Viele Philosophen vertre/aten (früher) eine Auffassung, nach der unser Leben ein Spiel bei verschlossenen Türen ist. Ob wir wirklich in unseren Geist eingeschlossen sind, ist in diesem Forum Gegenstand ausgiebiger Diskussionen. In diesem Thread will ich eine Postion diskutieren, die dieser nachgerade entgegen gesetzt ist. Was sind die Grenzen des Geistes? Damit sind nicht die Grenzen unserer Erkenntnisfähigkeit gemeint, sondern die Frage, wo der Geist endet und wo der Rest der Welt beginnt.
Drei mögliche Antworten lauten:
- Die Grenze sind unsere Haut oder der Schädel. Was sich jenseits dieser Markierungen befindet ist außerhalb des Geistes
- "Bedeutungen sind nun mal nicht im Kopf" (Putnam) und dieser Externalismus der Bedeutung kann in einen Externalismus des Geistes übergehen, wie die beiden Autoren vermuten ...
- Die beiden Autoren Andy Clark und David Chalmers (das ist der mit den Zombies) vertreten in ihrem Aufsatz "der ausgedehnte Geist" eine weitere, wie sie betonen ganz andere Art von Externalismus, den sie "aktiven Externalismus nennen". Er basiert auf der aktiven Rolle der Umwelt bei der Steuerung kognitiver Prozesse.
Der Aufsatz geht gleich in medias res und ich will es den Autoren gleich tun
Hier zitiere ich das einleitende Gedankenexperiment, den Beginn von Absatz 2 der "ausgedehnte Kognition" überschrieben ist:
Quote from Andy Clark und David Chalmers,"der ausgedehnte Geist"Man betrachte drei Fälle menschlichen Problemlösens:
(1) Eine Person sitzt vor einem Computerbildschirm, der Bilder von verschiedenen zweidimensionalen geometrischen Formen zeigt, und wird gebeten, Fragen zu beantworten, die das potentielle Einpassen solcher Formen in abgebildete „Fassungen“ betreffen. Um die Passform einschätzen zu können, muss die Person die Formen mental drehen, um sie mit den Fassungen abzugleichen.
(2) Eine Person sitzt vor einem ähnlichen Computerbildschirm, aber dieses Mal kann sie wählen: entweder das Bild durch das Drücken eines Rotationsschalters auf dem Schirm physisch zu drehen oder wie zuvor das Bild mental zu drehen. Es scheint zudem nicht unrealistisch, anzunehmen, dass zu der physischen Rotationsfunktion ein Geschwindigkeitsvorteil hinzukommt.
(3) Irgendwann in der Cyberpunk-Zukunft sitzt eine Person vor einem ähnlichen Bildschirm. Diese Akteurin hat indes den Vorteil eines neuronalen Implantats, das die Rotationsfunktion genauso schnell durchführen kann wie der Computer in dem vorangegangenen Beispiel. Die Akteurin muss immer noch wählen, welches interne Mittel sie gebraucht (das Implantat oder die gute altmodische mentale Drehung), da jedes Mittel verschiedene Ansprüche an die Aufmerksamkeit und andere, gleichzeitig ablaufende Hirnaktivitäten stellt.
Die Autoren fragen direkt im Anschluss "Wie viel Kognition ist in diesen Fällen gegeben?" und schlagen vor, dass die drei Fälle ähnlich sind. Fall (3) mit dem neuronalen Implantat ist nach ihrer Ansicht mit Fall (1) gleichwertig. Fall (2) zeigt die gleiche Form von "computational structure" wie der dritte Fall, allerdings verteilt "verteilt auf die Handelnde und den Computer anstatt der Internalisierung in die Handelnde."
Sie fragen weiter: Wenn wir die Rotation im dritten Fall als kognitiv ansehen, warum sollte dann Fall (2) so völlig verschieden sein? Nun kommt - auch für die (hoffentlich folgende) Diskussion ein wichtiger Punkt: Als Argument kann man hier nicht die Haut- oder Schädelgrenze anführen, weil genau das ja in Frage und zur Diskussion steht. "Aber anscheinend unterscheiden sich die Fälle in nichts anderem."
Ich gebe zu, dass ich mit diesen Ideen sympathisiere, mich aber noch nicht intensiv damit beschäftigt habe. Am liebsten würde ich das Thema als Lesethread behandeln. Ich will aber nicht, dass sich User deswegen in Unkosten stürzen
... Gibt es Interesse an dem Thema? Wenn sich einige neugierige (und argumentationsfreudige) User zusammen finden, dann wird man vielleicht einen gangbaren Weg finden, den Aufsatz gemeinsam und (vermutlich) kontrovers zu diskutieren.