. Diese findet sich seit einigen Wochen in unserem Garten ein und wird natürlich von uns hofiert und - falls nötig - auch beköstigt. Darunter befindet sich auch eine Verehrerin, die wir fälschlicherweise für einen Kater gehalten haben und aufgrund ihres Geschicks, sich Einlaß in unsere Wohnung zu verschaffen und ihres agentenhaften, konspirativen Verhaltens "007" genannt haben. "007" ist offensichtlich ein besitzerloses Katzi, das sich in unseren Murphy verliebt hat und seit Wochen unseren Garten belagert. Da es auch dort nächtigt, habe ich "ihm" ein kleines Häuschen gebastelt, worin der Agent seiner Majestät nun nächtigen kann - tägliche Futterrationen inbegriffen. Vor drei Wochen waren wir mit "007" beim Tierarzt: er hat keinen Chip, ist aber soweit gesund und gilt als "zugelaufen". "007" liebt Murphy, aber ihre Liebe wird keine Früchte tragen - Murphy ist kastriert. - Dann hat sich seit geraumer Zeit eine Rassekatze dazu gesellt, welche von der Gartenmauer herab lautstark auf ihren Sonderstatus als Zuchttier aufmerksam macht. Weil sie offensichtlich ein Bewußtsein ihrer besonderen Rasse entwickelt hat und zudem ein wenig hinkt, nennen wir sie Goebbels. - Goebbels hält bis tief in die Nacht Reden, die wir gottseidank nicht verstehen. (Manchmal hebt er sogar das rechte Pfötchen zum Hitlergruß; ich versuche, es ihm abzugewöhnen.) - Dann gibt es noch eine betagte dicke Katzendame, eine kleine Diva, die Murphy Avancen macht. Doch der schaut dabei absichtlich in die entgegengesetzte Richtung. Bleibt noch erwähnen der vermeintliche Papa der verschollenen Lucie, ein treuloser Hagestolz, der gelegentlich die ganze Katzenszenerie von einem Baum aus betrachtet mit dem kataskopischen Blick dessen, der immer schon gewußt hat, daß die Welt einer philosophischen Betrachtung nicht wert ist. - Bleibt noch der kleine Puma, der inzwischen zu einem mächtigen Puma herangewachsen ist und seit einer Woche um die Gunst von "007" buhlt - vergebens.


    Während ich all dies schreibe, schläft Murphy regungslos im Sessel neben mir. Obwohl er sich für Philosophie gar nicht interessiert, liebt er es, in der Bibliothek zu sein, die Bücherregale in inspizieren, das Rascheln von Buchseiten zu hören und das gleichförmige Klappern der Tastatur. - Wovon er wohl träumen mag? - Seine Pfötchen sind andächtig gefaltet. Ob Mama ihm das so beigebracht hat? - Wer war sie? - Was ist seine Vorgeschichte? - Niemand wird es je erfahren.


    Photos folgen in Kürze. -

    2 Mal editiert, zuletzt von Nauplios ()

  • ich hätte auch gern eine, aber meine Freundin hat leider eine Katzenhaar-Allergie. - :(


    Wie unvollständig unser Wissen über einen geliebten Menschen ist wissen wir seit Flaubert: Sie hat gar keine Katzenhaar-Allergie; sie reagiert nur allergisch auf Haare von Kleintieren (Meerschweinchen, Kaninchen). - Und das gibt mir die Möglichkeit, ein weiteres Kapitel in dieser Katzenhistorie aufzuschlagen. -


    Wenige Wochen nachdem ich Mitte Juli die Photos von Lucie, Puma und NoName hier ins Netz gestellt hatte, ist auch Lucie verschwunden. Irgendwann Anfang Herbst kam sie von einem ihrer nächtlichen Streifzüge nicht mehr zurück. Sofort eingeleitete Nachforschungen gingen ins Leere. Noch heute hängen verwitterte Steckbriefe von Lucie an einzelne Bushaltestellen und Laternen. Niemand rief an. Recherchen des naheliegenden Tierheims und des Lokalradios blieben ergebnislos. Die heitere Stimmung eines langen Sommers wich der Tristesse des herannahenden Herbstes. - Nun gab es nur noch den kleinen Puma; doch der ließ sich immer weniger blicken, war doch ein Hausarrest über ihn verhängt worden aus Angst, er könne auch noch verschwinden. - Erst Kitty, jetzt Lucie. Was mochte geschehen sein? - Gift? - Ging gar ein Katzenmörder um? - Investigative abendliche Spaziergänge führten zwar zu Begegnungen mit "Verdächtigen" allerlei Couleur, aber sie brachten weder Kitty noch Lucie zurück. - Unser Schmerz war groß.


