Wer ist ein gebildeter Mensch?

  • Selbst ungebildete, halbgebildete oder dumme Menschen haben das Bedürfnis als gebildet zu gelten. Aber wer ist eigentlich ein gebildeter Mensch? Der Philosoph Robert Spaemann hat ein Profil eines Gebildeten Menschen erstellt:





    • Ein gebildeter Mensch hat den animalischen Egozentrismus hinter sich gelassen." Es interessiert ihn, "wie die Welt aus anderen Augen aussieht".
    • Sein Selbstwertgefühl kann deutlich und stark sein, weil er es "nicht aus dem Vergleich mit anderen bezieht".
    • Er spricht eine "differenzierte, nuancenreiche" und persönliche Sprache. Er kann es sich leisten, "einfache Sachverhalte einfach auszudrücken". " Er beherrscht oft eine Wissenschaftssprache, aber er wird nicht von ihr beherrscht.
    • Er ist in hohem Maß genussfähig.
    • "Das Fremde ist ihm eine Bereicherung."
    • Vor allem aber weiß er, "dass Bildung nicht das Wichtigste ist. Ein gebildeter Mensch kann sehr wohl zum Verräter werden. Die innere Distanz, die ihn auszeichnet, macht ihm den Verrat sogar leichter als anderen Menschen. Bildung schafft eine menschenwürdige Normalität."
    • "Gebildete Menschen haben aneinander Freude". (Robert Spaemann: Wer ist ein gebildeter Mensch? In: Scheidewege, Heft 94/95)



    In Spaemanns Charakteristik des gebebildeten Menschen dominieren positive Persönlichkeitsdispositionen die von der Bildung verstärkt oder hervorgerufen werden. Der gebildete Mensch ist bei Spaemann moderat, kommunikativ, tolerant, offen, multikulturell, transsubjektiv und selbstbewusst. Insoweit hat sich Spaemann in eine höhere Sphäre der Bildungsdefinition gewagt als was im allgemeinen mit Bildung assoziierte wird.


    Wenn in der heutigen politischen und öffentlichen Diskussion von Bildung gesprochen wird, dann wird die Schulbildung und Berufsbildung thematisiert. Damit wird Bildung als Fachwissen klassifiziert und auf ein ökonomisches Niveau gehoben auf dem jeder der eine Berufsausbildung besitzt, ob als HandwerkerInn oder als AkademikerInn, als gebildeter Mensch gesehen wird.


    Hier wird die Differenzierung von Bildung und Wissen notwendig insofern man Bildung als ein komplexes Instrument des Weltverständnisses und der Interpretation der Wirklichkeit betrachten will. Dem anzuschließen ist die Klärung des Begriffs „ Wissen“, für den ebenfalls keine einheitliche Definition vorliegt.


    Eine deutliche Abgrenzung zum Begriff Bildung ist in der Tatsache zu sehen, dass Bildung durch seinen reflexiven Charakter über Wissen hinausgeht: Wissen dient der Bildung als Voraussetzung, trägt jedoch nur zur Bildung bei, wenn ein Individuum sich mit ihm hinsichtlich seiner Bedeutung für die eigene Person und die Umwelt auseinandersetzt.“ (S. Heidecke: Die Rolle des Wissens im Identitätsprozess. 2008 ).


    „Bildung ist ein Ganzheitsbegriff, der alle Dimensionen von Menschsein, die geistige und tätige, die kognitive und emotionale, die materielle und spirituelle Dimension einschließt“. (Max Fuchs: Persönlichkeit und Subjektivität, 2001).
    Aus der Reichhaltigkeit des Definitionsrepertoire sei noch der Philosoph Hans Blumenberg herausgestellt der erklärte „Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles vergessen hat […] Bildung ist kein Arsenal, Bildung ist ein Horizont“.


    In diesem Sinne bleibt ein Physiker „nur“ ein Physiker, und ein Philosoph „nur“ ein Philosoph, der einen Teilabschnitt der Wirklichkeit berufsmäßig untersucht. In wieweit hier von gebildeten Menschen gesprochen werden kann hängt von seiner geistigen, persönlichkeitsspezifischen Fähigkeit zur Interdisziplinarität ab, die auf Grund seiner schulischen Vorbildung, persönliche Erfahrungen und außerberufliche oder intellektuell- autodidaktische Bildung als Verknüpfungsmodus eingesetzt werden kann.


    Aber welche Art von Bildung muss man besitzen um sich selbst als gebildeter Mensch bezeichnen zu können oder als dieser zu gelten?


    Mit zunehmender Verstimmung der Naturwissenschaftler wird Im Allgemeinen der gebildete Mensch eng mit dem Wissen über die Geisteswissenschaften verknüpft. Folgt man der Definition von Bildung als geistigen Einzugsbereich zur Erklärung von Wirklichkeit und Realität, so steht das geisteswissenschaftliche Wissen über den schöpferischen Menschen und seinem Weltbezug,- dem der Experiment-, Mess- und Datenanalyse der Naturwissenschaften gegenüber.


    Der charakteristische Kontrast zwischen der analytisch-rationalen Naturwissenschaften und der universell-intellektuellen Geisteswissenschaften wird in der Einteilung von zwei Kulturen deutlich, wie sie C. P. Snow in seinen 1959 veröffentlichen Buch The Tow Cultures formuliert hat. Die Natur- und Geisteswissenschaften bieten zwei unterschiedliche Formen der Wirklichkeitserklärung an, wobei sich die literarisch Intellektuellen, mit dem Instrument ihrer geisteswissenschaftlichen Bildung und ihrem holistischen Weltverständnis, über die naturwissenschaftliche Laborerkenntnissen stellen...


    Wer ist ein gebildeter Mensch?