    Ende Oktober war mir klar, daß es nur eine Möglichkeit gab, der Trauer ein Ende zu setzen; ein eigenes Kätzchen! - Und erst in den Gesprächen mit meiner Freundin über diesen Gedanken, habe ich dann erfahren, daß sie zwar gegen Kleintierhaare allergisch ist, es gegen Katzenhaare aber nicht zwangsläufig sein muß. - In diesem Moment war mir klar: es wird nur eine Frage der Zeit sein bis wir ein eigenes Kätzchen haben werden; die Adoption eines Katzenkindes war nicht mehr aufzuhalten. Und so geschah Ende Oktober das, was ich jahrelang zwar stets in Erwägung gezogen hatte, dessen Realisierung jedoch stets unrealistisch schien: Wohnung und Garten mit einer Katze zu teilen. - War ich mir schon beim Einzug meiner Freundin wie ein Hasardeur vorgekommen, der die lang bewährte Einsamkeit ohne Not aufs Spiel setzte, so sah ich nun Bücher und Papiere vor meinem geistigen Auge von spitzen Pfötchen zerfetzt. Doch dann kam Murphy. -


    Als wir ihn aus dem Tierheim abholten, wo er sich mit zwanzig anderen Katzen ein kleines Gehege teilte, saß er ganz still und befangen in seiner Transportbox und schaute unsicher um sich. Zuhause angekommen tapste er zögernd heraus, um dann in einer großen Einkaufstüte zu verschwinden. Nichts konnte ihn hervorlocken. Er saß in dieser Tüte unter dem Küchentisch und gab keinen Laut von sich. Nach drei Stunden mochte ihn der Hunger heraus getrieben haben. Und nach dem ersten Fressen gab es auch bereits Zeichen einer stetig wachsenden Zuneigung. Noch am ersten Abend schlief er dann auf meiner Brust liegend ein. Seitdem hat sich dieses kleine Katerchen (ca. 6 Monate alt, ein genaues Geburtsdatum weiß man nicht) bei uns eingelebt und macht uns mit seinen Possierlichkeiten sehr viel Freude. - Sein Bedürfnis nach Zärtlichkeit ist grenzenlos und es vergeht kein Abend, an dem er nicht schnurrend auf meiner Brust liegt und sein Köpfchen an mein Kinn reibt. Natürlich ist der Kleine verspielt, jagt nach imaginären Mäuschen (zwei reale hat er uns inzwischen mundgerecht als Geschenk vor die Terrassentür gelegt), versteckt sich vor imaginären Feinden, reitet Scheinattacken ... und sein größter Feind ist ein lasergestütztes Fischchen, das es zu erhaschen gilt und sich doch nie fangen läßt.


    Nachdem er sich drei Monate eingewöhnt hat, darf er seit einigen Wochen nach draußen, die ersten Male in meiner Begleitung, neuerdings alleine. Es gibt eine Welt zu entdecken für ihn. Bäume, Sträucher, dichtes Laub, das angrenzende Wäldchen ... und natürlich: die ganze Katzen-Schickeria der Nachbarschaft. Diese findet sich seit einigen Wochen in unserem Garten ein und wird natürlich von uns hofiert und - falls nötig - auch beköstigt. Darunter befindet sich auch eine Verehrerin, die wir fälschlicherweise für einen Kater gehalten haben und aufgrund ihres Geschicks, sich Einlaß in unsere Wohnung zu verschaffen und ihres agentenhaften, konspirativen Verhaltens "007" genannt haben. "007" ist offensichtlich ein besitzerloses Katzi, das sich in unseren Murphy verliebt hat und seit Wochen unseren Garten belagert. Da es auch dort nächtigt, habe ich "ihm" ein kleines Häuschen gebastelt, worin der Agent seiner Majestät nun nächtigen kann - tägliche Futterrationen inbegriffen. Vor drei Wochen waren wir mit "007" beim Tierarzt: er hat keinen Chip, ist aber soweit gesund und gilt als "zugelaufen". "007" liebt Murphy, aber ihre Liebe wird keine Früchte tragen - Murphy ist kastriert. - Dann hat sich seit geraumer Zeit eine Rassekatze dazu gesellt, welche von der Gartenmauer herab lautstark auf ihren Sonderstatus als Zuchttier aufmerksam macht. Weil sie offensichtlich ein Bewußtsein ihrer besonderen Rasse entwickelt hat und zudem ein wenig hinkt, nennen wir sie Goebbels. - Goebbels hält bis tief in die Nacht Reden, die wir gottseidank nicht verstehen. (Manchmal hebt er sogar das rechte Pfötchen zum Hitlergruß; ich versuche, es ihm abzugewöhnen.) - Dann gibt es noch eine betagte dicke Katzendame, eine kleine Diva, die Murphy Avancen macht. Doch der schaut dabei absichtlich in die entgegengesetzte Richtung. Bleibt noch erwähnen der vermeintliche Papa der verschollenen Lucie, ein treuloser Hagestolz, der gelegentlich die ganze Katzenszenerie von einem Baum aus betrachtet mit dem kataskopischen Blick dessen, der immer schon gewußt hat, daß die Welt einer philosophischen Betrachtung nicht wert ist. - Bleibt noch der kleine Puma, der inzwischen zu einem mächtigen Puma herangewachsen ist und seit einer Woche um die Gunst von "007" buhlt - vergebens.


    Während ich all dies schreibe, schläft Murphy regungslos im Sessel neben mir. Obwohl er sich für Philosophie gar nicht interessiert, liebt er es, in der Bibliothek zu sein, die Bücherregale in inspizieren, das Rascheln von Buchseiten zu hören und das gleichförmige Klappern der Tastatur. - Wovon er wohl träumen mag? - Seine Pfötchen sind andächtig gefaltet. Ob Mama ihm das so beigebracht hat? - Wer war sie? - Was ist seine Vorgeschichte? - Niemand wird es je erfahren.


    Photos folgen in Kürze. -

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  • Murphy in der Küche:

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