    (>Bildung und Verhalten)


    Mfg


    michael culus

  • Selbst ungebildete, halbgebildete oder dumme Menschen haben das Bedürfnis als gebildet zu gelten. Aber wer ist eigentlich ein gebildeter Mensch? Der Philosoph Robert Spaemann hat ein Profil eines Gebildeten Menschen erstellt:





    • Ein gebildeter Mensch hat den animalischen Egozentrismus hinter sich gelassen." Es interessiert ihn, "wie die Welt aus anderen Augen aussieht".
    • Sein Selbstwertgefühl kann deutlich und stark sein, weil er es "nicht aus dem Vergleich mit anderen bezieht".
    • Er spricht eine "differenzierte, nuancenreiche" und persönliche Sprache. Er kann es sich leisten, "einfache Sachverhalte einfach auszudrücken". " Er beherrscht oft eine Wissenschaftssprache, aber er wird nicht von ihr beherrscht.
    • Er ist in hohem Maß genussfähig.
    • "Das Fremde ist ihm eine Bereicherung."
    • Vor allem aber weiß er, "dass Bildung nicht das Wichtigste ist. Ein gebildeter Mensch kann sehr wohl zum Verräter werden. Die innere Distanz, die ihn auszeichnet, macht ihm den Verrat sogar leichter als anderen Menschen. Bildung schafft eine menschenwürdige Normalität."
    • "Gebildete Menschen haben aneinander Freude". (Robert Spaemann: Wer ist ein gebildeter Mensch? In: Scheidewege, Heft 94/95)



    In Spaemanns Charakteristik des gebebildeten Menschen dominieren positive Persönlichkeitsdispositionen die von der Bildung verstärkt oder hervorgerufen werden. Der gebildete Mensch ist bei Spaemann moderat, kommunikativ, tolerant, offen, multikulturell, transsubjektiv und selbstbewusst. Insoweit hat sich Spaemann in eine höhere Sphäre der Bildungsdefinition gewagt als was im allgemeinen mit Bildung assoziierte wird.


    Wenn in der heutigen politischen und öffentlichen Diskussion von Bildung gesprochen wird, dann wird die Schulbildung und Berufsbildung thematisiert. Damit wird Bildung als Fachwissen klassifiziert und auf ein ökonomisches Niveau gehoben auf dem jeder der eine Berufsausbildung besitzt, ob als HandwerkerInn oder als AkademikerInn, als gebildeter Mensch gesehen wird.


    Hier wird die Differenzierung von Bildung und Wissen notwendig insofern man Bildung als ein komplexes Instrument des Weltverständnisses und der Interpretation der Wirklichkeit betrachten will. Dem anzuschließen ist die Klärung des Begriffs „ Wissen“, für den ebenfalls keine einheitliche Definition vorliegt.


    Eine deutliche Abgrenzung zum Begriff Bildung ist in der Tatsache zu sehen, dass Bildung durch seinen reflexiven Charakter über Wissen hinausgeht: Wissen dient der Bildung als Voraussetzung, trägt jedoch nur zur Bildung bei, wenn ein Individuum sich mit ihm hinsichtlich seiner Bedeutung für die eigene Person und die Umwelt auseinandersetzt.“ (S. Heidecke: Die Rolle des Wissens im Identitätsprozess. 2008 ).


    „Bildung ist ein Ganzheitsbegriff, der alle Dimensionen von Menschsein, die geistige und tätige, die kognitive und emotionale, die materielle und spirituelle Dimension einschließt“. (Max Fuchs: Persönlichkeit und Subjektivität, 2001).
    Aus der Reichhaltigkeit des Definitionsrepertoire sei noch der Philosoph Hans Blumenberg herausgestellt der erklärte „Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles vergessen hat […] Bildung ist kein Arsenal, Bildung ist ein Horizont“.


    In diesem Sinne bleibt ein Physiker „nur“ ein Physiker, und ein Philosoph „nur“ ein Philosoph, der einen Teilabschnitt der Wirklichkeit berufsmäßig untersucht. In wieweit hier von gebildeten Menschen gesprochen werden kann hängt von seiner geistigen, persönlichkeitsspezifischen Fähigkeit zur Interdisziplinarität ab, die auf Grund seiner schulischen Vorbildung, persönliche Erfahrungen und außerberufliche oder intellektuell- autodidaktische Bildung als Verknüpfungsmodus eingesetzt werden kann.


    Aber welche Art von Bildung muss man besitzen um sich selbst als gebildeter Mensch bezeichnen zu können oder als dieser zu gelten?


    Mit zunehmender Verstimmung der Naturwissenschaftler wird Im Allgemeinen der gebildete Mensch eng mit dem Wissen über die Geisteswissenschaften verknüpft. Folgt man der Definition von Bildung als geistigen Einzugsbereich zur Erklärung von Wirklichkeit und Realität, so steht das geisteswissenschaftliche Wissen über den schöpferischen Menschen und seinem Weltbezug,- dem der Experiment-, Mess- und Datenanalyse der Naturwissenschaften gegenüber.


    Der charakteristische Kontrast zwischen der analytisch-rationalen Naturwissenschaften und der universell-intellektuellen Geisteswissenschaften wird in der Einteilung von zwei Kulturen deutlich, wie sie C. P. Snow in seinen 1959 veröffentlichen Buch The Tow Cultures formuliert hat. Die Natur- und Geisteswissenschaften bieten zwei unterschiedliche Formen der Wirklichkeitserklärung an, wobei sich die literarisch Intellektuellen, mit dem Instrument ihrer geisteswissenschaftlichen Bildung und ihrem holistischen Weltverständnis, über die naturwissenschaftliche Laborerkenntnissen stellen...


    Wer ist ein gebildeter Mensch?


    (>Bildung und Verhalten)


    Mfg


    michael culus

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